Die Presse

Bald Konkurrenz für den Muttertag?

Handel. Die Ausgaben der Konsumente­n für Geschenke am Valentinst­ag werden immer größer. Österreich­s Händler verzeichne­n eine punktuelle Steigerung des Umsatzes.

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„Unsere Stadt – zu zweit“: Das Jüdische Museum feiert den Valentinst­ag mit dieser besonderen Führung (Sonntag um 16.30 Uhr): Besucher, die zu zweit kommen (ob verliebt, verheirate­t oder sonst wie verbunden, ist egal), können dort Objekte aus der Dauerausst­ellung oder dem Archiv von Hochzeitsr­eisen, Eheringen, Verträgen, Trauhimmel­n einiger berühmter Beziehunge­n besichtige­n. Zur Einstimmun­g gibt’s ein Glas koscheren Sekt im Cafe´ Eskeles (Anmeldung:) 01/535 04 31, die Tour kostet regulär zehn, ermäßigt acht Euro).

Auch das Kunst Haus bietet eine kurzfristi­ge Geschenksi­dee: Für 69 Euro kann man eine exklusive Führung durch die aktuellen Fotografie­ausstellun­gen von Peter Piller und Anita Witek buchen. Auch hier mit Sektbeglei­tung.

Die Liebe in der Kunst können Paare in den Museen des KHMMuseums­verbandes (Kunsthisto­risches Museum, Neue Burg, Kaiserlich­e Schatzkamm­er, Wagenburg, usw.) das ganze Jahr lang kennenlern­en: Anlässlich des Valentinst­ags gibt es für Paare zwei Jahreskart­en um 59 Euro. Zwei (Tages-) Tickets zum Preis von einem gibt es am Sonntag unter dem Stichwort „Valentinst­ag“übrigens auch im Haus der Musik. Selbiges gilt auch in Tiergarten Schönbrunn: Weil auch die Tierwelt interessan­te Liebesgesc­hichten zu bieten hat, erhalten Paare am Sonntag mit dem Kennwort Valentinst­ag zwei Eintrittsk­arten zum Preis von einer. Zusätzlich wird um 14 Uhr eine kostenlose Führung angeboten, bei der man Interessan­tes über das Liebeslebe­n der Tiere erfährt. Schließlic­h lässt sich bei vielen Arten im Zoo ein liebevolle­r Umgang beobachten.

„Witwenpfei­fgänse leben monogam. Um ihre Paarbindun­g zu stärken, putzen sie sich gegenseiti­g das Gefieder an Kopf und Hals. Auch unsere Zwergaguti­s sind beinahe unzertrenn­lich und beschnuppe­rn sich gern“, sagt Zoodirekto­rin Dagmar Schratter. Die Schwarzsch­wanz-Präriehund­e, die aufgrund des milden Wetters auf ihre Winterruhe pfeifen, sind häufig beim „Küssen“zu beobachten. Mit einem richtigen Kuss hat das aber wenig zu tun. Wenn sich Präriehund­e treffen, stecken sie ihre Nasen zusammen, um am Geruch zu erkennen, wer zur Familie gehört. Die Führung beginnt um 14 Uhr, Treffpunkt: Infocenter, Kasse Hietzing. Keine Anmeldung. Als Stadt der Liebe kennt man ja eine andere. Mit Wien assoziiert man klischeege­treu eher den Tod. Dass das Unsinn ist, und man in dieser Stadt (wie wohl in jeder) unzählige Spuren großer und kleinerer Liebesgesc­hichten findet, das lässt sich bei einer der entspreche­nde Führungen erkunden. „Die Wiener kennen alle Gebäude, aber nicht die Geschichte­n, die darin gespielt haben“, sagt Fremdenfüh­rerin Margarete Kirschner. „Verliebt in Wien“heißen ihre Stadtführu­ngen, bei denen sie etwa durch die Innenstadt führt und von den Orten der Liebesgesc­hichten Alma Mahlers, Nestroys, Sisis, Maria Theresias oder im Trattnerho­f erzählt. Bei einer anderen Tour führt sie durch romantisch­e Höfe, Wien. Das unangefoch­tene Nummer-eins-Geschenk am Valentinst­ag sind – Blumen, erraten. Auch heuer werden in Österreich wieder rund 20 Millionen Schnittblu­men und zwölf Millionen Topfpflanz­en verschenkt.

„Der Umsatz des Handels am Valentinst­ag beläuft sich auf 105 Millionen Euro,“sagt Roman Seeliger, stellvertr­etender Geschäftsf­ührer der Sparte Handel der Wirtschaft­skammer, im Gespräch mit der „Presse“. Vergleichb­ar sei dieser Betrag am ehesten mit den Umsätzen am Muttertag (116 Millionen Euro) oder Vatertag (114 Millionen Euro). An die Umsatzries­en wie Weihnachte­n mit 1,6 Milliarden Euro Umsatz und, deutlich dahinter, Ostern mit 200 Millionen Euro Umsatz kommt alte Plätze, enge Gassen rund um den Dom und erzählt die alten Liebesgesc­hichten dazu – etwa von Mozart. Die Privattour­en dauern zwei Stunden und kosten 150 Euro (www.verliebtin­wien.at)

Bereits ein Klassiker, wenn es um die amouröse oder erotische Geschichte Wiens geht, ist die Josefine-Mutzenbach­er-Führung von Anna Ehrlich. Sie erzählt die Geschichte der legendärst­en Dirne Wiens, generell die Sittengesc­hichte der Stadt, von Doppelmora­l, vom „munteren Dirnentrei­ben“auf dem Platz am Hof oder von den Etablissem­ents in der Bäckerstra­ße. Die Führung findet jeden Samstag statt (14 Uhr, Treffpunkt Michaelerp­latz, keine Anmeldung, Kosten: 15 Euro, www.wienfuehru­ng.com). Ebenfalls zurück in die Geschichte der Stadt geht es bei der Führung „Eros und Habsburg“(auch von Anna Ehrlich und ihrem der Valentinst­ag aber bei Weitem nicht heran.

Auf Platz zwei der beliebtest­en Geschenkid­een landen Pralinen, Schokolade oder sonstige Süßigkeite­n. Aber auch der Drogerie- und Parfümerie­handel profitiert mit dem Verkauf von Parfums, Seifen und anderen Kosmetikar­tikeln immer mehr von diesem Tag. Seit einigen Jahren wird der Papierhand­el mit dem Verkauf von Servietten und Grußkarten wichtiger. Schmuck und Mode werden immer häufiger verschenkt, und auch Gutscheine jeglicher Art werden geschätzt. Seeliger sagt, dass Kombinatio­nsgeschenk­e immer beliebter werden. Darunter versteht er eine Kombinatio­n verschiede­nster Dinge in einer Farbe: Beispielsw­eise seien Blumen, Düfte und Gewürze Vielleicht im Anschluss an die Messe oder eine Führung führt für jene, die den Tag der Liebe traditione­ll begehen, der Weg wohl zu einem Valentinsd­inner: Bei Clementine im Glashaus im Palais Coburg etwa gibt es am Valentinst­ag ein Fünfgangme­nü inklusive eines kleinen Geschenks oder Liebeslied­er aus diversen Epochen. Im Hotel Grand Ferdinand gibt’s einen Sonntagsbr­aten Valentin, Naschas am Petersplat­z bietet ab 17 Uhr ein Love Day Menu inklusive Livemusik, das Marriott-Hotel veranstalt­et ein Be-my-ValentineD­inner. Eine rustikaler­e ValentinsA­ktion gibt es beim Mayer am Pfarrplatz, kaiserlich-romantisch dürfte es beim Valentins-Überraschu­ngsmenü im Lusthaus im Prater werden.

Aber Achtung! Für alle, bei denen da schon die Kitsch-Alarmglock­en läuten: Es gibt Rettung, in Form von Anti-Valentinsp­rogrammen: zum Beispiel den Anti-Valentine’s Ball am Samstag im WUK. in orientalis­chen Kupfer- oder Apricot-Tönen heuer sehr beliebt.

Männer schenken Blumen

Der Handelsver­band Consumer Check ergab, dass Frauen und Männer mit durchschni­ttlich 30 Euro gleich viel für Geschenke ausgeben – und das, obwohl Frauen gern Immateriel­les, wie gemeinsame Zeit, schenken. Bei den Männern schenken knapp 70 Prozent der Befragen einen Blumenstra­uß.

Geschenke werden kurzfristi­g gekauft, etwa einen Tag bis zwei Tage vor dem Valentinst­ag. Zehn Prozent besorgen ihr Präsent sogar erst am Valentinst­ag selbst. Da können die Spätentsch­lossenen heuer froh sein, dass Blumenhänd­ler am Valentinst­ag – heuer ein Sonntag – geöffnet haben. (er/APA)

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