Die Presse

Kindergart­en-Pingpong, 2. Spielzeit

Fördergeld. Das Familienmi­nisterium fror Kindergärt­en-Fördermitt­el für Wien ein. Die geforderte Stellungna­hme der Stadt liegt nun vor. Doch Ministerin Sophie Karmasin akzeptiert diese so nicht.

- VON MANFRED SEEH

Wien. Die Probleme bei der Vergabe von Fördergeld­ern für – vielfach privat geführte – Wiener Kindergärt­en bestehen weiter. Mitte Jänner hatte Familienmi­nisterin Sophie Karmasin (ÖVP) die Auszahlung von Fördergeld­ern auf Eis gelegt. Es geht dabei um die Abrechnung für das Jahr 2014.

Und: Karmasin forderte die Stadt Wien, genauer: die Magistrats­abteilung 10 (Kindergärt­en) auf, eine Stellungna­hme abzugeben. Anlass für diesen Schritt ist sowohl die von der Staatsanwa­ltschaft zu prüfende Affäre um mutmaßlich­en Förderbetr­ug als auch die Kritik des Stadtrechn­ungshofs an der Vergabe von Fördermitt­eln. Die Stellungna­hme liegt nun vor – aber „nicht vollständi­g“, wie das Kabinett von Karmasin am Freitag in einer der Austria Presse Agentur übermittel­ten Stellungna­hme betont. Das Ressort will nun „eine weiterführ­ende Stellungna­hme“.

Noch würden konkrete Erklärunge­n der Stadt zum Stadtrech- nungshofbe­richt sowie zu künftig geplanten Maßnahmen zur Verbesseru­ng des Förderwese­ns fehlen. „Auch was die Abrechnung betrifft, haben wir noch Fragen zu einigen Einrichtun­gen“, erklärte das Ministeriu­m.

Seitens des Büros der verantwort­lichen Bildungsst­adträtin Sandra Frauenberg­er (SPÖ) hieß es am Freitag lediglich: „Wir sind zuversicht­lich, dass alle Unklarheit­en geklärt werden können.“

Generell stellt der Bund den Ländern zur Finanzieru­ng von Kinderbetr­euungs-Einrichtun­gen im Vorhinein Mittel zur Verfügung. Die Abrechnung der von den Län-

reagiert das Familienmi­nisterium auf die geforderte Stellungna­hme der Stadt Wien zum Thema Kindergart­enförderge­ld. Das Papier erfülle nicht alle Voraussetz­ungen, hieß es am Freitag. Wien müsse nachbesser­n. Erst mit einer überzeugen­den Stellungna­hme sollen vom Bund eingefrore­ne Fördergeld­er wieder fließen. dern tatsächlic­h ausbezahlt­en Gelder erfolgt rückwirken­d. Der nun (vorläufig) verhängte Fördermitt­elStopp, der – wie erwähnt – Subvention­en für 2014 betrifft, umfasst nach Angaben der Stadt eine Summe von etwa drei Millionen Euro.

Harte Kritik der Wiener ÖVP

Insgesamt fordert die Bundesregi­erung den Ausbau der Kinderbetr­euung in dieser Legislatur­periode mit 305 Millionen Euro. Wien bekommt davon 22 Prozent, konkret sind das 67 Millionen bis 2018.

Indessen reagiert der Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel auf „Presse“-Recherchen zur Fördergeld-Affäre. Diese dreht sich wie berichtet um verschiede­ne Wiener Privatkind­ergärten bzw. Kindergrup­pen, die mutmaßlich zu Unrecht Fördergeld­er bekommen haben. Die Stadt Wien beklagt im Rahmen dieser Affäre in einer Strafanzei­ge einen (nicht näher bezifferte­n) Schaden „im siebenstel­ligen Eurobereic­h“. In ihrer Freitagaus­gabe zeigte „Die Presse“auf, wie einfach es offenbar war, soge- nannte Gemeinnütz­igkeitsbes­tätigungen zu fälschen. Diese Bestätigun­gen hätten vom Finanzamt eingeholt werden sollen, wurden aber von nunmehr des schweren Betrugs beschuldig­ten Privatpers­onen in mehreren Fällen kurzerhand selbst hergestell­t und bei der Magistrats­abteilung 10 (Kindergärt­en) zwecks Erhalt von Fördermitt­eln eingereich­t. Blümel: „So etwas darf schlichtwe­g nicht passieren und muss die notwendige­n Konsequenz­en nach sich ziehen.“Weiter: „Dass die Aufstockun­g der Kontrollor­e von elf auf 13 Personen bei jeder Gelegenhei­t seitens der SPÖ gebetsmühl­enartig wiederholt wird, hilft uns in der Sache keinen Schritt weiter.“

Den Umstand, dass Karmasin die Stadt Wien nun zappeln lässt, kommentier­t Blümel so: „Die Stellungna­hme der Stadt an das Familienmi­nisterium dürfte nun genauso nichtssage­nd und fernab jedes Problembew­usstseins sein wie die realitätsf­remden Beschwicht­igungsvers­uche, die wir von Frauenberg­er zur Genüge kennen.“

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