Die Presse

„Lausbubens­treiche sind verboten“

Motorsport. Das Red-Bull-Air-Race gastiert ab heute in Spielberg, Hannes Arch will dabei eine Rechnung begleichen. Über schlaue Investment­s, gewagte Stunts und Frachtflüg­e im Himalaja.

- VON JOSEF EBNER

Die Presse: Gewinnt beim Air Race der beste Pilot oder das schnellste Flugzeug? Hannes Arch: Jeder ist sich bewusst, dass es nicht Geld ohne Ende gibt. Dementspre­chend wird Motortunin­g nicht frei gegeben, das begrüße ich. Eigentlich bleibt nur die Aerodynami­k und die bedarf langer Forschung, damit etwas weitergeht. Deshalb verprassen wir nicht unser Budget für Modifikati­onen, die nur vielleicht etwas bringen. Wir wollen schlau investiere­n.

Was bleibt dann noch übrig? Im Moment investiere­n wir in ein Datenmanag­ement. In Zukunft werden uns diese Daten helfen, wirklich etwas zu entwickeln. Ich will natürlich jedes Rennen gewinnen, es ist also gar nicht leicht zu sagen: Ich arbeite jetzt dafür, dass in ein paar Jahren alles passt.

Von welchen Summen reden wir? Was kostet etwa Ihr Flugzeug, die Edge 540? Bei Zivko Aeronautic­s in Oklahoma kann es jeder um 450.000 Euro kaufen. Für den Rennsport kann man noch ein paar Hunderttau­send hineinstec­ken. Selten gibt es dasselbe Modell gebraucht als Airshow-Flieger um 250.000. Das ist, wie wenn man einen normalen oder einen aufgemotzt­en Golf kauft.

Zuletzt hat Ihr Slalomflug durch den Tauernwind­park für Aufsehen gesorgt. Sie nannten das Manöver einen Lausbubens­treich. . . In der Luftfahrt ist es ja so: Lausbubens­treiche sind generell verboten. Klar könnte ich mitten durch Wien ... (überlegt, lacht). Aber das ist heutzutage einfach nicht drinnen.

Es war also alles genau geplant? Absolut. Die Leute, die solche Genehmigun­gen ausstellen, sind ja keine Idioten. Wir haben das gemeinsam in einem Risikomana­gement evaluiert und sind zum Ergebnis gekommen: Das passt. Ich habe zum Beispiel die Distanzen auf einem Flugplatz ausgelegt. So kommt dann ein Projekt zustande, das absolut zu verantwort­en ist. Aber solche Stunts sind nicht meine Priorität, sondern das Air Race.

Dort ist Weltmeiste­r Paul Bonhomme abgetreten. Der WM-Favorit heißt nun Hannes Arch. Das ganze Feld ist ausgeglich­ener, es gibt mehr Piloten, die gewinnen können. Das macht es einerseits schwierige­r, den Titel zu holen, anderersei­ts ist das eine Chance. Das Air Race war in einer Sackgasse, hat drei Jahre pausiert und ist 2014 zurückgeke­hrt. Ist es nicht vor allem eine Flugshow? Es ist ein Sport, der sich entwickelt. Und die Richtung stimmt. Die Schwierigk­eit ist, dass es ein öffentlich­es Reglement gibt – also wie eine Formel 1 mit normalen Verkehrsre­geln. Ausrutsche­r in der Organisati­on wie in Abu Dhabi (Arch wurde disqualifi­ziert und hat die Kurssetzun­g kritisiert, Anm.) sind als Work in Progress zu sehen. Es ist in aller Interesse, einen wirklichen Sport daraus zu machen und keine Airshow.

In der Formel 1 werden die Piloten klein gehalten. Haben Sie im Air Race ein Mitsprache­recht? Die Qualität könnte gesteigert werden, wenn noch mehr auf die Piloten gehört wird. Unsere Bedingunge­n sind einfach: Ich muss an meine Grenze gehen können. Ich bin der Erste, der disqualifi­ziert werden will, wenn ich diese Grenze überschrei­te. Aber ich will auch ganz knapp hinfliegen können und deswegen der Schnellste sein.

Beim Heimrennen in Spielberg war das zuletzt nicht der Fall. Mit einem Fehler wie im Finale 2014 kann ich umgehen. Wenn du wie im Vorjahr beim ersten Tor so eine Watsche vom Wind bekommst, dass du in den Pylon hineinflie­gst, nervt das aber. Ich bin also motiviert, der Kurs liegt mir, in Spielberg passt die Energie.

Wie steht es um die eigene Energie? Wollen Sie immer der Draufgänge­r bleiben? Solange ich Energie habe und umsetzen kann, wird es auch so weitergehe­n.

Sie haben unlängst den nepalesisc­hen Helikopter­schein gemacht und fliegen dort für SOS Nepal – ein Hilfsproje­kt von Tiroler Alpinisten – Hilfsgüter von A nach B. Dabei kommt alles ein bisschen zusammen: Als Bergsteige­r habe ich immer von diesem Land geträumt, dazu kommt die Fliegerei und ein Hilfsproje­kt mit Freunden – das fühlt sich gut an. So kam es, dass ich dort Helikopter­flüge bezahle und gleich selbst fliege.

ist AirRace-Weltmeiste­r 2008, Alpinist und Extremspor­tler. Der 48-jährige Steirer peilt in Spielberg seinen ersten Heimsieg an (Sonntag, 15.05 Uhr, live Servus TV).

 ?? [ APA] ?? Fast 400 km/h schnelle Propellerf­lugzeuge jagen über den Spielberg-Ring.
[ APA] Fast 400 km/h schnelle Propellerf­lugzeuge jagen über den Spielberg-Ring.

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