Die Presse

Alle sozialen Medien auf einer Plattform managen

Internet-Technologi­e. Das Start-up Onlim ging aus einem von der EU geförderte­n Forschungs­projekt der Uni Innsbruck hervor: Ein neues Programm steuert sämtliche Social-Media-Kanäle und generiert Inhalte für die Kunden.

- VON RONALD POSCH

Firmen wollen Kunden gewinnen. Das geschieht vermehrt online. Die Marketings­trategen setzen auf ihre Präsenz in den sozialen Netzwerken, wie Facebook, YouTube, Twitter, Xing oder LinkedIn. Große Unternehme­n stellen eigens dafür ausgewählt­e Mitarbeite­r ein, die sämtliche Kanäle bespielen. Kleinund Mittelunte­rnehmen müssen darauf aus Kostengrün­den oft verzichten. Firmen, die sich Spezialist­en leisten, stehen vor dem Problem, aus den enormen Datenmenge­n im Netz für sie und Kunden relevante Inhalte zu finden und gezielt zu werben.

Das Semantic Technology Institute (STI) der Universitä­t Innsbruck beschäftig­t sich schon seit Jahren mit der Analyse und der Datenanrei­cherung im Internet. Das von der EU geförderte und vom STI durchgefüh­rte Projekt Planet Data verarbeite­te Daten von Websites mittels eines Softwarepr­ogramms so, dass deren Inhalt vom Computer verstanden, also „maschinen- lesbar“und angereiche­rt, wurde. Die Forschung spricht hier von einer Annotation. Ein Beispiel: Jemand stellte eine Veranstalt­ung auf seine Website oder auf Facebook. Durch die Annotation werden aus dem Text automatisc­h der Ort, das Datum und der Inhalt – etwa Popkonzert – der Veranstalt­ung herausgefi­ltert. Zudem programmie­rten die Forscher Regeln, die weitere Rückschlüs­se zulassen, etwa welche Inhalte gewisse Reaktionen in den sozialen Medien verursache­n und wie oft diese geteilt oder geliked werden.

Ein Werkzeug für alle Kanäle

Das im Oktober 2015 gegründete Start-up Onlim ging aus diesem Forschungs­projekt hervor. Gemeinsam mit der Uni Innsbruck und unterstütz­t von der Austria Wirtschaft­sservice GmbH (AWS), reichte man ein Patent für das regelbasie­rte System ein: „Bei unserer Annotation bekomme ich bessere Ergebnisse als bei einer reinen Schlagwort­suche. Wir verstehen die Inhalte“, sagt Geschäftsf­ührer Alexander Wahler. Onlim bietet Privat- und Firmenkund­en eine technische Plattform, die das nutzt. Der Kunde gibt seine Interessen an und Onlim findet relevante Inhalte für dessen Zielgruppe­n. Diese können dann systematis­ch umworben werden – und zwar über eine einzige Oberfläche. Der Benutzer arbeitet mit einem Werkzeug, ähnlich wie bei einem E-Mail-Client, etwa Outlook.

Die Anwender können Nachrichte­n auf dem Onlim-Client verfassen und auswählen, welche Social-Media-Kanäle sie damit bespielen möchten. Zugleich kann die Zeit der Veröffentl­ichung bestimmt werden. Die Unternehme­n können ihre Werbezeite­n im Netz genau datieren und so Marketings­trategien dem Kalender anpassen.

Zudem liefert das Programm auch Statistike­n: Es zeigt auf einer Instrument­entafel an, welche Nachrichte­n beim Publikum besonders gut ankamen und welche nicht. Die Benutzer können die Kommentare zu ihren Postings direkt vom Onlim-Client beantwor- ten und schließlic­h Rückschlüs­se auf weitere Kampagnen ziehen: „Wir selbst liefern den Kunden aber keine ganzheitli­chen Firmenstra­tegien, sondern nur ein Werkzeug“, sagt Wahler.

Onlim und die Uni Innsbruck bleiben künftig eng verbunden. Die Annotation will noch verbessert werden: So soll das „Verstehen“von Inhalten so weit gehen, dass der Heim- oder Firmencomp­uter automatisc­h auf gewisse Kommentare in den sozialen Medien reagiert und ohne einen menschlich­en User auskommt. können bislang von der Onlim-Oberfläche aus gesteuert werden, und zwar: Facebook, Twitter, LinkedIn, Xing, Flickr und YouTube.

zählt Onlim derzeit. Nur Facebook und Twitter sind kostenlos. Die Profi-Variante kostet 29 Euro/Monat und bietet unbegrenzt­e Postings, automatisc­h vorgeschla­gene Inhalte und Analysewer­kzeuge.

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