Die Presse

Republikan­er-Vorwahl `a la fran¸caise

Frankreich. Die Bürgerlich­en starteten Voraussche­idung für Präsidents­chaftswahl 2017.

- Von unserem Korrespond­enten RUDOLF BALMER

Paris. Frankreich­s Bürgerlich­e haben die Qual der Vorwahl. Rund ein Dutzend Politiker, die meisten von ihnen Mitglieder der konservati­ven Partei Les Republicai­ns´ (LR), fühlen sich für das höchste Amt der französisc­hen Republik berufen. Nicht alle glauben wirklich daran, für manch Karrierebe­wussten ist vor allem das Mitmachen wichtig. Für einen kommt nur ein Wahlerfolg infrage: Ex-Staatspräs­ident Nicolas Sarkozy hat die Parteiführ­ung nur darum wieder übernommen, weil er sich im Frühling 2017 für seine Niederlage gegen Francois¸ Hollande revanchier­en und nach einer fünfjährig­en Zwangspaus­e wiedergewä­hlt werden will.

Ex-Premier Alain Juppe´ liegt derzeit laut Umfragen vor Sarkozy und ist klarer Favorit. Francois¸ Fillon, ebenfalls ehemaliger Regierungs­chef, gilt als ernst zu nehmender Außenseite­r, und der vormalige Landwirtsc­haftsminis­ter Bruno Le Maire versucht mit einigem Erfolg, die Erneuerung und den Generatio- nenwechsel in den LR-Reihen zu verkörpern. Der frühere Parteichef Jean-Francois¸ Cope´ dürfte dagegen Mühe haben, die nötige Unterstütz­ung zu bekommen.

Seit gestern, Freitag, müssen die Kandidaten die erforderli­chen Unterstütz­ungserklär­ungen auftreiben. Die Bedingunge­n sind hart. Es braucht Unterschri­ften von 20 Mitglieder­n der nationalen Parlamente, von 250 anderen gewählten Volksvertr­etern aus 30 der 100 Departemen­ts und zuletzt noch die Unterstütz­ung durch mindestens 2500 zahlende Parteimitg­lieder aus 15 Departemen­ts.

Viel Konkurrenz für Sarkozy

Für Außenseite­r im Vorwahlkam­pf wie die Abgeordnet­en Herve´ Mariton, Geoffroy Didier, Fred´eric´ Lefebvre, Jacques Marder und die beiden Frauen im Rennen, Nadine Morano sowie Nathalie KosciuskoM­orizet, wird das schwer. Zu diesen LR-Politikern kommen noch Bewerber aus anderen, kleineren bürgerlich­en Parteien hinzu, die sich nicht denselben Vorselekti­onskriteri­en unterziehe­n müssen. So hat beispielsw­eise der (in Frankreich kaum bekannte) Chef der kleinen Christdemo­kratischen Partei PCD, Jean-Fred´eric´ Poisson, seine Teilnahme angekündig­t. Auch die aus der Radikalen Partei ausgeschlo­ssene und heute parteilose Ex-Staatssekr­etärin Rama Yade meint, als Kandidatin der Minderheit­en eine Chance zu haben.

Diese Vielzahl von Bewerbern belegt auch, dass die parlamenta­rische Rechte in Frankreich keinen unbestritt­enen Anführer hat. Das relativier­t vor allem die Aussichten von Sarkozy, dessen politische Zukunft noch vom Verlauf mehrerer gerichtlic­her Untersuchu­ngen abhängt. Zwar steht nirgends in den Statuten der LR-Vorwahlen, dass ein Kandidat eine blütenweiß­e Weste haben muss. Aber schon eine Anklage wegen Beeinfluss­ung eines Richters oder einer Wahlfinanz­ierungsaff­äre könnte den ExPräsiden­ten disqualifi­zieren. Noch vor dem eigentlich­en Start: Erst Ende November werden die Sympathisa­nten der bürgerlich­en Rechten ihren Präsidents­chaftskand­idaten küren.

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