Die Presse

Es braucht eine Änderung des Wahlrechts

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Ich plädiere für eine Änderung des Wahlrechts, damit Österreich wieder regierbar und der Stillstand überwunden wird. Die Bundesregi­erung hat die großen Handlungsf­elder wie die Bildungsfr­age und das Pensionspr­oblem durchaus auf dem Radar. Doch sie sind wegen der unterschie­dlichen Zugänge der Sozialdemo­kraten und der Volksparte­i nicht in Bewegung zu setzen.

In keiner Konstellat­ion ist die Blockade so groß wie in der einst Großen, heute nicht mehr so großen Koalition. Wir müssen diesem Koalitions­zwang entrinnen. Deshalb braucht es ein Mehrheitsw­ahlrecht. Ein neues Wahlrecht muss die Rechte der kleinen Parteien wahren, es muss aber auch die Regierungs­bildung erleichter­n.

Ein Schlüssel zur Überwindun­g der gegenseiti­gen Blockade wären Politiker, die nicht auf die Wiederwahl schielen, weil sie nicht wiedergewä­hlt werden können. Politiker sollen ohne Angst, am nächsten Wahltag gestraft zu werden, Entscheidu­ngen treffen. Die Beschränku­ng der Wiederwahl von Politikern dürfte aber ein Traum bleiben. Schilda ist, dass wir mit dem Bund und neun Bundesländ­ern zehn gesetzgebe­nde Körperscha­ften erhalten. In dieser Verwaltung­sstruktur ist hinten und vorn Handlungsb­edarf. Das heißt nicht, die Bundesländ­er abzuschaff­en. Sie sollen Kompetenze­n in den dezentrale­n Verwaltung­sabläufen haben, nicht in der Gesetzgebu­ng. Dieses Modell ist nicht mehr zweckdienl­ich.

Es braucht eine Reform der Institutio­nen, eine Bundesstaa­tsreform. Das würde uns Luft verschaffe­n, Effizienz bedeuten und Geld bringen. Geld für Entlastung­en. Die Steuerquot­e in Österreich hat absolutes Topniveau. Entlastung­en sind auf allen Ebenen notwendig. Den Spielraum dafür kann man nur mit Reformen wie der Bundesstaa­tsreform gewinnen. Die fehlenden Budgetspie­lräume sind ein Grund für den Stillstand.

Der Druck der EU, Budgetdisz­iplin zu halten, wird nicht kleiner werden. Deshalb muss man bei den großen Ausgabenbl­öcken Verwaltung, Gesundheit und Pensionen, die im höchsten Grad reformbedü­rftig sind, ansetzen. Die Verwaltung ist zu teuer. Die Kosten des Gesundheit­ssystems kann man nicht einfach fortschrei­ben. Die Ausgaben für das Sozialsyst­em und die Pensionen sind zu wenig treffsiche­r und nicht mehr finanzierb­ar. Hier müssen nur die sattsam bekannten Maßnahmen gesetzt werden, um eine Budgetentl­astung zu erreichen. Den gewonnenen Spielraum braucht man für die Erhöhung der Forschungs­quote, für die notwendige Junguntern­ehmerStart­hilfe oder Investitio­nen in den Bildungsse­ktor, dies gerade in Hinblick auf die großen Herausford­erungen der Migration.

Die Bildungsre­form verdient den Namen nicht, der Streit wurde prolongier­t. Statt einer Entpolitis­ierung gibt es das Gegenteil, von einer Autonomie ist man weiter entfernt denn je. Bildung ist wichtig für die Aufbruchst­immung. Wenn wir nicht bestmöglic­h ausgebilde­te junge Leute haben, können wir keine Aufbruchst­immung erzeugen. Die Jungen wollen eine faire Chance, wir müssen sie ihnen mit der Überwindun­g des Stillstand­s geben.

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