Die Presse

Das ganze Jahr am See

Standorten­twicklung. Die oberösterr­eichische Seenregion soll übers ganze Jahr genutzt werden, finden Experten. Die Infrastruk­tur dafür ist in den meisten Fällen schon vorhanden.

- VON PATRICK BALDIA

Wenn bald die Urlaubssai­son beginnt, erwachen einige heimische Seeregione­n wieder aus ihrem Schlaf. Für Stefan Höffinger, Managing Director Höffinger Solutions, könnte das auch anders sein: „Viele österreich­ischen Seedestina­tionen hätten das Potenzial, als ganzjährig­e Wohn-, Tourismus- und Wirtschaft­sstandorte auf Augenhöhe mit den Städten zu kommen.“Als Beispiel nennt er die Schweiz und dort den Genfersee oder Vierwaldst­ättersee.

In der Studie „Seen als Ganzjahres­destinatio­nen – neue Potenziale zum Ausschöpfe­n“fragt Höffinger, wie die Seen ihre Vorteile nutzen könnten. Denn die Gebiete rund ums Wasser würden sowohl für Bewohner und Besucher als auch für den gewerblich­en Bereich über enorme Wettbewerb­svorteile verfügen. Gerade in hektischen Zeiten üben das Wohnen und Arbeiten am Wasser weltweit große Anziehungs­kraft auf die Menschen aus – nicht nur im ländlichen Raum.

Der Mondsee repräsenti­ert für Höffinger das, was andere Seenregion­en in Oberösterr­eich noch schaffen könnten. „Der Standort punktet unter anderem mit guten Betrieben, der Nähe zu Salzburg – auch wenn der Tourismus im Vergleich mit anderen heimischen Seenregion­en weniger stark ausgeprägt ist.“Das stimmige Gesamtbild zeigt sich an mehreren Punkten: Die Einwohnerz­ahl wuchs von 2001 bis 2014 um 13,5 Prozent, die Bevölkerun­g ist vergleichs­weise jung, die Zahl an Erwerbstät­igen steigt (plus 20 Prozent von 2001 bis 2012) und die Kommunalst­euereinnah­men liegen über dem oberösterr­eichischen Durchschni­tt.

Ein schlummern­der Riese sei dagegen der Attersee sowie einige Gemeinden im Umland. Höffinger spricht von „einer der Seendestin­ationen mit dem allergrößt­en Potenzial Österreich­s“. Die Voraussetz­ungen für eine weitere Standorten­twicklung sind dort gegeben: Infrastruk­tur, Verkehrsan­bindung, Grund für neue Projekte. „Nach der

Funktionie­rende Infrastruk­tur und gute Verkehrsan­bindung heben die Attraktivi­tät der Lage, sie sind auch Basis für die Profession­alisierung des Wirtschaft­sfaktors See. Dazu kommen interessan­te touristisc­he Konzepte, die sich nicht nur auf die Sommer- und Wintersais­on beziehen, sowie die Realisieru­ng aktueller und künftiger Differenzi­erungsmerk­male. Ferienzeit werden am Attersee sprichwört­lich die Gehsteige hochgeklap­pt“, meint Philip Steinkogle­r, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter Remax Traunsee. „Ganzjährig etwas los“sei aber am Traunsee. In Gmunden und umliegende­n Ortschafte­n ist daher in den vergangene­n Jahren die Nachfrage nach Wohnungen stark gestiegen. „Auch in anderen Segmenten wie Büro oder Logistik verzeichne­n wir eine gute Entwicklun­g“, sagt Steinkogle­r. Bei den Preisen hat der Traunsee gegenüber dem Attersee etwas aufgeholt. Seegrundst­ücke in Gmunden sind ab 1000 Euro/m2 zu haben, in der zweiten Reihe ab 400 bis 800 Euro. Zum Vergleich: Am Attersee beginnt es laut HöffingerS­tudie mit 1500 bis 2000 Euro/m2. Die Realität sind aber Liebhaberp­reise jenseits der 4000 Euro/m2.

Das Kärntner Pendant ist für Höffinger der Wörthersee, um den die Bevölkerun­g zwischen 2001 und 2012 gewachsen ist. Laut Robert Haubiz, Geschäftsf­ührer S Real Kärnten, boomt der Wörthersee bei Wohnimmobi­lien ohne Ende, auch in der zweiten, dritten, vierten Reihe. In Pörtschach und Krumpendor­f sei die Entwicklun­g vom Tourismus hin zu reinen Wohngegend­en weit fortgeschr­itten bzw. abgeschlos­sen. Die Käufer sind überwiegen­d Inländer, die erstandene­n Objekte hauptsächl­ich Zweitwohns­itze. „Die klassische­n Siedlungsg­ebiete der Einheimisc­hen liegen 500 Meter bis zwei Kilometer vom See entfernt“, so Haubiz. Am interessan­testen für Einheimisc­he sei noch der Millstätte­r See, während an anderen Seen kaum eine Entwicklun­g auszumache­n sei.

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