Der eine umwirbt Bürgerliche, der andere „das Volk“
Kampagnen. Van der Bellen wird nun als Bewahrer des Wirtschaftsstandorts inszeniert, Hofer als „einer von uns“.
Wien.
Und ein wenig in Wir-sind-das-Volk-Manier ist nun auch die Stichwahlkampagne der Freiheitlichen gehalten: „Das Recht geht vom Volk aus“steht auf einem der Plakatsujets, die gestern präsentiert wurden. „Die Stimme der Vernunft“auf dem anderen. Schon bei der Abschlussveranstaltung der FPÖ auf dem Wiener Stephansplatz vor der Wahl am vorigen Sonntag hatte Norbert Hofer angekündigt, dass er als Bundespräsident kein Bild von sich in den Klassenzimmern haben möchte, sondern lieber eine Tafel mit den einleitenden Worten der Bundesverfassung: „Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus.“Sehr zufrieden ist man bei den Grünen mit dem derzeitigen Zulauf an Unterstützern. Nach und nach will man diese nun publik machen, einige will man sich auch noch für das Finale aufbehalten. Da vor allem die bürgerlichen Wähler von Irmgard Griss und Andreas Khol essenziell für ein Gelingen der Van-der-BellenKampagne sind, werden unterstützende Unternehmer noch besonders hervorgehoben. Politiker und Künstler links der Mitte hat Van der Bellen sowieso.
In diese Richtung geht auch der Fokus der Kampagne: Dieser richtet sich auf das Bild Österreichs im Ausland, die damit einhergehende Sicherung des Wirtschaftsstandorts und der damit verbundenen Arbeitsplätze. Van der Bellen, der angesehene Wirtschaftsprofessor, soll als Bewahrer des einen wie der anderen inszeniert werden. Hofer als derjenige, der als Vertreter einer rechtspopulistischen Partei den guten Ruf Österreichs in der Welt aufs Spiel setzen könnte, was ganz sicher nicht im Sinne der exportorientierten Wirtschaft wäre.
Und was macht die FPÖ? Weiter wie bisher – wenn auch vom Programm her reduzierter. Der Kandidat ist nach vier Monaten Wahlkampf schon einigermaßen am Limit. Eine große Ländertour ist nicht mehr geplant, zumal der Dritte Nationalratspräsident auch noch etliche Plenartage zu absolvieren hat.
Hofer, die „Stimme der Vernunft“
Sonst verlässt man sich auch auf den Zeitgeist: Die Unzufriedenheit mit der Regierung kommt ohnehin eher Hofer zugute, der Stimmung in Bezug auf die Flüchtlingskrise wird mit dem Slogan „Die Stimme der Vernunft“Rechnung getragen.
Norbert Hofer wird als „einer von uns“dargestellt. Schon Rudolf Hundstorfer war damit in den Wahlkampf gegangen, hat allerdings Schiffbruch erlitten. Einem freiheitlichen Anti-Establishment-Kandidaten nimmt man das aber wohl eher ab.