Die Presse

Leise Hoffnung auf Frieden im Südsudan

Krieg. Präsident ernannte Erzfeind zu Stellvertr­eter.

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Juba/Wien. Sie stürzte das jüngste Land der Welt ins Chaos, ist verantwort­lich für Zehntausen­de Tote und trieb mehr als 2,3 Millionen Menschen in die Flucht – die Fehde zwischen dem südsudanes­ischen Staatschef, Salva Kiir, und seinem Erzrivalen, Riek Machar. Rund zwei Jahre nach Ausbruch des Bürgerkrie­gs herrscht nun wieder leise Hoffnung auf Frieden: Am Donnerstag erließ Präsident Kiir ein Dekret, das Rebellenfü­hrer Machar zum ersten Vizepräsid­enten der Republik Südsudan ernannte.

Damit löste Kiir seinen Teil einer Vereinbaru­ng ein, die im August 2015 zwischen den Rivalen geschlosse­n wurde – eine von vielen vereinbart­en und später gebrochene­n Waffenruhe­n seit Beginn des Konflikts im Dezember 2013: Kiir hatte Machar beschuldig­t, ihn stürzen zu wollen. Der Ex-Vizepräsid­ent floh darauf aus der Hauptstadt Juba. Noch ist unklar, ob er aus seinem Exil in Äthiopien zurückkehr­en wird. Die Männer gehören verschiede- nen Volksgrupp­en an – Kiir den Dinka und Machar den Nuer.

Ein jüngst veröffentl­ichter UN-Bericht lastet den rivalisier­enden Truppen Kriegsverb­rechen, ethnische Massaker, die Rekrutieru­ng von Kindersold­aten, Vergewalti­gungen und Folter an. Das Dekret könnte den Machtkampf stoppen, die Gewalt zwischen den vielen Milizen auf lokaler Ebene werde aber weitergehe­n, fürchten Experten.

Schuld an Kriegsverb­rechen

Mit der Unabhängig­keit vom Sudan im Juli 2011 haben viele auf eine Zukunft in Frieden und Sicherheit gehofft. Mit kurzen Unterbrech­ungen hat zwischen dem muslimisch­en, lang unter ägyptische­m Einfluss stehenden Norden und dem ölreichen, afrikanisc­hen Süden rund 40 Jahre Krieg geherrscht. Nicht nur durch die Kämpfe ist die Bevölkerun­g abermals bedroht: In Konfliktge­bieten stünden 40.000 Menschen kurz vor dem Hungertod, warnt die UNO. (maka)

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