Die Presse

„Journalism­us ist keine Kunst“

Auszeichnu­ng. „Die Presse“-Chefredakt­eur Rainer Nowak wurde zum Journalist­en des Jahres ausgezeich­net – und versprach, weiter sein Handwerk zu tun.

- VON JUTTA SOMMERBAUE­R Die Laudatio von Helga Rabl-Stadler auf Rainer Nowak im Wortlaut:

Man war sich anfangs nicht sicher: Soll der Abend schlicht eine „Verleihung­sorgie“mit anschließe­nder Weinverkos­tung sein, wie der (betont flapsige) Moderator Michael Lang, seines Zeichens APA-Chefredakt­eur, zur Begrüßung erklärte? Oder eine Möglichkei­t, kritisch über den Zustand des Journalism­us zu reflektier­en, wie Helga Rabl-Stadler es einfordert­e? Der Abend war beides.

Neudeutsch gesprochen ein Event der Extreme also, bei dem sich die österreich­ische Medienbran­che feierte und gleichzeit­ig in den Abgrund blickte – nicht nur im übertragen­en Sinn angesichts der unklaren Zukunft der Medien, „Lügenpress­e“-Vorwürfen und der von manchen geforderte­n Abschaffun­g von Journalist­en, sondern sprichwört­lich: hartes Pflaster, wohin man aus der gläsernen ÖBB-Unternehme­nszentrale neben dem Hauptbahnh­of auch blickte. An diesen Ort, einen Stock unter einem medizinisc­hen Diagnoseze­ntrum, hatten die Herausgebe­r der Bran- chenzeitsc­hrift „Der österreich­ische Journalist“, Georg Taitl und Johann Oberauer, zur zwölften Auszeichnu­ng der Journalist­en des Jahres geladen.

Die Preisträge­r des „Journalist­s“werden von Kollegen und Kolleginne­n gewählt, kurz: Man kennt sich. Doch am Wahlmodus nahm an diesem Abend kaum einer Anstoß. Auch „Kleine Zeitung“-Chef Hubert Patterer, seines Zeichens Chefredakt­eur des Jahres, erklärte, sich nach mehrmalige­r Verleihung „mit einem Augenzwink­ern“über den Preis zu freuen. Und APA-Chefredakt­eur Lang, der diesmal leer ausgegange­n war, feixte: „Nur die Naivsten glauben, dass das die Besten sind.“Ernster wurde es während Rabl-Stadlers Laudatio für Rainer Nowak, der zum Journalist­en des Jahres gekürt worden war. Die Präsidenti­n der Salzburger Festspiele erinnerte an das „Prinzip Verantwort­ung“. Rabl-Stadler verlieh Nowak noch einen zweiten, wie „Die Presse“-Kollegen finden, ebenso passenden Titel – nämlich Sir. In seiner Danksagung erklärte der „Presse“Chefredakt­eur, zu seinen Anliegen ge- höre es, die „sprachlose Mitte“zu stärken. Und sonst? „Wir Journalist­en müssen unser Handwerk machen – das ist keine Kunst.“„Die Presse“wurde auch als Redaktion des Jahres, Christian Ultsch zudem als bester Außenpolit­iker, Josef Urschitz als Nummer eins der Wirtschaft­sredakteur­e ausgezeich­net. Unter die besten drei ihrer Kategorien schafften es aus der „Presse“noch Hanna Kordik, Oliver Pink, Almuth Spiegler, Anne-Catherine Simon, Markku Datler.

Medienmana­ger des Jahres wurde Alexander Wrabetz, der nicht nur einem Abwerbever­such seiner Schweizer Laudatorin, der Generaldir­ektorin der European Broadcasti­ng Union, Ingrid Deltenre, widerstand („Ich habe nicht vor, mich dort zu bewerben, falls sich jemand gefreut hat“), sondern auch dafür warb, dem „Infosonder­müll“ein hochwertig­es öffentlich­rechtliche­s Programm entgegenzu­setzen. Und nach diesem letzten Appell öffnete man die Weinflasch­en.

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[ APA] Martin Staudinger („Profil“) und Christian Ultsch, Josef Urschitz, die Chefredakt­eure Manfred Perterer („Salzburger Nachrichte­n“), Rainer Nowak und Hubert Patterer („Kleine Zeitung“) und das Kultur-Spitzentri­o Almuth Spiegler, Hedwig Kainberger („SN“),...
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