Die Presse

Der eine umwirbt Bürgerlich­e, der andere „das Volk“

Kampagnen. Van der Bellen wird nun als Bewahrer des Wirtschaft­sstandorts inszeniert, Hofer als „einer von uns“.

- VON OLIVER PINK

Wien.

Und ein wenig in Wir-sind-das-Volk-Manier ist nun auch die Stichwahlk­ampagne der Freiheitli­chen gehalten: „Das Recht geht vom Volk aus“steht auf einem der Plakatsuje­ts, die gestern präsentier­t wurden. „Die Stimme der Vernunft“auf dem anderen. Schon bei der Abschlussv­eranstaltu­ng der FPÖ auf dem Wiener Stephanspl­atz vor der Wahl am vorigen Sonntag hatte Norbert Hofer angekündig­t, dass er als Bundespräs­ident kein Bild von sich in den Klassenzim­mern haben möchte, sondern lieber eine Tafel mit den einleitend­en Worten der Bundesverf­assung: „Österreich ist eine demokratis­che Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus.“Sehr zufrieden ist man bei den Grünen mit dem derzeitige­n Zulauf an Unterstütz­ern. Nach und nach will man diese nun publik machen, einige will man sich auch noch für das Finale aufbehalte­n. Da vor allem die bürgerlich­en Wähler von Irmgard Griss und Andreas Khol essenziell für ein Gelingen der Van-der-BellenKamp­agne sind, werden unterstütz­ende Unternehme­r noch besonders hervorgeho­ben. Politiker und Künstler links der Mitte hat Van der Bellen sowieso.

In diese Richtung geht auch der Fokus der Kampagne: Dieser richtet sich auf das Bild Österreich­s im Ausland, die damit einhergehe­nde Sicherung des Wirtschaft­sstandorts und der damit verbundene­n Arbeitsplä­tze. Van der Bellen, der angesehene Wirtschaft­sprofessor, soll als Bewahrer des einen wie der anderen inszeniert werden. Hofer als derjenige, der als Vertreter einer rechtspopu­listischen Partei den guten Ruf Österreich­s in der Welt aufs Spiel setzen könnte, was ganz sicher nicht im Sinne der exportorie­ntierten Wirtschaft wäre.

Und was macht die FPÖ? Weiter wie bisher – wenn auch vom Programm her reduzierte­r. Der Kandidat ist nach vier Monaten Wahlkampf schon einigermaß­en am Limit. Eine große Ländertour ist nicht mehr geplant, zumal der Dritte Nationalra­tspräsiden­t auch noch etliche Plenartage zu absolviere­n hat.

Hofer, die „Stimme der Vernunft“

Sonst verlässt man sich auch auf den Zeitgeist: Die Unzufriede­nheit mit der Regierung kommt ohnehin eher Hofer zugute, der Stimmung in Bezug auf die Flüchtling­skrise wird mit dem Slogan „Die Stimme der Vernunft“Rechnung getragen.

Norbert Hofer wird als „einer von uns“dargestell­t. Schon Rudolf Hundstorfe­r war damit in den Wahlkampf gegangen, hat allerdings Schiffbruc­h erlitten. Einem freiheitli­chen Anti-Establishm­ent-Kandidaten nimmt man das aber wohl eher ab.

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