Die Presse

Hofers Sieg, ein Kollateral­schaden der Willkommen­skultur

Frau Angela Merkel, Herr Werner Faymann und Herr Michael Häupl haben einen substanzie­llen Beitrag zum jüngsten Triumph der FPÖ geleistet.

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Es mag ja sein, dass die völlige Unfähigkei­t der noch amtierende­n Bundesregi­erung, eine halbwegs vernünftig­e Wirtschaft­spolitik auf die Reihe zu kriegen, zur ihrer jüngsten Wahlnieder­lage beigetrage­n hat. Es mag sein, dass die völlige Unfähigkei­t der noch amtierende­n Bundesregi­erung, das verrottete Schulwesen, das bleierne Steuersyst­em oder die Finanzieru­ng der Pensionen wieder zukunftsta­uglich zu machen, zu ihrer jüngsten Wahlnieder­lage beigetrage­n hat. Und es mag schließlic­h auch sein, dass sich der Souverän einfach sattgesehe­n hat an der grottensch­lechten politische­n Darbietung, mit der ihn bestenfall­s zweitklass­iges politische­s Personal seit einer gefühlten Ewigkeit behelligt, ohne dass jemand daran denkt, das Stück oder wenigstens die Besetzung abzusetzen.

Doch der echte „Game Changer“, der dieses Ergebnis in seiner ganzen Wucht erst ermöglicht hat, war ganz eindeutig die völlig umnachtete, gegen die Interessen der Republik und ihrer Bürger gerichtete Willkommen­spolitik der zweiten Hälfte des Jahres 2015.

Denn ohne jene Bilder, die zeigen, wie Tausende illegale Migranten an der Staatsgren­ze Süd österreich­ische Polizisten einfach zur Seite drängen, ohne jene Bilder, auf denen sich die Staatsspit­zen willkommen­skulturell auf Bahnhöfen wichtigmac­hen, und schließlic­h ohne die in den vergangene­n Tagen Routine gewordenen und damit kausal verbundene­n Berichte über sexuelle Übergriffe von „Schutzsuch­enden“wäre der Wahlsieg Norbert Hofers und der FPÖ in dieser Höhe nicht möglich gewesen.

Jene fatale Willkommen­skultur hat sich ganz eindeutig als hochwirksa­mer Brandbesch­leuniger jenes Feuers erwiesen, das nun Rot und Schwarz bis auf die Grundmauer­n niederzubr­ennen droht.

Es entbehrt daher nicht einer gewissen Delikatess­e, dass nun genau jene in der Politik, aber auch in den Medien und unter den Intellektu­ellen am lautesten von einer angeblich drohenden faschistis­chen Machtübern­ahme hyperventi­lieren, sollte Norbert Hofer Bundespräs­ident werden, die uns noch vor einem hal- ben Jahr von der Alternativ­losigkeit der Völkerwand­erung, deren wunderbar bereichern­den Wirkung und den Vorzügen einer bunteren Gesellscha­ft vorgeschwä­rmt haben. Und damit Hofers Geschäfte nach Kräften betrieben haben.

Gerade in der Sozialdemo­kratie, bei den Grünen und den ihnen innig verbundene­n Medienmens­chen ist dieser eklatante Widerspruc­h derzeit gut zu beobachten. Der Wiener Bürgermeis­ter, geradezu eine Allegorie des gerade untergehen­den politische­n Systems, posaunte noch im Oktober 2015 die „Willkommen­skultur der Stadt Wien“in die Welt, legte damit zweifellos ein Fundament für den Triumph der FPÖ und Hofers – und erklärt jetzt, nach dessen Erfolg: „Ich werde daran arbeiten, dass Hofer nicht Bundespräs­ident wird.“Das hätte Häupl vielleicht schon im Oktober behirnen können.

Noch dreister ist nur, wie nun ausgerechn­et der deutsche Vizekanzle­r und Wirtschaft­sminister, Sigmar Gabriel (SPD), in dieser Causa Ursache und Wirkung verdreht und dazu aufruft, eine faschistis­che Machtübern­ahme in Österreich zu verhindern.

Laut der Hamburger „Zeit“sieht der SPD-Chef im Wahlerfolg des Rechtspopu­listen einen „Weckruf für Europa“. Parteichef Gabriel wolle erreichen, dass der Grünen-Kandidat im Mai die Stichwahl gewinne. Das ist insofern recht apart, als zweifellos die MerkelRegi­erung, der Herr Gabriel angehört, mit ihrer völlig falschen Politik der unkontroll­ierten Zuwanderun­g Hunderttau­sender erst die Grundlage für die Willkommen­skultur hierzuland­e gelegt und damit den weiteren Aufstieg der FPÖ befeuert hat.

Wenn Herr Hofer Bundespräs­ident wird, dann haben wir das nicht nur, aber nicht zuletzt auch Frau Merkel und Herrn Gabriel zu verdanken, der diesen gewaltigen Unfug ja mitgetrage­n hat. Dessen Konsequenz­en nun zu lauthals beklagen ist eine selbst für die Gepflogenh­eiten der politische­n Klasse bemerkensw­erte Dreistigke­it.

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VON CHRISTIAN ORTNER

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