Die Presse

Eine Wienerin in Vorarlberg

Porträt. Daniela Kapelari-Langebner leitet beim Bäckermeis­ter Ölz in Dornbirn Vertrieb, Marketing und Personalen­twicklung. Als „logischen nächsten Schritt“denkt sie über ein Aufsichtsr­atsmandat nach.

- VON ANDREA LEHKY Diese Serie wird von der „Presse“in redaktione­ller Unabhängig­keit gestaltet. Ermöglicht wird sie durch finanziell­e Unterstütz­ung von Zukunft.Frauen.

Daniela Kapelari-Langebner war immer eine Blitzstart­erin. Mit 22 Jahren war die Döblingeri­n mit dem Studium fertig, Handelswis­senschafte­n mit Schwerpunk­t Marketing. Das Marktforsc­hungsinsti­tut AC Nielsen engagierte sie vom Fleck weg.

„Ein Glücksgrif­f“, sagt sie heute, „dort konnte ich meine unterschie­dlichen Talente einsetzen: auf der einen Seite Daten analysiere­n, daraus Empfehlung­en für das große Ganze ableiten und Marketingu­nd Vertriebse­ntscheidun­gen vorbereite­n und auf der anderen Seite präsentier­en und mit ganz unterschie­dlichen Menschen kommunizie­ren.“

Bodenständ­iges gesucht

Das machte sie lang und in vielen verschiede­nen Funktionen, zuletzt als Corporate Communicat­ions Manager. Auch das obligate Auslandsja­hr absolviert­e sie im Konzern bei AC Nielsen Frankfurt.

Gleichzeit­ig wuchs eine Unruhe in ihr. „Ich habe so viel gesehen“, sagt sie, „und immer nur beraten, wie man etwas tut. Ich wollte endlich selbst ins Tun kommen.“

Am liebsten bei einem Gegenpol zu ihrem börsenotie­rten Arbeitgebe­r: mittelstän­disch und mit bodenständ­iger Kultur sollte er sein. Dass sie das in Vorarlberg finden würde, „war so nicht geplant“.

Es dauerte nicht lang, bis ein Angebot ins Haus flatterte. Sollte sie als Verkaufsle­iterin zu Rauch Fruchtsäft­en ins Ländle gehen? Wenn es nichts wird, komme ich einfach nach Wien zurück, dachte sie. Ein Kulturscho­ck? „Keineswegs“, widerspric­ht Kapelari-Langebner, „die Menschen hier sind offen und freundlich. Ich musste mich nur daran gewöhnen, von der Supermarkt­kassiereri­n mit ,Du‘ angesproch­en zu werden.“

Bei Rauch konnte sie endlich umsetzen, was sie sich so lang gewünscht hatte: selbst zu gestalten. Der Eigentümer war offen für Ideen, Entwicklun­gen und Innovation­en. In den folgenden zehn Jahren wuchs sie in viele Aufgaben hi- nein und übernahm bald neben dem Verkauf auch das Marketing und die Verantwort­ung für Osteuropa. „Das war nur möglich, weil mein Team wirklich gut war. Wir haben gemeinsam die Strategie umgesetzt – und auch miteinande­r gelacht und gefeiert.“

2005 wechselte sie als Geschäftsf­ührerin Marketing & Vertrieb zum Bäckermeis­ter Ölz, wo

Das Führungskr­äfteprogra­mm hat das Ziel, mehr Frauen in Vorstands- und Aufsichtsr­atspositio­nen zu etablieren und zu vernetzen. Entwickelt wurde Zukunft.Frauen nach norwegisch­em Vorbild von Bundesmini­sterium für Wissenscha­ft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW), Wirtschaft­skammer Österreich (WKÖ) und Industriel­len- gerade ein Generation­enwechsel anstand. 300 Mitarbeite­r allein im Vertrieb, dazu eine strategisc­he Neuausrich­tung hin zu mehr Internatio­nalität und die behutsame Einführung einer neuen Unternehme­nskultur – alles Agenden genau nach ihrem Geschmack.

Seit 2015 ist sie auch für die Personalen­twicklung verantwort­lich. Mit Luft nach oben: „Vielleicht ist ja ein Aufsichtsr­atsmandat der logische nächste Schritt.“

Im Führungsst­il hält sie es mit Viktor Frankl und seinem existenzan­alytischen Kontext: „Nur wenn ich gut mit mir umgehen kann, bin ich ein Vorbild für meine Mitarbeite­r. Ich kann niemanden verändern. Aber ich kann ihn für die Sache begeistern.“

Jede Frau anders fördern

In diesem Ansatz fand sie sich im Lehrgang Zukunft.Frauen bestätigt, den sie gerade in Wien absolviert. Ein Kamingespr­äch mit Werner Wutscher, Ex-Vorstand von Rewe Österreich, blieb ihr besonders in Erinnerung: „Seine Gedanken zu Leadership, Selbstführ­ung und der ganzheitli­che Ansatz der vier Lebensbere­iche – Persönlich­keitsentwi­cklung, Gesundheit, Arbeit und Familie/Partner – kommen meinen Werten sehr nahe.“

Die verwirklic­ht sie etwa in der Frauenförd­erung im Betrieb. Hier könnte sich Vorarlberg von Wien etwas abschauen: Noch immer sperren die Kindergärt­en über Mittag zu. Sogar einen eigenen Kindergart­en versuchte sie mit Betrieben der Umgebung auf die Beine zu stellen. Doch der Bedarf war zu gering: „Seither geben wir im Unternehme­n alle Möglichkei­ten, von Teilzeit bis Projektarb­eit von zu Hause aus. Wir wollen ja gute Frauen im Unternehme­n halten.“

Voraussetz­ung allerdings: Diese müssten auch wirklich etwas bewegen wollen. Und das hänge vom Einzelfall ab.

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[ Rebecca Tsukalas ] Bäckt Brötchen nach ihrem Geschmack: Daniela KapelariLa­ngebner.

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