Nun fährt er sich, wie er aussieht
Neuvorstellung. Das Segment der kompakten SUV greift um sich – darin behauptet sich seit 20 Jahren einer der Begründer. Nun ist der Kia Sportage in vierter Generation auf dem Markt.
Die Marke Kia kann nun wirklich nicht mehr als Newcomer gelten, aber sie hat immer noch den Nimbus des Eroberers: Man erhöht seine Marktanteile, indem man sie anderen wegnimmt. Allein beim Sportage liegen die Dinge ein bisschen anders. Das kompakte SUV vermittelt der relativ jungen koreanischen Marke etwas höchst Begehrtes – nämlich eine Art Tradition. Die Modellreihe ist seit 20 Jahren auf dem Markt, und nun, in vierter Generation, kann sie sich auf eine solide gewachsene Fangemeinde stützen. Das Modell ist Kias erfolgreichstes in Europa (in Österreich nur vom golfigen Ceed geschlagen) und versinnbildlicht den Anspruch des Herstellers wohl am besten: eine ganze Menge Auto fürs Geld.
So richtige Kampfpreise spielt es inzwischen zwar nicht mehr – wer will schon dauerhaft Diskonter sein? –, aber bereits in der Basisversion (mit 132-PS-Benziner, ab 23.990 Euro) bekomme man schon ein richtiges Auto, so der Importeur, im Gegensatz zu eher rein theoretischen Dispositionen manch anderer Hersteller.
Weit gediehen
Wie weit die Ansprüche heute indes reichen, zeigen topausgestattete Allrad- und Automatikvarianten, in denen der Sportage mühelos die 40.000-Euro-Grenze erklimmt. Die Wahrheit auf dem heimischen Markt liege ziemlich genau in der Mitte: Mehrheitsfähig wären an die 30.000 Euro für den 2,0-Liter-Diesel mit 136 PS und Allrad, da ist schon das allermeiste in Leder ausgeführt, da werden die Sitze ebenso wie das Lenkrad beheizt.
Der erste Sportage, rustikal mit Reserverad am Heck, wurde noch als neuzeitlicher 4 x 4-Panda für Hüttenwirte beworben. Das drehte sich über die Jahre stark in Rich- tung urbaner SUV-Chic. Der letzte Sportage hat in der Hinsicht einiges hergemacht, da schlug Designer Peter Schreyers Ambition, für überschaubare Summen möglichst viel optische Attraktion zu bieten, voll durch.
Insofern lässt die rhetorische Begleitmusik der neuen Generation, wonach sie nun auch so gut zu fahren wäre, wie sie aussähe, aufhorchen. Der neue Sportage ist eine komplette Neukonstruktion (im praktischen Konzernverbund mit dem Hyundai-Pendant Santa Fe),´ und tatsächlich merkt man das auf Anhieb, schon auf den ersten Metern. Auch nur entfernt sportlich fuhr sich der Vorgänger nämlich nicht, ein schneller Lastwechsel, etwa bei einem Ausweichmanöver oder einer flott angegangenen Kurve, wurde von der wenig steifen Karosserie und dem weichen Fahrwerk mit schwammigen Reaktionen quittiert, eine überraschende Schwäche in einem sich sonst proper anfühlenden Auto. Und eine, die nachhaltig ausgemerzt wurde, der Sportage entspricht dem heutigen Bild einer Alleskönner-Kategorie, die sich eben auch auf einer unterhaltsam gewundenen Landstraße nicht verweigert. Müßig zu sagen, dass die neue Straffheit nicht mit einem unkomfortablen Abrollverhalten erkauft wurde. Es wurde zudem merkbar leiser an Bord.
Weil die neue Plattform an Größe zugelegt hat (plus vier Zentimeter in der Länge, wobei drei dem Radstand zugutekommen), gibt es mehr Platz für die Passagiere und immerhin 15 Liter mehr Volumen im Gepäckabteil. Die Heckklappe öffnet optional automatisch, wobei wir nicht ganz sicher sind, ob die Funktionsweise ein Segen ist: Statt zum Auslösen mit dem Fuß unter der Schürze zu wedeln, muss man drei Sekunden lang bloß verharren – die können aber lang sein, wenn man voll beladen auf gnädiges Öffnen wartet.
Zum neuen Stand bei den Assistenzsystemen will Kia auch bei der Konnektivität nicht hintanstehen, die Dienste holt man sich mit Erwerb des Navis an Bord, die Nutzung ist für die ersten sieben Jahre inkludiert. Die zwei Dieselmotoren in drei Leistungsstufen werden sich mangels AdBlue bei kritischen Abgasmessungen erwartbar schwer tun, die Benziner wären als Alternative ins Auge zu fassen: In Topversion mit 177 PS gibt es das hauseigene Doppelkupplungsgetriebe dazu. Der Allradantrieb stützt sich auf das System von Magna – Kias nettes Häppchen made in Austria.