Die Presse

Aus dem Leben eines Sportdirek­tors

Fußball. Franz Wohlfahrt behauptet, ein violettes Herz zu haben. Austrias Sportdirek­tor bastelt am neuen Kader, genießt die Zusammenar­beit mit Trainer Fink – und freut sich auf das Derby.

- VON WOLFGANG WIEDERSTEI­N

Die Presse: Wird das Derby künstlich hochgespie­lt? Welche Bedeutung hat es wirklich? Franz Wohlfahrt: Es war schon zu meiner Zeit als Spieler etwas Besonderes, daran hat sich nichts geändert. Für die Fans ist das ein Highlight, sie sind halt heute anders vernetzt als früher.

Wer wird die 316. Auflage am Sonntag gewinnen? Es wird nicht leicht zu tippen, meiner Meinung nach nicht wettbar.

Verspürt man als Austrianer gegenüber Rapid manchmal Eifersucht? Nein, es gibt keine Eifersucht, ich fühle so etwas nicht. Das würde nur stören. Was für uns jetzt zählt, ist die Leistung auf dem Platz.

Ihre Erinnerung­en an Derbys? Gute und schlechte.

Hat Ihnen Zoran Barisiˇc´ einmal ein Tor geschossen? Ich habe viele Tore bekommen, da wird schon eines von Barisiˇc´ dabei gewesen sein. Aber Zoki war immer ein Spieler, den man gemocht hat.

Hat der eigene Trainer, Thorsten Fink, Sie einst bezwungen? Er war bei Bayern und ich bei Stuttgart, ich glaube, er hat nicht so viele Tore geschossen. Aber das ist egal, es spielt keine Rolle.

Wie sind Sie eigentlich auf Fink als neuen Austria-Trainer gekommen? Wir hatten eine Liste mit möglichen Kandidaten. Da standen 45 Trainer drauf. Von jedem haben wir ein Profil angelegt – und dann haben wir jeden benotet.

Und Fink hatte einen römischen Einser? Ich selbst habe mich mit dreizehn Trainern getroffen, einer davon war Felix Magath. Ich bin dankbar für dieses Treffen mit ihm. Er hat dann abgesagt. Aber Thorsten Fink ist der richtige Mann für uns. Wir haben uns da nicht getäuscht.

Sie waren Tormanntra­iner im ÖFB-Team, haben dann aber den Entschluss gefasst, Sportdirek­tor werden zu wollen. Warum? Das war im Sommer 2014, ich war bei der Nationalma­nnschaft. Im Urlaub in Lignano habe ich dann

in St. Veit/Glan)

(1. Juli 1964

Austria (mehrmals Meister und Cupsieger), VfB Stuttgart (DFB-Pokalsiege­r), Austria, Untersiebe­nbrunn, Hirm.

Schwadorf, Admira, Baden, Nationalte­am (Torhütertr­ainer). Seit 2015 ist er Austrias Sportdirek­tor. 59 ÖFB-Länderspie­le. länger nachgedach­t, ich wollte mich verändern. Und ich habe mich richtig entschiede­n. Der Job ist schwierig und sehr umfangreic­h. Es ist so, wie ich mir das vorgestell­t habe. Der Beginn war zwar holprig, aufgrund der sportliche­n Situation. Aber ich bin von meinem Schritt weiterhin überzeugt.

Was meinen Sie mit holprig? Ich wollte mir selbst ein Bild machen. Das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft war schlecht. Wenn es obendrein im Trainertea­m selbst Disharmoni­e gibt, dann sind Misserfolg­e logisch.

Wie darf man sich denn einen Arbeitstag eines Fußball-Sportdirek­tors vorstellen? Meine Woche ist sehr arbeitsrei­ch. Aber nur so geht’s. Ich habe zuletzt 50 Flüge absolviert, bin 45.000 Kilometer mit dem Auto gefahren. Jeden Montag haben wir einen Sport-Jour-fixe. Jeden Dienstag haben wir Bereichsle­itersitzun­g.

Sie müssen auch vorausplan­en, was ist Ihr derzeitige­s Projekt? Die Kaderplanu­ng für den Herbst hat begonnen. Was können wir optimieren? Was würden wir für den Europacup brauchen – ich meine da die Gruppenpha­se. Wir müssen gewappnet sein. Vielleicht ist der eine oder andere Spieler in drei Monaten nicht mehr finanzierb­ar.

Wir sitzen hier in Ihrem Büro, an der Wand hängen die Wimpel von der Teilnahme an der Champions League. Kommen da bald weitere dazu? Wenn wir jetzt an so etwas denken würden, geht das unter Garantie schief. Wir wollen in den Europacup, das ist gar keine Frage – und derzeit schaut es ganz gut aus.

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[ APA] Austrias Sportdirek­tor Franz Wohlfahrt ist ganz auf Erfolg fokussiert.

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