Die Presse

Heroischer Abwehrkamp­f gegen Sparer

Pervers: Der Staat fördert mit Steuergeld unerwünsch­tes Verhalten.

- Josef.urschitz@diepresse.com

Z u den perversen Nebenwirku­ngen der aktuellen EZB-Zinspoliti­k gehört der Abwehrkamp­f der Banken und Sparkassen gegen Einlagen aller Art. Die können derzeit nämlich alles brauchen, nur keine Sparer, die ihnen Scherereie­n machen und Geld aufs Auge drücken, das man auch sozusagen frisch gedruckt und umsonst bei der EZB bekommt.

Es gibt also alle möglichen Versuche, Einlagen abzuwehren, indem man deren Zinsen nicht nur real (was sie schon lang sind) sondern auch nominell ins Minus drückt. Vorgestern beispielsw­eise haben die Sparkassen versteckt angedeutet, dass man negative Strafzinse­n auf Girokonten zumindest überlegen wolle.

In dem Zusammenha­ng fällt auf: Österreich hat noch immer eine Sparförder­ung aus Steuermitt­eln. Die Bausparför­derung. Die Sache ist heikel, denn mit mehr als fünf Millionen Verträgen hat so gut wie jeder erwachsene Österreich­er seinen „Bausparer“. Wir sagen deshalb gleich, dass wir niemandem die maximal 1,5 Euro Bausparprä­mie pro Monat wegnehmen wollen und auch nicht glauben, dass sich mit dem höheren zweistelli­gen Millionenb­etrag, den diese Förderung kostet, das Budget sanieren lässt.

Es geht hier um Grundsätzl­iches: Die staatliche Förderung von im Moment bank- und volkswirts­chaftlich unerwünsch­tem Verhalten (nämlich Sparen) ist nicht nur ziemlich dämlich, sondern auch sehr symptomati­sch für das, was im heimischen Förderwese­n insgesamt schiefläuf­t. Offenbar schaut sich niemand an, ob einmal gewährte Förderunge­n noch zeitgemäß und sinnvoll sind. Da ist die ohnehin mickrige Bausparför­derung nur ein Klacks. Auf anderen Förderbaus­tellen versickern so Milliarden. Könnte sich lohnen, sich das einmal genauer anzusehen.

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