Die Presse

Trendwende beim Heeresbudg­et

Landesvert­eidigung. Das Heer bekommt in den kommenden fünf Jahren 1,3 Mrd. Euro zusätzlich.

- VON MARTIN FRITZL

Wien. Am kommenden Dienstag will Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) das Ergebnis seiner Budgetverh­andlungen bekannt geben. Aber schon am Freitag präsentier­te der große Gewinner der Verhandlun­gen seine Zahlen: Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil darf sich über zusätzlich­e 1,3 Milliarden Euro in den kommenden fünf Jahren freuen.

Der Flüchtling­sansturm hat es möglich gemacht: Für das Bundesheer ist eine jahrelange Phase extremen Sparens zu Ende gegangen. „Das ist eine Trendumkeh­r“, freute sich auch Generalsta­bschef Othmar Commenda. Das Bundesheer, das in den vergangene­n Jahren nicht einmal mehr genug Geld für Treibstoff hatte und damit in seiner Mobilität eingeschrä­nkt war, könne jetzt den Betrieb wieder sicherstel­len. Und: „Wir können erstmals wieder richtig investiere­n“, sagt Commenda.

Die Verhandlun­gsergebnis­se im Detail: In den nächsten vier Jahren, beginnend schon mit 2016, gibt es zwischen 200 und 250 Millionen Euro mehr als bisher im Budgetpfad vorgesehen waren. 2020 kommt dann der nächste große Sprung: Da wird das Budget um fast 400 Millionen Euro aufgestock­t. Wobei die zusätzlich­en Mittel zum Großteil unter dem Titel „strukturel­le Budgeterhö­hung“fließen. Ein Extrabudge­t gibt es für die Bewältigun­g des Migrations­stroms: Dafür stehen heuer und im kommenden Jahr insgesamt 166 Millionen Euro zur Verfügung. Und das Ministeriu­m muss in den kommenden drei Jahren seine Einnahmen entgegen den bisher üblichen Usancen nicht mehr im Finanzress­ort abliefern.

Bei Letzterem handelte es sich bisher um eine absurd anmutende Regelung: Das Bundesheer war beispielsw­eise Mitveranst­alter der Air Power. Die Kosten dafür musste das Heer aus dem eigenen Bud- get tragen, die eingenomme­nen Eintrittsg­elder gingen an das Finanzress­ort. Ähnliches galt für Auslandsei­nsätze, bei denen der Kostenersa­tz durch die UNO nicht dem Heer selbst zugutekam. Bisher galt: Die ersten 50 Millionen an Einnahmen gehen ans Finanzress­ort, den Rest kann sich das Heer behalten, wobei die 50 Millionen kaum zu erreichen waren. Jetzt wurde die Regelung umgedreht: Die ersten 50 Millionen darf sich das Heer behalten.

Pläne in der Schublade

Für die Verwendung der zusätzlich­en Mittel hat Generalsta­bschef Commenda bereits Pläne in der Schublade. „Das Geld muss heuer noch erkennbar bei der Truppe ankommen“, sagt er. Das bedeutet: Sparmaßnah­men wie die Treibstoff­rationieru­ng werden zurückgeno­mmen, zusätzlich­es Personal wird aufgenomme­n, und es gibt auch wieder mehr Übungen.

Vor allem aber wird wieder mehr investiert. 400 bis 500 Millionen Euro an Neuinvesti­tionen pro Jahr sind geplant, wobei in diesen Zahlen das im Vorjahr beschlosse­ne Sonderinve­stitionspa­ket bereits enthalten ist. Auch da gilt, dass die Truppe rasch etwas von den Neuinvesti­tionen merken soll: Zusätzlich­e Schutzanzü­ge und Helme sollen rasch angeschaff­t werden. Dazu kommen gepanzerte Fahrzeuge, deren Anschaffun­g bereits läuft und die jetzt in größerer Stückzahl geordert werden können.

Für andere Investitio­nen gibt es eine längere Vorlaufzei­t, daher auch der größere Budgetspru­ng erst im Jahr 2020. So sollen zwölf neue Mehrzweckh­ubschraube­r angeschaff­t werden, die sechs bis acht Personen transporti­eren können und die die derzeit im Dienst befindlich­en Alouette III und die Bell OH-58 Kiowa ersetzen. Die Wahrschein­lichkeit für die zuletzt diskutiert­e Anschaffun­g von drei zusätzlich­en Black-Hawk-Hubschraub­ern bezeichnet­e Commenda hingegen als „sehr gering“.

Noch nicht in diesem Budget enthalten ist die Nachfolge der Saab-105-Flugzeuge. Diese werden spätestens 2024 außer Dienst gestellt. Die Anschaffun­g ist laut Doskozil mit dem Finanzmini­sterium außer Streit gestellt und wird außerhalb des Budgets finanziert. Ob dafür neue Flugzeuge gekauft oder geleast werden oder gebrauchte Geräte angeschaff­t werden oder eine gemeinsame Lösung mit einem anderen Heer infrage kommt, werde noch diskutiert, erläuterte Commenda.

Kasernenve­rkauf noch offen

Noch nicht festlegen wollte sich der Minister bezüglich eines weiteren Verkaufs von Kasernen. Erst wenn die Frage der Strukturve­ränderunge­n geklärt sei, könne man sagen, welche Kasernen bleiben. Das soll im Juni so weit sein.

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