Vom Retten des Abendlandes
Buch. Der „TAZ“-Redakteur Daniel Bax schreibt über Islam und Rechtspopulismus.
Das Abendland als politischer Kampfbegriff ist wahrlich keine Erfindung von Pegida oder der FPÖ, aber welche (Kultur-)Geschichte hat diese Bezeichnung eigentlich? In der Vergangenheit haben Wortführer das Abendland gegen Kommunisten, Juden oder Liberale zu verteidigen gesucht – Oswald Spengler hat dem Begriff sein zweibändiges Opus „Der Untergang des Abendlandes“(1918, 1922) gewidmet –, und nun sehen Kritiker den christlich-abendländischen Westen durch den Islam bedroht.
Die Ängste seien im Großen und Ganzen unbegründet, argumentiert Daniel Bax in seinem kürzlich erschienen Buch „Angst ums Abendland“; Rechtspopulismus bzw. -extremismus würden eine weit höhere Bedrohung darstellen. Bax, tätig als Redakteur der linken Berliner „Tageszeitung“, holt für seine Argumentationen weit aus. Von Geert Wilders über Necla Kelek zitiert der Autor Islamgegner und ihre Kritiker, bespricht Fragen zum allgemeinen Islam- und Integrationsdiskurs.
Bax fragt beispielsweise, wie es sein kann, dass der Koran als Anleitung zur Gewalt oder als Botschaft von Frieden und Barmherzigkeit wahrgenommen werden kann. „Wie alle heiligen Bücher“, schreibt er, „ist auch der Koran in sich widersprüchlich und keine Gebrauchsanweisung wie bei Ikea, als die ihn manche Islamisten und ,Islamkritiker‘ betrachten.“Er verweist auf die innerislamische Debatte über religiöse Gewalt und den Schulterschluss muslimischer Staaten gegen Terror, den es sehr wohl gegeben habe. Bax merkt aber auch an, dass die meisten muslimischen Theologen Gewalt a priori nicht ablehnen. Das Problem sei, dass die Auslegung der Schrift viel zu oft Laien oder Autodidakten überlassen werde. Fundierte Religionspädagogen an den Schulen könnten dem entgegenwirken. Aktueller könnte Bax’ Buch nicht sein. Der Autor stellt sein Buch am Donnerstag, 18. Februar, um 19 Uhr in der Reihe „Fundamentalismus und Moderne“im Bruno-KreiskyForum für internationalen Dialog vor. Armbrusterg. 15, 1190. (duö)