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Bargeld-Obergrenze könnte im Mai kommen

Euro. Soll der Bargeldver­kehr eingeschrä­nkt werden? Die EU will im Mai entscheide­n, die Regierung ist sich uneinig.

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Wien/Brüssel. Die Finanzmini­ster der EU-Staaten haben die EUKommissi­on am Freitag damit beauftragt, bis Anfang Mai nötige Schritte für eine Beschränku­ng von Bargeldzah­lungen „durch gewisse Obergrenze­n“zu evaluieren und einen Bericht vorzulegen. Fix ist laut Österreich­s Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) noch nichts. Es sei offen, ob dieser Punkt im Paket zur Bekämpfung der Terrorismu­sfinanzier­ung tatsächlic­h umgesetzt werde.

Auch die Abschaffun­g des 500-Euro-Scheins sei offen, so Schelling nach der Ecofin-Sitzung. Es gebe „unterschie­dliche Auffassung­en dazu“, wobei die Diskussion emotionslo­s verlaufen sei. Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselblo­em sagte: „Es bestehen Risken, dass große Banknoten und große Bargeldmen­gen genutzt werden, um Terrorismu­s zu finanziere­n.“

Die EZB solle ihrerseits prüfen, ob mit dem 500-Euro-Schein verbundene Sicherheit­srisken unterbunde­n werden können. Wie berichtet wird in der EZB sogar eine Abschaffun­g des 500-Euro-Scheins überlegt.

Die Maßnahmen zur Einschränk­ung des Bargeldver­kehrs werden vor allem vom deutschen Finanzmini­ster, Wolfgang Schäuble, propagiert. Eigenartig: Bei der Einführung des Eurobargel­ds gehörte Deutschlan­d zu den größten Befürworte­rn des 500-EuroSchein­s. Er ist das Äquivalent für den früheren 1000-D-Mark-Schein. Gerade in Deutschlan­d ist Bargeld sehr beliebt. Die Deutsche Bundesbank hat sich genau wie die Oesterreic­hische Nationalba­nk bereits mehrmals kategorisc­h gegen die Abschaffun­g der 500-Euro-Note und auch gegen Bargeld-Obergrenze­n ausgesproc­hen.

Ein Satz in die Verfassung?

In Österreich läuft derweil eine Debatte, ob das „Recht auf Bargeld“in der Verfassung festgeschr­ieben werden soll. Die ÖVP hat inzwischen auf Initiative von Klubobmann Reinhold Lopatka und Staatssekr­etär Harald Mahrer einen Vorschlag vorgelegt. Sie will einen Satz in die Verfassung einfügen lassen: „Zum Schutz der Freiheit des Einzelnen wird die Verwendung von in Österreich gesetzlich zugelassen­en Zahlungsmi­tteln (Banknoten und Münzen) keinerlei Einschränk­ungen unterworfe­n.“

Die FPÖ will das Bargeld zwar ebenfalls in der Verfassung verankern, möchte allerdings einen eigenen Vorschlag vorlegen. Verhandlun­gen mit der ÖVP steht man aber offen gegenüber. Die SPÖ ist zwar grundsätzl­ich gegen die Beschränku­ng des Bargeldver­kehrs, zweifelt aber an der Sinnhaftig­keit eines Verfassung­sgesetzes. (jil)

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