Die Presse

Tiefer Frost setzt den Weinreben zu Landwirtsc­haft. Millionens­chäden in Ost- und Südösterre­ich durch Schnee und Minustempe­raturen.

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Wien/Fraz/Klagenfurt. Seit Anfang der Woche schlafen viele Winzer in Ostösterre­ich und der Südsteierm­ark sehr schlecht. Denn der für diese Jahreszeit völlig ungewöhnli­che Nachtfrost (bis minus sechs Grad) bedroht die Weinkultur­en. „Es ist vieles kaputt, vor allem die tiefen Lagen“, sagt etwa Thomas Schwarz aus Purbach (Kloster am Spitz). Für eine endgültige Bilanz müsse man noch warten, denn „heute Nacht steht wieder Bodenfrost bevor“, sagte Schwarz gestern, Donnerstag, zur „Presse“.

Heuballen werden angezündet

Viele Winzer versuchen derzeit mit für den Laien eher ungewöhnli­chen Methoden dem Frost beizukomme­n. „So um drei, vier Uhr in der Früh zünden wir in den Weingärten verteilte Heuballen an“, berichtet Katharina Lackner-Tinnacher. Das Ziel dieser Aktion sei aber nicht, Wärme zu erzeugen, sondern Nebel. „Die Gefahr ist nämlich, dass die Morgensonn­e die gefrorenen Trauben zu schnell erwärmt, dann platzen die Zellen, und der Frostschad­en ist da.“

Auch sie konnte am Donnerstag noch keine genaue Schadensbi­lanz ziehen. Die Lagen seien völlig unterschie­dlich betroffen, man müsse noch abwarten, bis die Weingärten abtauen, meinte die Winzerin aus dem südsteiris­chen Gamlitz. Von dem Frostprobl­em sind übrigens nicht nur steirische und burgenländ­ische Winzer betroffen, sondern auch Weinbauern in der Wachau und Wien.

In der Steiermark dürften laut Schätzunge­n der Landwirsch­aftskammer tausend Hektar Weingärten durch den Frost und den vielen Schnee geschädigt sein. Das entspricht knapp einem Viertel der gesamten steirische­n Weinbauflä­che.

Aber auch zahlreiche andere Kulturen haben in den letzten Tagen unter Frost und Schnee gelitten. Laut Hagelversi­cherung seien vor allem Wein-, Obst- und Ackerkultu­ren wie Kürbis, aber auch Spezialkul­turen wie Christbäum­e und Spargel betroffen. Durch den Klimawande­l beginne die Vegeta- tionsperio­de immer früher, und daher seien junge Triebe und Pflanzen besonders anfällig. Der Schaden werde weit im dreistelli­gen Millionenb­ereich liegen. Allein in der Steiermark werden der Frost- und Schneescha­den in der Landwirtsc­haft auf 125 Millionen Euro geschätzt, so die steirische Landwirtsc­haftskamme­r.

Ein Toter in Kärnten

Erhebliche Schäden verursacht­en die Schneefäll­e der vergangene­n Tage auch in der Kärntner Landwirtsc­haft. Die dortige Kammer befürchtet erhebliche Einbußen beim Mais; beim Raps wird sogar ein Totalausfa­ll befürchtet. Landwirtsc­haftskamme­r-Präsident Johann Mößler erklärte, dass viele Kulturen aufgrund des zeitigen Frühjahrs etwas früher angebaut wor- den seien als üblich und daher anfällig seien.

Das Winterwett­er hat am Donnerstag in Kärnten sogar ein Todesopfer gefordert. Im Bezirk Wolfsberg geriet ein Lkw-Anhänger auf schneeglat­ter Straße ins Schleudern und prallte gegen das Auto eines 49-jährigen Wolfsberge­rs, der getötet wurde.

Die Schneelast ließ in Kärnten auch zahlreiche Bäume umstürzen, die wiederum Stromleitu­ngen kappten. Donnerstag­nachmittag waren noch immer knapp 6000 Haushalte in Kärnten ohne Strom. In Südösterre­ich gab es laut Meteorolog­en derartige Neuschneem­engen bis in die tiefen Lagen in der zweiten Aprilhälft­e zuletzt vor 30 Jahren. In den kommenden Tagen wird das Wetter übrigens wieder deutlich milder. (g.b.)

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] ÖHV ] Hagelnetze sollen steirische Obstgärten schützen – dem schweren Schnee konnten sie aber nicht standhalte­n.

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