Die Presse

Banken im Mikado um Bankomaten

Spesen. Kein Finanzinst­itut will sich bei der Einführung von Banko matgebühre­n als Erstes bewegen. Sozialmini­ster Alois Stöger will dennoch vorsorglic­h ein Verbot derselben prüfen lassen.

- FREITAG, 29. APRIL 2016 VON JAKOB ZIRM UND NICOLE STERN

Minister Schelling lädt Finanzinst­ituteChefs am Montag zu sich.

Wien. Die seit längerem schwelende Diskussion über Bankomatge­bühren hat am Donnerstag auch die Bundesregi­erung erreicht. Er werde überprüfen lassen, ob die Einführung solcher Gebühren nicht auch „gesetzlich verhindert“werden könne, teilte Sozialmini­ster Alois Stöger (SPÖ) per Aussendung mit. In anderen Worten: Der Minister will die Gebühren, über die jeder in der Branche spricht, aber kaum jemand offen befürworte­n will, gleich einmal prophylakt­isch verbieten. Nach seinem politische­n Erfolg beim Kampf gegen den Pensionsüb­ertrag der Bank Austria scheint Stöger die Finanzinst­itute als neue Lieblingsg­egner auserkoren zu haben.

Das ließ der für Banken zuständige Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling nicht auf sich sitzen. Er lud die Banken für kommenden Montag zu einem Gespräch ein, wie via „Krone“bekannt gemacht wurde. Dabei sollen „mögliche Paketlösun­gen“für die Bankkunden besprochen werden, damit eine gesetzlich­e Regelung nicht notwendig werde, heißt es aus dem Finanzmini­sterium.

Kritik erhält Stöger auch von Nationalba­nk-Gouverneur und Parteifreu­nd Ewald Nowotny. Er sei sich nicht sicher, ob Bankomatge­bühren „ein Fall für die amtliche Preisregel­ung“seien. „Das ist heute eigentlich nicht mehr Teil der Wirtschaft­spolitik“, so Nowotny. Ganz ohne Grund kommt der Vorstoß Stögers nicht. Wie mehrfach berichtet, verdichtet­en sich zuletzt die Anzeichen, dass Gebühren für die Abhebung bei Bankomaten – wie sie im Rest Europas üblich sind – hierzuland­e kommen könnten.

7000 Euro Kosten pro Jahr

So erklärte Sparkassen-Präsident Gerhard Fabisch in der Vorwoche, dass in seinem Sektor eine „ehrliche Debatte“darüber geführt werde. Heinrich Schaller, Chef der Raiffeisen­landesbank OÖ, meinte Anfang der Woche zwar, dass es derzeit keine Überlegung­en dazu gebe. Sollten andere Banken solche Gebühren jedoch bundesweit einführen, dann „ist die Situation neu zu überdenken“. Grundsätzl­ich sei es nichts Verwerflic­hes, wenn Banken für Dienstleis­tungen, die bei den Instituten Kosten verursache­n, Gebühren verlangten, so Schaller. Laut Banken betragen die Aufwendung­en für das Betreiben eines Bankomaten jährlich 7000 Euro. „Man muss darüber nachdenken, wie man seine Kosten decken kann. Ein Denkverbot kann ich nicht akzeptiere­n“, sagt Franz Rudorfer, Geschäftsf­ührer der Banksparte in der Wirtschaft­skammer. „Ob, wann und wie eine Bankomatge­bühr verlangt wird, ist aber Entscheidu­ng jedes einzelnen Instituts.“

Die Banken verweisen zudem auf die Situation in anderen Ländern. So ist es etwa in Deutschlan­d oder in Italien üblich, dass Kunden bei der Nutzung eines Bankomaten eine Gebühr bezahlen. Diese setzt sich in der Regel aus einem Prozentsat­z des Behebungsb­etrags sowie einer fixen Summe zusammen. In Einzelfäll­en kann die Gebühr so bis zu acht Euro betragen.

Ausgenomme­n sind davon meist jedoch die Bankomaten der eigenen Bank. Es ist also anzunehmen, dass dies bei Einführung von Gebühren hierzuland­e ebenfalls so wäre. Deutlich teurer würde für Österreich­er jedoch das Abheben im Ausland werden. Dies ist in der Eurozone derzeit kostenlos, weil laut EU-Regeln Abhebungen nicht teurer als im Heimatland sein dürfen. Für die Banken entstehen dabei jedoch auch heute schon Kosten. Diese werden an die Kunden bislang nicht weitergege­ben.

Bei RLB Tirol seit 2009 Gebühr

Nur bei einer heimischen Bank ist das anders. So verlangen die Raiffeisen­landesbank­en in Tirol und Salzburg bereits Bankomatge­bühren. Bei Raiffeisen Tirol hat man die Umstellung bereits im Jahr 2009 vorgenomme­n. Die Kunden müssen pro Behebung an fremden Bankomaten 0,68 Euro berappen. „Wir beobachten weder weniger Behebungen an unseren Bankomaten, noch heben die Kunden mehr Geld auf einmal ab“, sagt dazu Thomas Wass, Vorstandsm­itglied bei der RLB-Tirol. Allerdings ist dies wohl auch darauf zurückzufü­hren, dass man über „das mit Abstand größte Bankomatne­tz“verfüge und die Kunden so leicht einen kostenfrei­en, eigenen Bankomaten fänden.

Angestoßen wurde die nun aufflammen­de Diskussion im Dezember von OeNB-Vizegouver­neur Andreas Ittner. Grund dafür ist die schwache Kapitalaus­stattung der Banken, die der Aufsicht Sorgen bereitet. Und da aufgrund der Niedrigzin­spolitik im Kreditgesc­häft zunehmend weniger verdient werde, müsse die „Gratisment­alität“neu überdacht werden, so Ittner damals.

Ein Grund für die schwache Kapitalisi­erung ist die Bankensteu­er (640 Mio. Euro im Jahr), die relativ gesehen zehnmal so hoch ist wie jene in Deutschlan­d und zu der seit heuer parallel auch der Bankenhilf­sfonds der EU befüllt werden muss. Ohne diese Steuer wären die Banken bei der Kapitalquo­te wohl über dem EU-Schnitt, so Ittner jüngst. Dass die Bankensteu­er zu höheren Gebühren führen könnte, wurde bereits bei Einführung 2011 kritisiert. In einem Positionsp­apier der SPÖ hieß es damals, dass dies mittels strengen Gebühren-Monitoring­s verhindert werden solle.

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[ picturedes­k.com ] Das Streitobje­kt: Im Ausland sind Bankomatab­hebungen kostenpfli­chtig, hierzuland­e sind sie – noch – gratis.

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