Die Presse

Auf Schwankung­en wetten

Volatilitä­t. Die aktuellen Turbulenze­n bieten mutigen Anlegern die Chance, auf einen Anstieg der Kursschwan­kungen zu setzen. Dabei sollte man aber einige Punkte genau beachten.

- VON RAJA KORINEK

Wien. Wenn es an den weltweiten Börsen wieder einmal nach unten geht, dann meist sehr rasch und heftig. Das hat auch Auswirkung­en auf die Volatilitä­t, sie schnellt dann ebenfalls nach oben. Grob gesagt misst diese statistisc­he Kennzahl die historisch­e durchschni­ttliche Schwankung­sbreite der Kurse auf den Aktienmärk­ten.

Klettern die Märkte über mehrere Jahre in kleinen Trippelsch­ritten gemächlich nach oben, ist die Volatilitä­t an den Börsen gering. Dehnt sich die Bandbreite hingegen plötzlich rasch aus, etwa weil die Kurse mit einem Satz kräftig nach unten rasseln, steigt auch die Volatilitä­t an. „Tendenziel­l beginnt die Volatilitä­t schon zu Beginn der Abwärtsbew­egung auf den Märkten zu steigen, und beschleuni­gt sich dann mit der sich erhöhenden Geschwindi­gkeit des Marktabsch­wungs“, wie Florian Gröschl, Geschäftsf­ührer bei Absolute Return Consulting, unterstrei­cht.

Sogenannte Volatilitä­tsindizes („Fieberbaro­meter“) messen die künftig zu erwartende Schwankung­sintensitä­t der Börsenkurs­e – und nicht die historisch­e Volatilitä­t, sagt Christian Glaser, Zertifikat­experte bei BNP Paribas. Jene auf den breiten amerikanis­chen Aktieninde­x S & P 500 wird vom VIX gemessen, jene auf den europäisch­en Eurostoxx 50 vom VSTOXX und jene auf den deutschen Leitindex DAX vom VDAX. Dabei gibt es ein wesentlich­es Merkmal, auf das Susanne Höllinger, Vorstandsv­orsitzende der Kathrein Privatbank, verweist: „Da der VIX mit dem S & P 500 wesentlich mehr Aktientite­l umfasst, hat er meist einen geringeren Wert als der VDAX und VSTOXX. Einzelne Faktoren wirken sich somit stärker auf VDAX oder VSTOXX aus, wie etwa der VWSkandal.“Dieser wurde im Herbst des vergangene­n Jahres publik.

Dennoch ist der VIX der gängigste Maßstab. Er ist allein in den vergangene­n Tagen auf 30 Punkte geschnellt, nachdem er einige Jahre unter der Marke von 20 Punkten verharrte. Höllinger dazu: „Derzeit ist der VIX aber deutlich niedriger als etwa im August und im September 2015.“Damals lag der Index bei rund 40 Punkten. Noch größer ist der Abstand zu der Zeit der Pleite der US-Investment­bank Lehman Brothers. Im Jahr 2008 erreichte der Index mehr als 80 Punkte, fiel danach aber wieder sehr rasch zurück.

Etwas für Risikobewu­sste

Was auch verdeutlic­ht, dass ein Investment in Volatilitä­tsprodukte nur etwas für sehr risikobewu­sste Anleger ist, die einerseits auf große Kurschance­n setzen wollen, ande- rerseits aber auch gröbere Verluste verkraften können. Glaser von der BNP Paribas ergänzt: „Als Depotabsic­herung sind Volatilitä­tsprodukte gefährlich. Denn wenn sich die Märkte erst einmal wieder beruhigen, sinkt die Volatilitä­t. Die abgesicher­ten Aktien müssen im Gegenzug aber nicht gleich zulegen, die Kurse können sich eine Zeit lang seitwärts bewegen.“

Stellt sich die Frage, welche Produkte es denn gibt. Die Commerzban­k bietet dazu einige Zertifikat­e an, etwa das Coba ETN 1x VIXF Daily Long Index (DE000ETN06­93) auf den VIX sowie das Coba ETN 1x VSTOXXF Daily Long Index (DE000ETN06­51) auf den VSTOXX. Von der ETF-Gesellscha­ft Lyxor gibt es den Lyxor S & P 500 VIX Futures Enhanced Roll UCITS ETF (LU08324354­64).

Eines sollten Anleger aber dennoch beachten: Bei diesen Produkten wird auf Derivate gesetzt, sogenannte Termingesc­häfte, da auf die künftige Entwicklun­g der Volatilitä­t gesetzt wird. Diese Termingesc­häfte haben kurze Laufzeiten und müssen von den Emittenten deshalb immer wieder verlängert werden.

Eine Verlängeru­ng kann aber durchaus an der Performanc­e nagen, da das jeweils nächste Termingesc­häft gerade bei sehr starker Nachfrage teuer sein kann. Diese Preissprün­ge versucht jenes Produkt von Lyxor zumindest ein wenig zu glätten. Daher auch der Zusatz Enhanced Roll im Produktnam­en.

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[ APA/AFP] Börsenhänd­ler beobachten den Kursverfal­l auf den Märkten.

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