Wir basteln einen CEO
Aus einer neuen Studie lässt sich die Blaupause für einen Vorstandschef fertigen.
Der typische CEO ist 49 Jahre alt. Jedenfalls im deutschsprachigen Raum. Im weltweiten Mittel ist er ein wenig reifer, nämlich 53 Jahre alt.
Arbeitet unser Muster-CEO für ein österreichisches Unternehmen, haben zwei von drei (67 Prozent) einen Doktortitel in der Tasche. In Deutschland besitzen diesen nur sechs von hundert, in der Schweiz sieben von hundert. Dort legt man mehr Wert auf den MBA. Ihn besitzt jeder dritte eidgenössische CEO (36 Prozent), in Deutschland und Österreich nur knapp jeder sechste (17 Prozent).
Solche Zahlenspiele finden sich in der „2015 CEO Success“Studie von Strategy &, der Strategieberatung von PwC. Basis sind die 2500 weltweit größten börsenotierten Unternehmen, 300 davon im deutschsprachigen Raum. Fassen wir die Ergebnisse zusammen, entsteht die Blaupause des Vorstandsvorsitzenden.
Der CEO ist keine Frau
Neu rekrutierte CEOs sind fast ausschließlich Männer. 2014 war im D-A-CH-Raum noch jeder zehnte weiblich (10,3 Prozent), 2015 ist es nur mehr jeder fünfzigste (homöopathische 2,2 Prozent). Auch international fiel die Frauenquote von 5,2 auf 2,8 Prozent.
Ein echtes Problem, meint der Österreich-Geschäftsführer Klaus Hölbling, „Es wirft die Frage auf, was passieren muss, damit die Frauenquote dorthinkommt, wo man sie haben will. Bald bleibt nur mehr die staatliche Regulierung.“
Eine Erklärung für das weibliche Abrutschen liegt im Motiv des Aufsichtsrats, warum er den obersten Vorstand tauscht. Sofern es nicht an dessen schwacher Performance liegt, will man ein Zugpferd, das disruptive technologische Veränderungen durchpeitscht oder auf Industrie 4.0 umstellt – nicht eben klassisch weibliche Domänen.
Aus demselben Grund wird schon jeder dritte CEOs von außen geholt (2014: 24 Prozent). Gern darf er branchenfremd sein, Hauptsache, er bringt Erfahrung bei digitalen Geschäftsmodellen mit. Wichtig ist das vor allem für Banken, Telekom, Energie und Konsumgüter.
Schleudersitz
Die Geduld des Aufsichtsrats mit dem Mann oder der Frau an der operativen Spitze nimmt ab. Saß vor zehn Jahren ein CEO im D-A-CH-Raum im Schnitt 8,3 Jahre auf dem heißen Stuhl, verkürzte sich das 2015 auf 6,3 Jahre – und liegt damit sogar unter dem weltweiten Schnitt von 7,5 Jahren. Extra volatil ist die Finanzwirtschaft: Hier musste im Vorjahr jeder fünfte CEO seinen Hut nehmen. (al)