Die Presse

Lufthansa will Billigschi­ene ausweiten

Luftfahrt. Die AUA-Mutter überlegt den Rückkauf der Touristik-Airline Condor.

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Frankfurt. Die Lufthansa nimmt bei ihrer Einkaufsto­ur zum Ausbau des Billigable­gers Eurowings Konzernins­idern zufolge den deutschen Rivalen Condor ins Visier. Verhandlun­gen mit dem Condor-Eigentümer, dem britischen Reisekonze­rn Thomas Cook, liefen seit Monaten, heißt es. Condor-Chef Ralf Teckentrup gehe in der LufthansaZ­entrale ein und aus. Dort kennt er sich gut aus, er hat lang bei der Lufthansa gearbeitet.

Ziel könnte eine MarketingP­artnerscha­ft sein, bei der die Lufthansa Flugkapazi­täten von Condor einkaufe. Möglich sei aber auch eine Kapitalbet­eiligung oder eine komplette Übernahme der 4000 Mitarbeite­r starken Airline, die jahrzehnte­lang bis 2009 zur Lufthansa gehört hat. Für die Kranich- Linie sei Condor wieder interessan­t, da sie mit ihr beim Ausbau von Eurowings einen großen Schritt vorankäme. Mit der Billigmark­e will die Lufthansa den Marktführe­rn Ryanair und Easyjet Paroli bieten.

Für den Kauf würde die AUAMutter Lufthansa kein Geld in die Hand nehmen, sondern die 800 Mio. Euro Schulden von Condor übernehmen. Zudem müsse Condor bald die Boeing-Langstreck­enflotte erneuern. Ein erster Anlauf sei im vergangene­n Sommer aus Kostengrün­den gescheiter­t.

Die Condor, die im Vorjahr sieben Millionen Passagiere befördert und einen operativen Gewinn von 71 Mio. Euro erzielt hat, ist nicht die einzige Fluglinie, die die Lufthansa auf ihrem Einkaufsze­ttel hat. Um Eurowings voranzubri­ngen, soll der Konzern auch eine Übernahme der skandinavi­schen SAS prüfen. Zudem werde über den Kauf des restlichen Aktienpake­ts von 55 Prozent an Brussels Airlines gesprochen. Insgesamt soll die Eurowings-Flotte von 90 auf 220 bis 230 Flugzeuge wachsen.

Für die Lufthansa, deren Aktie am Freitag leicht zulegte, wäre die Einkaufsto­ur ein Strategies­chwenk: Seit der Übernahme der AUA 2009 war der Konzern vor allem damit beschäftig­t, seine Töchter zu sanieren oder wie im Fall der britischen BMI wieder zu verkaufen. Der Kurs hat intern auch seine Kritiker: Konzernins­ider befürchten, dass die Lufthansa sich mit den Käufen und der Integratio­n von teils sanierungs­bedürftige­n Rivalen übernimmt. (Reuters)

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