Gesundheit: Defizite bei Versorgung
Flüchtlinge. Bei der gesundheitlichen Betreuung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen gibt es große Mängel, kritisiert die Liga für Kinder- und Jugendgesundheit.
Wien. Rund 90.000 Asylwerber suchten im Vorjahr in Österreich um Asyl an. 28.300 davon seien Kinder und Jugendliche gewesen, heißt es aus dem Innenministerium. Die gesundheitliche Betreuung weise große Defizite auf, kritisierte die Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit. Die Organisation präsentierte am Freitag ihren siebten Jahresbericht. So gebe es Verzögerungen bei der Ausstellung von entsprechenden Versicherungskarten, auch müssten zwar alle Asylwerber bei Aufnahme in die Grundversorgung eine Erstuntersuchung absolvieren, im vergangenen Jahr seien die Ärzte aber überlastet gewesen. „Die Flüchtlinge wurden zum Teil auch ohne Untersuchung auf diverse Not- oder Privatquartiere verteilt“, kritisiert Kinderliga-Präsident Klaus Vavrik. Das wiederum impliziere auch eine potenzielle Gefährdung der Umgebung durch eventuell importierte Infektionskrankheiten, heißt es in dem Bericht. „Die Gesundheitsversorgung wurde auch in der schwierigen Situation bestmöglich organisiert“, argumentiert ein Sprecher des Innenministeriums. Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits kritisierte die Situation in Wien-Erdberg im Herbst 2015, als die vom Bund geführte Einrichtung 300 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge beherbergte. „Vor Kraft strotzende junge Männer waren psy- chisch sehr traurig beisammen.“Sie seien völlig desorientiert, verunsichert und überfordert gewesen. „Die Deutschkurse hat die Firma ORS betreut. Das ist nicht die richtige Stelle, das ist eigentlich eine Überwachungsfirma. [. . .] Wir haben das Essen probiert, es war grauslich. Ein Ei, Einbrenngemüse und Erdäpfel. Es gab sehr viel Verunsicherung, keine individuelle Betreuung.“Erdberg sei danach von der Stadt Wien übernommen worden, die Situation hätte sich gebessert. Die Kinderliga fordert nun pädiatrische Kompetenzen in der Erstversorgung, ein rasch verfügbares Dolmetschsystem sowie ein Basisimpfprogramm bei der Erstuntersuchung. (APA/win)