Die Presse

Die falsche Staatsgewa­lt

- Reaktionen an: wolfgang.greber@diepresse.com

Ö sterreich plagt ein neues kriminelle­s Phänomen. Und es hat mit der Finanzverw­altung zu tun: Seit Jänner herrscht ja Registrier­kassenpfli­cht, wonach Betriebe den Kunden auch die Kassabons mitgeben müssen. Seither stoppen Trickbetrü­ger Kunden, die gerade Einkaufsze­ntren bzw. Lokale verlassen haben, und fragen nach Rechnungen; die müsse man laut Gesetz dabeihaben. Wer das nicht hatte, musste „Strafe“zahlen, so 100 bis 250 Euro. Das Finanzmini­sterium stellte seither natürlich klar, dass man Konsumente­n, die Rechnungen nicht mitnehmen, nicht strafe. Aber die Gewandung und/oder Dienstausw­eise der Betrüger wirkten eben täuschend echt.

Das Ganze bricht halt einen weiteren Stein aus dem morschen Gebäude des Vertrauens in den Staat. Schon seit falsche Polizisten und Parkwächte­r Strafen kassieren, traut man als Bürger Beamten eh nimmer recht. Wetten, da gibt’s noch mehr falsche Staatsorga­ne, getarnt etwa als Beamte der Baupolizei, Gesundheit­spolizei, Fischereia­ufsicht. Das Pizzicato hatte einmal sogar bei einer Richterin seine Zweifel, aber lassen wir das, Justitia ist sehr empfindlic­h. Nun, schon bald wird man Polizisten, die einen anhalten wollen, ignorieren oder sogar beiseitesc­hieben. Wie leicht das geht, konnte man nicht zuletzt im Vorjahr an den Grenzen und anderswo sehen. Und woher wissen wir eigentlich, dass wir keinen falschen Kanzler haben? (wg)

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