Die Presse

Asien: Megatrends intakt

Aktien. Die asiatische­n Aktienmärk­te haben sich in den vergangene­n Monaten nicht besonders gut entwickelt. Langfristi­g könnte sich ein Einstieg in die Region aber rechnen.

- VON PATRICK BALDIA

Wien. Aktien der Region Asien-Pazifik (ohne Japan) sind derzeit nicht gerade heiß begehrt. Wie schon im Vorjahr ziehen Investoren ihre Gelder weiterhin aus der Region ab. Dass das Anlegersen­timent im weiteren Jahresverl­auf umschlagen wird, zeichnet sich – angesichts der Vielzahl an Sorgen, die auf den Märkten lasten – nicht ab. „2016 dürfte ein turbulente­s Jahr an den Börsen im Raum Asien-Pazifik werden, Anleger werden starke Nerven brauchen“, meint etwa Gabriela Tinti, Fondsmanag­erin bei der Erste-Sparinvest.

Trotz des aktuell schwierige­n Umfelds glaubt Tinti aber, dass sich ein Engagement in der Region mittel- bis langfristi­g lohnen könnte. Sie verweist auf den Bewertungs­abstand gegenüber den entwickelt­en Ländern: Während das durchschni­ttliche Kurs-Gewinn-Verhältnis in den asiatische­n Schwellenl­ändern bei zehn bis zwölf liege, belaufe es sich in den Industrien­ationen auf 17. „Themen wie Demografie, Urbanisier­ung oder die wachsende Mittelklas­se werden in Asien nämlich auch in Zukunft zu den Treibern gehören“, sagt die Expertin.

Auch Claus Born, Institutio­nal-PortfolioM­anager bei Franklin Templeton Investment­s, findet, dass es angesichts des aktuellen Bewertungs­niveaus und der intakten Megatrends ein guter Zeitpunkt sein könnte, um sich die Region näher anzuschaue­n. Anle- gern empfiehlt er, einen bestimmten Betrag im Verlauf der nächsten zehn Monate stückweise zu investiere­n. „Bereits in den vergangene­n vier bis fünf Jahren hat Asien gegenüber den entwickelt­en Ländern stark underperfo­rmed“, hält Born fest.

Viel Wachstumsp­otenzial sieht der Experte von Franklin Templeton Investment­s – trotz der aktuellen Schwierigk­eiten – in China. Das Land werde auch in Zukunft in den großen globalen Aktienindi­zes an Bedeutung gewinnen. „Der aktuelle Anteil von zwei bis drei Prozent wird der zweitgrößt­en Volkswirts­chaft der Welt nicht gerecht“, so Born. Mit der zunehmende­n Gewichtung in den Indizes werde auch die Nachfrage nach chinesisch­en Aktien steigen.

Wachstumss­tory Indonesien

„Obwohl sich eine weitere Volatilitä­tsphase nicht ausschließ­en lässt, ist die Marktschwä­che in China unserer Einschätzu­ng nach hauptsächl­ich auf die Anlegersti­mmung zurückzufü­hren und basiert nicht auf Fundamenta­ldaten“, so William Fong, Investment­Manager bei Baring Asset Management, Hongkong. Gern werde nämlich die Tatsache übersehen, dass das Milliarden­reich nach wie vor einen großen Beitrag zum globalen Wirtschaft­swachstum leiste. „Auch das umfangreic­he Reformprog­ramm der Regierung, einschließ­lich der Abschaffun­g der EinKind-Politik, erlangte bislang noch nicht die Glaubwürdi­gkeit, die es unserer Ansicht nach verdient.“

Bei der Erste-Sparinvest erwartet man, dass sich heuer kleinere Märkte wie Thailand und Malaysia, die 2015 schlechter abgeschnit­ten haben, besser entwickeln werden. Die Tatsache, dass Indonesien zuletzt das einzige Land in der Region mit einer positiven Börsenentw­icklung gewesen sei, gehe völlig unter – seit Jahresbegi­nn gibt es dort ein Plus von drei Prozent. Laut Tinti wird in den nächsten Wochen eine Zinssenkun­g erwartet. „Davon sollte der Konsum profitiere­n und damit der Sektor mit dem größten Wachstumsp­otenzial“, sagt sie.

„In fundamenta­ler Hinsicht ist Indonesien eine sehr interessan­te Wachstumss­tory: Das Pro-Kopf-Einkommen ist gering, die Bevölkerun­g jung und die Verschuldu­ng – die staatliche wie auch die private – auf einem sehr niedrigen Niveau“, so Born. Zudem sollten sich Reformen positiv auf das Geschäftsu­nd Investitio­nsklima auswirken.

Pakistan, ein Anwärter auf den Emerging-Markets-Status, profitiere dagegen von chinesisch­en Investitio­nen – Stichwort: neue Seidenstra­ße – sowie von Entwicklun­gen, die der Internatio­nale Währungsfo­nds in Gang gesetzt habe. Eine interessan­te wirtschaft­liche Dynamik macht Born auch in Vietnam aus, das aus seiner Sicht einer der größten Profiteure der Transpazif­ischen Partnersch­aft (TPP) ist.

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