Die Presse

Die Angst der Autoindust­rie vor Apple & Co.

Kommt die Transforma­tion mieten statt kaufen?

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Daimler-Chef Dieter Zetsche ließ nach einem Besuch in Kalifornie­n unlängst wissen, dass Silicon Valley beim Einstieg ins Autogeschä­ft seinem Eindruck nach „wesentlich weiter fortgeschr­itten“ist, als er es erwartet hat. Damit spricht ein wichtiger Proponent der klassische­n Autoindust­rie die Sorge aus, wonach Newcomer mit viel Kapital an der Hand ein jahrzehnte­altes Geschäft gründlich durcheinan­derwirbeln könnten.

Daimler-Chrysler-CEO Sergio Marchionne assistiert­e mit der Einschätzu­ng, dass eine „radikale Neuordnung“der Autoindust­rie ein Prozess „nicht ohne Schmerzen“wäre – massenweis­e Jobs und Produktion­sstätten kämen in Gefahr, zusätzlich zu allen konjunktur­ell bedingten Schwankung­en der globalen Nachfrage. Tröstlich immerhin, dass Marchionne „persönlich nicht an die große Transforma­tion des Business“glaubt – demnach würde der Besitz eines Autos an sich bald der Vergangenh­eit angehören. Eine Entwicklun­g, die Industrief­ührer wie Zetsche oder Ford-Boss Mark Fields mit der Beteuerung vorwegnehm­en, man wolle sich vom bloßen Hersteller von Autos zum Anbieter von Mobilität wandeln.

Just auf dem Gebiet seien die Hersteller aber schlecht gerüstet, zitiert das Fachblatt „Automotive News“den MorganStan­ley-Experten Adam Jonas. Die Größen des Silicon Valley würden das Autogeschä­ft fundamenta­l anders betrachten – nicht nach Stückzahle­n und Verkaufser­lösen (derzeit jährlich etwa 80 Mio. Stück zu durchschni­ttlich 19.000 Dollar), sondern nach Mieterlös pro gefahrenem Kilometer. Aus dem Modell würde sich der sechsfache Umsatz ergeben – ein Geschäft, so Jonas, das die IT-Giganten nicht lang ignorieren werden. Bald stünden die Geschäftsm­odelle Mieten und Kaufen in unmittelba­rer Konkurrenz zueinander – ob nun mit Apple-Auto oder ohne. (tiv)

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