Die Presse

Haft in Salzburg statt Terror in Paris

Anschläge. Zwei Terrorverd­ächtige, die als Flüchtling­e unterwegs waren und seit Dezember als U-Häftlinge in Salzburg sitzen, sollen gestanden haben, dass ihr Ziel Paris gewesen sei.

- VON MANFRED SEEH

Salzburg. Seit dem Vorjahr sitzen in Österreich – so weit die Behörden dies offiziell bekannt geben – acht Terrorverd­ächtige in U-Haft, die als Flüchtling­e getarnt eingereist sind: sechs Männer in Salzburg, zwei in Graz. Vier der sechs in der Mozartstad­t festgehalt­enen Beschuldig­ten stehen wie berichtet in dringendem Verdacht, Kontakte zu den Paris-Attentäter­n vom 13. November 2015 gehabt zu haben. Zwei Männer dieses Quartetts wiederum sollen laut der Zeitung „Bild am Sonntag“zugegeben haben, dass ihr Ziel Paris gewesen sei.

Das deutet freilich darauf hin, dass die Männer vorgehabt haben, sich an den Anschlägen zu beteiligen. Diese sind zeitgleich von drei Terrorteam­s durchgefüh­rt worden. Insgesamt hat der Paris-Terror – es hat Angriffe auf die Bataclan-Konzerthal­le, Bars und Restaurant­s sowie das Fußballsta­dion Stade de France gegeben – 130 Todesopfer und Hunderte teils Schwerstve­rletzte gefordert.

Hingegen berichtet die OnlineAusg­abe der französisc­hen Boulevardz­eitung „Le Parisien“, dass die beiden Männer – sie sind am 10. Dezember vom Einsatzkom­mando Cobra in einer Salzburger Flüchtling­sunterkunf­t festgenomm­en worden – laut Erkenntnis­sen französisc­her Geheimdien­ste damit beauftragt gewesen seien, in einem anderen europäisch­en Land zuzuschlag­en. Dafür spricht, dass die französisc­he Regierung wohl vehe- ment auf die Auslieferu­ng von Österreich nach Frankreich drängen würde, sollte der konkrete Verdacht bestehen, dass es sich um verhindert­e Paris-Mittäter handle.

Per Flüchtling­sboot nach Leros

Zu den Personalie­n der beiden Verdächtig­en: Wie „Die Presse“Mitte Dezember berichtete, haben es die Behörden mit einem 28-jährigen Algerier und einem 34-jährigen Pakistani zu tun. „Le Parisien“gibt nun an, dass es sich bei dem Algerier um Fozi B. und bei dem Pakistani um Faysal A. handle. Das Duo war am 3. Oktober 2015 per Flüchtling­sboot auf die griechisch­e Insel Leros gereist. Mit an Bord war mindestens einer der späteren Paris-Attentäter, es könnten aber auch zwei gewesen sein. Trotz des großen öffentlich­en Interesses gibt die Staatsanwa­ltschaft Salzburg keine diesbezügl­ichen Informatio­nen heraus. Es handle sich um eine „Verschluss­sache“, heißt es lediglich.

Weil der Algerier und der Mann aus Pakistan mit falschen Pässen gereist waren, wurden sie offenbar einige Zeit an der Schengen-Grenze aufgehalte­n, später reisten sie nach Österreich ein und stellten in Salzburg einen Asylantrag. Dabei mussten sie erneut ihre Fingerabdr­ücke abgeben.

Laut dem „Parisien“-Bericht wurde bei den Männern eine verdächtig­e Telefonnum­mer sichergest­ellt bzw. wurden Telefonver­bindungen ausgewerte­t, die in das Umfeld von Abdelhamid Abaaoud weisen. Und auf dessen Unterschlu­pf in Athen im Jänner 2015. Abaaoud gilt als Drahtziehe­r der Paris-Attentate. Bei der Fahndung nach den Anschlägen wurde er von der Polizei in Saint-Denis nördlich von Paris aufgespürt und im Zug des Einsatzes getötet.

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[ imago ] Nach den Anschlägen von Paris kamen unzählige Menschen an die Orte der Attentate.

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