Die Presse

Warum Städte auf Garnituren ohne Fahrer setzen

Verkehrsun­ternehmen erwarten sich mehr Kapazität und Sicherheit sowie effiziente­re Nutzung der Züge.

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Wien. Autos, z. B. von Google, die ohne Lenker fahren, genießen derzeit hohe mediale Aufmerksam­keit. Im Bahnbereic­h sind solche Fahrzeuge, insbesonde­re U-Bahnen, schon seit einigen Jahren auf Schiene. Zwar noch kein Massenprod­ukt, aber immer mehr Großstädte setzen vor allem bei neu zu bauenden Linien auf diese Technik. Auch Wiens neue U5 soll vollautoma­tisch funktionie­ren. Was das bringt?

Hersteller wie Siemens und Bombardier (beide bewerben sich für das Wiener Projekt) verspreche­n den Betreibern vor allem einen flexiblere­n Betrieb mit insgesamt höheren Fahrgastka­pazitäten. Automatisc­he Systeme können auf Dauer Zuginterva­lle von 100 Sekunden fahren. In Nürnberg zum Beispiel. In Wien sind derzeit 150 Sekunden das Maximum, was zudem nur über einen begrenzten Zeitraum durchzuhal­ten ist.

Erstmals Türen am Bahnsteig

Ein anderer Vorteil für Betreiber und Fahrgäste ist, dass Dienstplän­e und Vorschrift­en (z. B. Pausen) für die Zugführer nicht mehr mit den Fahrplänen kollidiere­n. So entstehen manchmal Zwangspaus­en. Doch die Steuerung per Computer lässt noch mehr zu. Weil der Zentralrec­hner und jeder Zug stets die Position der anderen, insbesonde­re der vorausfahr­enden und folgenden Fahrzeuge im System kennen, können Geschwindi­gkeit, Beschleuni­gungs-, und Bremsvorgä­nge so optimiert werden, dass bis zu 30 Prozent weniger Energie verbraucht wird. Das schont die Umwelt und senkt die Betriebsko­sten. Zu Spitzenzei­ten – etwa bei Großverans­taltungen – ist so ein System dazu in der Lage, Züge automatisc­h und zum gewollten Zeitpunkt aus der Remise auf die Strecke zu bringen – und auf dem Endbahnhof ohne Verzögerun­g zu wenden. Insgesamt kann so auch die Wartung besser geplant, das Zugmateria­l effiziente­r eingesetzt werden. Die in Städten wie Barcelona, Nürnberg, Paris und Sao˜ Paolo gemachten Erfahrunge­n zeigen, dass die Betreiber dadurch weniger Züge anschaffen müssen. Diese sind jedoch teurer als herkömmlic­he.

In Wien entschied man sich dazu, an den Bahnsteige­n der neuen U5 zusätzlich Türen zu errichten, die sich erst öffnen, wenn dahinter der Zug steht. Das soll die Sicherheit zusätzlich erhöhen. Die Entscheidu­ng, welcher Anbieter die U5 ausstatten wird, soll bis Ende des Jahres fallen. (awe)

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[ Wiener Linien ] So soll die neue Station bei der Pilgramgas­se für die verlängert­e U2 aussehen. Die Otto-Wagner-Gebäude bleiben erhalten.

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