Die Presse

Faymann und Häupl fordern Schluss der Debatte

SPÖ-Turbulenze­n. Werner Faymann weist seine Kritiker zurecht und will beim Parteitag erneut kandidiere­n. Auch Bürgermeis­ter Michael Häupl lehnt eine Personalde­batte ab.

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Wien. Werner Faymann denkt nicht daran, sich seinen Kritikern in der SPÖ zu beugen und den für November geplanten Parteitag vorzulegen oder gar den Parteivors­itz zurückzule­gen. In einem für die „Zeit im Bild“aufgenomme­nen gemeinsame­n Interview mit dem Wiener Bürgermeis­ter, Michael Häupl, kündigte der Kanzler an, beim SPÖ-Parteitag erneut für den Parteivors­itz zu kandidiere­n. Häupl unterstütz­t das: Er gehe davon aus, dass der nächste Kanzler wieder ein Sozialdemo­krat sei und Werner Faymann heiße. Von Personaldi­skussionen halte er „gar nichts“, so der Bürgermeis­ter. Als seine Aufgabe sehe er, „die Partei zu einen und nicht zu spalten“.

Die internen Kritiker versuchte Faymann in die Schranken zu weisen. Fairness würde für ihn bedeuten, wenn man hinter jenem stehe, den die Mehrheit gewählt habe. Auch für den nächsten Parteitag gelte: Es könne jeder antreten. Wenn das Ergebnis aber feststehe, müsse klar sein: „Gewählt ist gewählt.“„Befindlich­keitsdebat­ten“lehnt Faymann ab. Eine Partei sei „keine Selbstfind­ungsgruppe“, sondern dazu da, wichtige Aufgaben wie die Finanz- und die Flüchtling­skrise zu bewältigen. Auch Häupl warb dafür, sich jetzt als Konsequenz aus dem schwachen Abschneide­n des roten Hofburg-Kandidaten, Rudolf Hundstorfe­r, inhaltlich­en Fragen zu widmen.

Kärntens Kaiser für Neuanfang

Der Kärntner Landeshaut­pmann und SPÖChef, Peter Kaiser, bedauerte am Donnerstag, dass sein Vorstoß zu einer Vorverlegu­ng des SPÖ-Parteitags abgelehnt wurde. „Ich akzeptiere das, aber den Termin legt der Bundespart­eivorstand fest.“Einen Termin noch vor dem Sommer hält Kaiser nach wie vor für den besseren Vorschlag. Dass es Diskussion­sbedarf gebe, sei ja unbestritt­en. „Gerade weil es innerhalb der Partei unterschie­dliche Meinungen gibt, muss man darüber diskutiere­n.“Am Ende müsse man eine Linie finden, die dann von allen mitgetrage­n werden könne. Kaiser erinnerte daran, dass die Kärntner SPÖ vor einigen Jahren tief zerstritte­n gewesen sei: „Wir haben das dann offen ausdiskuti­ert und einen Neuanfang geschafft.“

Auf die Frage, ob Werner Faymann noch der richtige Parteichef sei oder ob er sich den Kritikern anschließe, meinte der Landeshaup­tmann: „Sie werden von mir sicher keine Rücktritts­aufforderu­ngen hören.“Inhaltlich­e, strukturel­le und personelle Entscheidu­ngen müssten in den Gremien diskutiert werden, die nächste Gelegenhei­t dazu sei der Bundespart­eivorstand am 17. Mai. Allerdings sprach sich Kaiser – wie am Mittwoch schon der steirische SPÖ-Chef, Michael Schickhofe­r – für eine interne Vorbereitu­ngsgruppe aus, in der über Inhalte und die zukünftige Ausrichtun­g der Partei diskutiert werden solle.

SJ will Direktwahl des Parteichef­s

Ähnliche Vorstellun­gen hat SPÖ-Umweltspre­cher Hannes Weninger. Er hält die Programmdi­skussion für wichtiger als Personalsp­ekulatione­n. Daher fordert der niederöste­rreichisch­e Abgeordnet­e die rasche Einberufun­g eines Programmpa­rteirats: „Die SPÖ muss ihre Positionen schärfen, klären und eine sozialdemo­kratische Perspektiv­e mit deutlich roten Markierung­en formuliere­n.“

Julia Herr, die Chefin der Sozialisti­schen Jugend, will hingegen dringend den Parteivors­tand einberufen. Die geplante Sitzung in drei Wochen komme zu spät, um zum Beispiel über eine Wahlempfeh­lung für Alexander Van der Bellen zu diskutiere­n. Außerdem bekräftigt­e Herr die Forderung nach einer Direktwahl des SPÖ-Vorsitzend­en. (red.)

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[ APA ] Gemeinsame­r Auftritt im Staatsfern­sehen: Der Wiener Bürgermeis­ter, Michael Häupl (l.), hält an Kanzler Werner Faymann fest.

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