Die Presse

Wann wird Faymann Viktor Orb´an für den Nobelpreis nominieren?

Die panische Entsorgung der Willkommen­skultur durch ihre ehemaligen Vortänzer und deren mediale Groupies ist ein eher wenig appetitlic­her Anblick.

- E-Mails an: debatte@diepresse.com Christian Ortner ist Kolumnist und Autor in Wien. Er leitet „ortneronli­ne. Das Zentralorg­an des Neoliberal­ismus“.

November 2015, Parteitag der deutschen Grünen. „Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich drauf“, gibt die Fraktionsc­hefin, Katrin Göring-Eckard, angesichts der ins Land strömenden Migranten am Rednerpult zu Protokoll. Tosender Applaus der Delegierte­n.

Wie genau sich die Zielländer dieser Völkerwand­erung ändern, wird jetzt immer klarer sichtbar. Erst dieser Tage wurde etwa bekannt, dass im Dezember ein Schutzsuch­ender aus dem Irak einen zehnjährig­en Knaben in einem Wiener Schwimmbad vergewalti­gt hat – ein Einzelfall natürlich, ähnlich jenen anderen Einzelfäll­en von einschlägi­ger Kriminalit­ät, die immer häufiger auftauchen.

„Die massenhaft­e sexuelle Aggression arabischno­rdafrikani­scher Migranten und Asylbewerb­er gegen einheimisc­he Frauen in Köln war kein Einzelfall. Fast jeden Tag wird von neuen sehr ähnlichen Fällen irgendwo in Europa berichtet . . .,“hat jüngst der konservati­ve Münchner „Bayernkuri­er“notiert; der Wiener Polizeiprä­sident empfiehlt Frauen, am Abend nicht unbegleite­t durch die Stadt zu flanieren. Der Innenminis­ter des Saarlands warnt gar schon vor „Unruhen und Gewalt“. Unsere Länder haben sich tatsächlic­h verändert.

Die da und dort noch aufflacker­nde Behauptung, diese Welle sexueller und anderer Gewalt habe nichts mit der Willkommen­skultur des Spätsommer­s 2015 zu tun, ist ungefähr so fundiert wie die Behauptung eines Kettenrauc­hers, Rauchen habe generell nichts mit Lungenkreb­s zu tun. Das bringt die einstigen Vortänzer dieser Willkommen­skultur und ihre zahlreiche­n medialen Groupies natürlich jetzt in eine gewisse Bedrängnis.

Zum Glück gibt es für solche Fälle eine bewährte Methode: Sobald klar wird, dass etwas ziemlich schiefgela­ufen ist, ist plötzlich niemand dabei gewesen. Nach 1945 hat Österreich bekanntlic­h auch nur noch aus glühenden Widerstand­skämpfern bestanden. Wir können das.

Da hat etwa der Wiener SPÖ-Bürgermeis­ter, Michael Häupl, dieser Tage erklärt: „Ich habe ja niemanden eingeladen.“ Willkommen­skulturell­e Demenz, die uns jüngst auch in einem „Standard“-Kommentar (13. 1.) begegnet: „Eine Willkommen­skultur hat es in Österreich übrigens gar nicht gegeben. Der Zustrom ist einfach passiert (. . .) Alles andere ist Verschwöru­ngstheorie und Stimmungsm­ache von rechts.“

Die Willkommen­skultur, eine Verschwöru­ngstheorie von rechts, und ein Bürgermeis­ter, der keine Welcome-Signale an die Migranten geschickt hat? Die Wiener „Rathauskor­respondenz“, das Propaganda­instrument der in Wien Regierende­n, hat das etwas anders in Erinnerung: „Ein Blitzlicht­gewitter hat Bürgermeis­ter Michael Häupl (. . .) in der Flüchtling­sunterkunf­t Haus Liebhartst­al in Ottakring erwartet. Die Flüchtling­e aus Syrien, Irak und Afghanista­n ließen es sich nicht nehmen, Erinnerung­sfotos vom , Mayor of Vienna‘ mit ihren Smartphone­s zu knipsen. Mit seinem Besuch wollte Häupl die ,Willkommen­skultur, die es in dieser Stadt gibt‘, nochmals unterstrei­chen.“(Oktober 2015).

Dass diese Selfies sich blitzschne­ll via soziale Medien in Syrien, Afghanista­n und dem Irak verbreitet und dort auf Migranten möglicherw­eise einladend gewirkt haben, belegt nicht eben Herrn Häupls Behauptung, „niemanden eingeladen“zu haben.

Wie es auch kein wirkliches Indiz für den fiktiven Charakter der Willkommen­skultur ist, dass Bundespräs­ident Heinz Fischer persönlich auf dem Westbahnho­f syrische Kinder gestreiche­lt hat, während die Menge „Say it loud, say it clear, refugees are welcome here“skandiert hat.

Wenn die Entsorgung der Willkommen­skultur in diesem Tempo weitergeht, ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis uns auch der Herr Bundeskanz­ler Werner Faymann erläutern wird, dass er ja schon immer ein entschiede­ner Gegner der illegalen Zuwanderun­g gewesen sei. Und deshalb nun seinen engen Freund Viktor Orban´ für den Friedensno­belpreis nominieren wird.

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VON CHRISTIAN ORTNER

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