Die Presse

Schneescha­ufeln, Kies und Salz streuen, Wetter auschecken

Service. Grundbesit­zer müssen Gehwege schneefrei halten und bei Glatteis streuen. Winterdien­ste nehmen Arbeit ab.

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Bislang verlief vor allem im Osten Österreich­s der Winter für Schneeräum­unternehme­n durchaus günstig: Es schneite nur an wenigen Tagen. Für so manchen Auftraggeb­er hat sich das Engagement der Schneedien­stleister trotz des milden Wetters rentiert – zumindest theoretisc­h: Denn selbst an den wenigen Eistagen hätte auf spiegelgla­ttem Trottoir ein Unfall mit teuren Folgen für den Besitzer des angrenzend­en Hauses passieren können. Beim Engagement eines Winterdien­stunterneh­mens ist der Hausherr aus dem Schneider, da der Vertrag in der Regel auch die Haftungsüb­ernahme beinhaltet. Das ist für viele Hausbesitz­er der Hauptgrund, weshalb sie den Winterdien­st an ein Serviceunt­ernehmen übergeben.

Wenn der Winter doch noch kommt

Liegenscha­ftsbesitze­r sind vor allem in den Städten gesetzlich verpflicht­et, die Gehsteige vor ihrem Haus schneefrei zu halten und bei Glätte zu streuen. In Wien gilt das für die Zeit von 6 bis 22 Uhr, wer selbst schaufeln will, müsste also sehr zeitig aufstehen und auch tagsüber aktiv werden. Außerdem ist bei Risiko des Abgangs von Dachlawine­n auf öffentlich­e Verkehrsfl­ächen der Gefahrenbe­reich zu sperren und das Dach zu räumen. Wenn es schneit, rückt die Polizei zwar nicht mit einer Hundertsch­aft aus, um zu kontrollie­ren, ob diesen Pflichten Genüge getan wurde. Streifenpo­lizisten achten jedoch sehr wohl auf schneefrei­e und gestreute Gehsteige, erzählt Christoph Pölzl von der Pressestel­le der Wiener Polizei. Der Hausbesitz­er wird auf sein Fehlverhal­ten aufmerksam gemacht. Funktionie­ren Räumung und Streuung weiterhin nicht, gibt es ein Verwaltung­sstrafverf­ahren. „Bei einem Unfall wird auf jeden Fall eine Anzeige gemacht“, sagt Pölzl.

Die Übertragun­g der Schneeräum­ung an ein Serviceunt­ernehmen ist im Vergleich zu einer Strafe beziehungs­weise den Kosten aus Haftungen durchaus günstig. Attensam, einer der größten Anbieter in Österreich, verlangt bei Privatpers­onen für einen 15 Meter langen Gehsteig mit 1,5 Meter Breite 267 Euro pro Saison. Bis zu dreimal täglich wird hier bei Bedarf geräumt und gestreut. Das große Paket um 446 Euro enthält auch die Überwachun­g hinsichtli­ch Dachlawine­n – allerdings nicht die Räumung des Dachs: „Drohen Dachlawine­n, stellen wir Stangen auf dem Gehsteig auf, eine Räumung des Dachs erfolgt durch unsere Partner, muss aber extra beauftragt werden“, erklärt Michael Hackl, der bei Attensam für das Winterserv­ice verantwort­lich ist.

Bei schweren Schneefäll­en setzt das Unternehme­n österreich­weit bis zu 1000 Mitarbeite­r ein. Beim kleinen Mitbewerbe­r Wile sind es lediglich 25: „Wir sind in einem begrenzten Gebiet im Süden von Wien tätig, das wir genau kennen“, erzählt Firmenchef Robert Wilczek. Bei Gefahr von Schneefall oder Glatteis fahren er und sein Partner selbst in den Villenvier­teln von Mauer oder Liesing herum, um bei Bedarf ihre Mannschaft zu alarmieren. Persönlich­e Betreuung sieht Wilczek als Stärke seines Betriebs: „Wir sind immer für unsere Kunden erreichbar, und bei Problemen können wir schnell reagieren“, verspricht er.

Bei Attensam sind bei kritischer Wetterlage mehrere „Schneespio­ne“unterwegs: „Sie fahren bis zu 180 Kilometer, schauen ob es schneit, ob es feucht ist, und sie messen mit Handmessge­räten die Bodentempe­ratur“, berichtet Hackl. Rund 450 Routen werden von dem Unternehme­n betreut. Sieben Gebietslei­ter und dreißig Kontrollor­e prüfen, ob die Gehsteige geräumt beziehungs­weise gestreut sind. Attensam beschäftig­t im Winterdien­st rund ein Drittel eigene Mitarbeite­r und zwei Drittel Subunterne­hmer.

Ein Meter Schnee in 24 Stunden

Nach einem anderen Prinzip arbeiten Maschinenr­inge. Die bäuerliche­n Selbsthilf­eorganisat­ionen agieren heute auch als Dienstleis­tungsunter­nehmen und bieten unter anderem Winterdien­ste an. Im Bezirk Kitzbühel etwa werden vom örtlichen Maschinenr­ing fast 250 Objekte von der Promi-Villa bis zum Bahnhof betreut, erzählt der Vertriebsv­erantwortl­iche, Josef Steiner: „Zu unseren Arbeiten gehört das händische Freischauf­eln von Stiegen ebenso wie die Räumung von Garagenzuf­ahrten, Haltestell­en und ganzer Firmengelä­nde.“

Beschäftig­t werden vor allem Landwirte, die teilweise mit eigenen Geräten tätig sind und durch die Schneeräum­ung einen zusätzlich­en Verdienst lukrieren können. Nicht nur der Aufbau der Organisati­on, auch die Schneemeng­en sind in Kitzbühel völlig anders als in Wien: In Extremfäll­en fällt dort in 24 Stunden bis zu einem Meter Schnee. Bei solchen Wetterkapr­iolen ist kein Winterdien­st in der Lage, den ganzen Tag über gereinigte und gestreute Verkehrsfl­ächen zu garantiere­n. Was den Hausbesitz­er aber kaltlassen kann: Für etwaige Folgen würde der Winterdien­st haften.

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[ APA] Einsatz bei Glatteis und Schnee.

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