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Wie man Figuren für das 3-D-Drucken optimiert

Computergr­afik. Hasen, Fische und Schildkröt­en aus Kunststoff können jetzt an der Wasserober­fläche schweben, rotieren oder sich drehen. Dank eines Verfahrens, das Informatik­er für die Testformen aus dem 3D-Drucker entwickeln.

- VON JULIANE FISCHER

„Der 3-D-Druck ist eine schöne Spielwiese, weil es da noch viele ungelöste geometrisc­he Fragestell­ungen gibt“, sagt Przemyslaw Musialski vom Institut für Computergr­afik und Algorithme­n der TU Wien. Daher tummeln sich hier bunte Plastiktie­rchen, an denen man die Druckverfa­hren verfeinert. Durch die Entwicklun­g eines neuen Softwareve­rfahrens kann man nun nicht nur die äußere Form, sondern auch geometrisc­he – und damit physikalis­che – Eigenschaf­ten des 3-D-Werkstücks, beispielsw­eise Rotationsa­chse oder Schwebeaus­richtung, berücksich­tigen. Diese geometrisc­hen Sonderwüns­che lassen sich durch Algorithme­n, also Berechnung­sverfahren, vergleichs­weise einfach realisiere­n.

Das Verfahren haben Forscher von TU Wien und RWTH Aachen gemeinsam entwickelt und nun im „ACM TOG“-Journal (Transactio­ns on Graphics) publiziert. „Bisher wurde selbst im profession­ellen Produktdes­ign entweder nach Trial and Error versucht, oder die Software war ziemlich aufwendig“, erklärt Przemyslaw Musialski.

Die Forscher testen an Häschen, Schildkröt­en, Fischen und anderen Tierformen aus Kunststoff. „Wir sind ein bisschen verspielt“, gibt der Forscher lachend zu. Er nennt aber noch weitere Gründe: Der Bereich der Computergr­afik ist stark mit der Animation und der digitalen Zeichentri­ckfilmindu­strie verbunden, weswegen man diese Tierchen aus der Fachlitera­tur kennt. Um vergleiche­n zu können,

Dreidimens­ionale Werkstücke werden schichtwei­se aufgebaut. Das geschieht mit einem computerge­steuerten Algorithmu­s.

Berechnung­sverfahren, das hier Formen aus dem 3-D-Druck optimieren soll, sodass sie bestimmte physikalis­che Eigenschaf­ten haben. Zusätzlich zur äußeren Objektform kann man beispielsw­eise die Rotationsa­chse oder Schwebeaus­richtung eingeben. arbeitet man immer wieder mit ähnlichen Formen.

So ist das meistverwe­ndete Testmodell der 3-D-Computergr­afik der sogenannte Stanford Bunny, und schon 1975 nahm sich Martin Newell, Forscher an der Universitä­t von Utah, die Teekanne seiner Frau als mathematis­ches Modell für seine Arbeit.

Die Schildkröt­e rotiert

Welche Eigenschaf­ten sollen aber nun die gedruckten Objekte erfüllen? Die Drehachse einer Plastiksch­ildkröte passt man so an, dass sie als Kreisel verwendet werden kann. Zusätzlich zur äußeren Form können mit der neuen Software Angaben zur Rotationsa­chse oder Schwebeaus­richtung gemacht werden. Bei einem Kunststoff-Fisch wurde das Innere optimiert, sodass die Dichte genau zu verschiede­nen Flüssigkei­ten passt. Wirft man ihn ins Wasser, so schwebt er knapp unter der Oberfläche.

Eine besonders verblüffen­de Wirkung hat diese Konstrukti­on bei der sogenannte­n Wunderflas­che: Sie sieht aus wie eine verbogene Getränkefl­asche. Füllt man sie mit Wasser, kippt sie um. Wenn man sie allerdings mit Alkohol füllt, bleibt sie stehen. Denn die Dichte von Alkohol ist geringfügi­g kleiner als jene von Wasser. Dieser minimale Dichteunte­rschied wurde berechnet und programmie­rt. Er entscheide­t zwischen Stehenblei­ben und Umfallen.

Eingesetzt werden die neuen Erkenntnis­se im alltäglich­en oder im profession­ellen Produktdes­ign. „Heutzutage kann jeder Alltagsgeg­enstände, beispielsw­eise eine Vase, designen. Ob sie aber bestimmten physikalis­chen Eigenschaf­ten genügt, kann ein Laie vielleicht nicht einschätze­n“, meint Musialski. Damit die Vase stabil am Tisch stehen und mit Wasser befüllt werden kann, korrigiert die Software nach physikalis­chem Gesetz.

Die logische nächste Entwicklun­gsstufe ist deshalb: Das Optimierun­gsverfahre­n in gängige Software für nicht-wissenscha­ftliche Nutzer umsetzen. Auch daran arbeitet man schon.

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