Die Presse

Aus für „Independen­t“

Medien. Die britische Tageszeitu­ng wird ab Ende März nur noch online erscheinen, Schwesterb­latt „i“verkauft.

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Dunkle Rauchwolke­n waren gestern Mittag das Erste, was man sah, wenn man die Onlineausg­abe des „Independen­t“las – ein verdunkelt­er Himmel über Syrien. Symbolträc­htig wurde das Bild durch eine Eilmeldung, die Reuters um 13.22 Uhr verschickt­e: Der „Independen­t“, von den Briten liebevoll „Indie“genannt und 2004 als „National Newspaper of the Year“ausgezeich­net, wird als Printausga­be eingestell­t. Die Zeitung, die dem russischen Oligarchen Alexander Lebedew gehört, wird voraussich­tlich am 26. März zum letzten Mal erscheinen, die Sonntagsau­sgabe läuft bereits am 20. März aus.

Laut einem ersten Bericht der BBC war die Auflage des „Independen­t“von einst 400.000 Stück (1989) auf nur noch 56.000 Stück gesunken – und lag damit weit hinter der Konkurrenz. Das Aus der Printausga­be des „Independen­t“, der 1986 von drei ehemaligen Redakteure­n des „Daily Telegraph“gegründet worden war, dürfte einige Printjourn­alisten den Job kosten – gleichzeit­ig würden 25 Onlinejobs geschaffen. Eine „signifikan­te Zahl“an Mitarbeite­rn soll laut BBC zu Johnston Press wandern: Der Verlag mit Sitz in Edinburgh hat Lebedew das Schwesterb­latt des „Independen­t“– die Billigzeit­ung „i“– abgekauft. Die ebenfalls zum Imperium Lebedews gehörende Londoner Gratiszeit­ung „Evening Standard“sei von den Veränderun­gen nicht betroffen.

Auf den „Indie“könnten künftig aber noch weitere Veränderun­gen zukommen. 2014 hatte Lebedews Sohn Evgeny, der den Verlag leitet, angekündig­t, er würde den „Independen­t“verkaufen, wenn jemand „den richtigen Preis“dafür bietet. Die Online-Edition des „Independen­t“ist laut Reuters profitabel – ein Verkauf damit trotz der Umstellung nicht vom Tisch. (i. w.)

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