Von Wetter, Post und sechs Millionen Stimmen: Die Bundespräsidentschaftswahl in Zahlen
Hofburg. Was haben 2016 und 1951 gemeinsam? Wie viele Frauen versuchten bereits, Präsidentin zu werden? Ist Norbert Hofer der bisher jüngste Kandidat? Wo leben die meisten Wahlberechtigten? Ein Überblick.
Heinz-Christian Strache getreten, ihm könnte es gelingen, was seinem Vorgänger verwehrt geblieben ist: die Freiheitlichen bei einer bundesweiten Wahl zur Nummer eins zu machen. Vielleicht schon bei der Stichwahl im Mai. Allerdings steht auch Strache vor einem strategischen Problem: Die von Haider konzipierte Oppositionspolitik funktioniert nur mit der ewigen Koalition der „Altparteien“als politischem Gegner. Zerbröselt es diesen Außenfeind, fehlt der freiheitlichen Politik die Angriffs- und Projektionsfläche.
Längst nicht mehr groß, dafür zerrüttet
Wenn sich nach 30 Jahren nun das lang anvisierte Ziel realisieren sollte und die Vorherrschaft von Rot und Schwarz gebrochen ist, wird ein blauer Montag allein nicht reichen, um die FPÖ von Grund auf neu auszurichten. Denn derzeit ist die Partei weder programmatisch noch personell für einen Strategiewechsel aufgestellt. Norbert Hofer, der anders als Strache in der Lage ist, zu improvisieren und Zwischentöne zu treffen, wäre in einer Regierungskonstellation wohl der geeignetere FPÖ-Obmann.
Nach der siebenjährigen schwarz-blauorangen Episode haben SPÖ und ÖVP wieder dort weitergemacht, wo sie 1999 aufgehört haben: mit einer Koalition, die zwar längst nicht mehr groß, dafür umso zerrütteter war. Wilhelm Molterer, Josef Pröll, Michael Spindelegger und Josef Mitterlehner gaben die Enttäuschten an der Seite der SP-Kanzler Alfred Gusenbauer und Werner Faymann. Seither klammert man sich ratlos aneinander und fürchtet den Tag, an dem 1986 schließlich doch zu Ende geht.
Am Sonntag könnte es so weit sein. Wien. Direkt in die Hofburg ziehen wird am Sonntag wahrscheinlich niemand. Aber zumindest zwei der sechs Kandidaten werden dem Amt des Bundespräsidenten (bzw. der Bundespräsidentin) ein Stück näher rücken. Denn wenn kein Anwärter beim ersten Wahlgang mehr als die Hälfte der Stimmen erhält, kommen die beiden aussichtsreichsten Kandidaten in die Stichwahl. Mehr Zahlen, Daten und Fakten über die Wahl für das höchste Amt im Staate im Überblick.
Grad soll die Temperatur am Sonntagvormittag in Teilen Österreichs betragen. Am Nachmittag sieht es dann besser aus: Dann sind zwischen sechs und 14 Grad möglich. Null passt übrigens auch zu den Chancen dafür, am Sonntag das endgültige Wahlergebnis zu erfahren. Briefwählerstimmen werden erst am Montag ausgezählt. Es bleibt also einen weiteren Tag spannend.
Prozentpunkte lagen zwei Kandidaten im Jahr 1965 auseinander. Es war der knappste Wahlausgang bei einer Bundespräsidentschaftswahl. Franz Jonas gewann mit 50,69 Prozent der Stimmen, Alfons Gorbach erhielt 49,31 Prozent.
Jahre dauerte die kürzeste Amtszeit eines Präsidenten. Theodor Körner war von 1951 bis 1957 Staatsoberhaupt. Der erste direkt vom Volk gewählte Bundespräsident verstarb noch im Amt. Eine Periode dauert im Normalfall sechs Jahre, mehr als zwölf Jahre kann allerdings kein Staatschef im Amt sein.
Mal versuchte eine Frau, Präsidentin zu werden. Geschafft hat es bisher noch keine der Bewerberinnen. Irmgard Griss hat damit die Chance, das erste weibliche Staatsoberhaupt zu werden.
Juli ist der Termin für die Angelobung des neuen Präsidenten bzw. der Präsidentin. Das Datum von Rudolf Kirchschlägers Angelobung wurde beibehalten, seither leisten alle Präsidenten an diesem Tag ihren Amtseid vor der Bundesversammlung.
Dezember 2016 war quasi der Startschuss für die Kandidaturen. Zu diesem Zeitpunkt gab die unabhängige Irmgard Griss als Erste bekannt, bei der Hofburg-Wahl antreten zu wollen. ÖVP, SPÖ, Grüne und FPÖ folgten im Jänner.
Jahre alt war die bisher jüngste Bewerberin um die Hofburg. 1998 trat Gertraud Knoll bei der Präsidentschaftswahl an. Der jetzige FPÖ-Kandidat zweifelte mit seinen 45 Jahren anfangs noch, ob er nicht zu jung für das Amt sei.
Prozent der Wahlberechtigten nutzten 2010 ihr Stimmrecht. Damals wurde Bundespräsident Heinz Fischer wiedergewählt. traten ebenfalls sechs Kandidaten an. Das ist – gemeinsam mit 2016 – der Rekordwert an Kandidaten. Auch damals trat eine unabhängig Frau (Ludovica Hainisch) gegen fünf Männer an.
Werbeflächen stehen nach der Stichwahl schätzungsweise zur Verfügung. Die beiden Kandidaten müssen sie sich allerdings teilen. Die Buchungen werden am Montag fixiert – bzw. am Dienstag, falls das Wahlergebnis knapp ausfällt. Briefkästen werden am Samstag entleert. Die Post bietet am 23. April dieses Sonderservice für Briefwähler an. Aber Achtung: Das Kuvert muss vor 9 Uhr im Briefkasten landen. Die Kosten trägt das Innenressort.
Millionen Österreicher über 16 sind wahlberechtigt. Mehr als die Hälfte (3,3 Millionen) sind Frauen. Die meisten Wahlberechtigten leben in Niederösterreich – nämlich 1,28 Millionen potenzielle Wähler.