„Öl bleibt lang billig“
Flaute. Der weltgrößte Ölhändler rechnet mit einer Spanne von 40 bis 60 Dollar in den nächsten 10 Jahren.
New York. (Bloomberg). Die Ölpreise werden bis zu zehn Jahre lang niedrig bleiben, Chinas Wirtschaftswachstum wird abnehmen und die US-Schieferölbranche jede Rallye „deckeln“. Diese Einschätzung vertritt das weltgrößte unabhängige Ölhandelshaus, Vitol Group.
„Ein dramatischer Preisanstieg ist schwer vorstellbar“, sagt Vitol-Vorstandschef Ian Taylor. Die Preise dürften sich für die nächsten zehn Jahre vielmehr in einer Spanne um den Mittelwert von 50 Dollar je Barrel bewegen. „Wir stellen uns tatsächlich eine Bandbreite vor, und die würde sich zwischen 40 und 60 Dollar bewegen“, meint Taylor.
Am unteren Rand der Spanne würde dies kaum eine Erholung für Brent-Öl, die weltweite Benchmark, ergeben, die bei rund 35 Dollar je Barrel gehandelt wird. Am oberen Rand der Spanne käme der Preis zurück auf das Ni- veau vom Juli 2015, als die Ölindustrie bereits Maßnahmen ergriff, um die Krise durchzustehen.
Die Prognose, gestellt kurz vor Beginn der jährlichen IP Week der Ölhandelsbranche am heutigen Montag in London, würde bedeuten, dass die ölreichen Länder und die Energiebranche vor der längsten Periode mit niedrigen Preisen seit dem Zeitraum 1986 bis 1999 stehen. Damals bewegte sich der Ölpreis größtenteils zwischen zehn und 20 Dollar je Barrel.
Vitol handelt mit mehr als fünf Mio. Barrel Rohöl und Raffinerieprodukten täglich. Das entspricht etwa der Menge, die Deutschland, Frankreich und Spanien zusammen verbrauchen. Die Einschätzungen dieses Händlers finden in der Branche starke Beachtung. Für die absehbare Zukunft rechnet Taylor nicht damit, dass die dreistelligen Ölpreise wiederkehren.