Der Hahnenschrei, der uns Feige rettet
Freundschaft und Feigheit vertragen sich nicht. Augenblicke, in denen mein Weg aufgedeckt wird.
Es war noch dunkel im Hof, als drei Männer hereinkamen. Zwei in Uniform, begleitet vom Nachbarn. Er fragte, ob wir reden könnten, es sei eine delikate Angelegenheit. Wir gingen ins Haus. Da erkannte ich unter der Schirmkappe Iulian, der oft mit unseren Jugendlichen Fußball spielt. Die Polizisten setzten jetzt eine strenge Miene auf. Unser Nachbar eröffnete die Sitzung.
Wir seien ja Freunde, und es sei gut, was wir machten, aber die Leute im Dorf seien beunruhigt. Es habe sich herumgesprochen, meinte nun Iulian, dass unter den Mitarbeitern ehemalige Straßenkinder seien. Wer weiß, was sie auf dem Kerbholz hätten. Drogen, Prostitution, Diebstahl? Und ob es stimme, dass auch ein Mörder . . .?
Es ist wahr, dass man, wenn man auf der Straße lebt, leicht mit der Polizei in Berührung kommt. Und es stimmt, dass Ionuz im Gefängnis war; er wurde wegen guter Führung bedingt entlassen. Als er bei den Behörden seinen Wohnsitz auf unserer Adresse angab, verhafteten sie ihn auf der Stelle. Er hätte sich unmittelbar nach seiner Ankunft melden müssen. Jetzt waren alle in Aufruhr – in ihrem friedlichen Ort waren Schwerverbrecher!
Die Polizisten, die uns gut kennen, verlangten schriftlich einen Bericht über unsere Tätigkeit. Ebenso die Evidenz aller Mitarbeiter und Gäste und wer welches Auto fährt. Diese Informationen brauchten sie, um die Dorfbewohner zu beruhigen.
Am Abend feierten wir mit unseren Kindern die Messe. Die kleine Maria zündete für Ionuz eine Kerze an und betete, der Engel möge ihn beschützen. Das Wort „Gefängnis“wurde nicht ausgesprochen, aber alle wussten es.
Petrus war Jesus gefolgt, als dieser verhaftet wurde. Vom Garten Getsemani zog die Meute in der Nacht hinauf zum Haus des Kajaphas. Hier stellten drei verschiedene Personen die Freundschaft des Petrus auf die Probe. Die Pförtnerin fragte ihn, ob er zu Jesus gehöre; dann die Leute, die sich am Feuer im Hof wärmten; schließlich der Verwandte des Malchus, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: „Habe ich dich nicht im Garten bei ihm gesehen?“Ein drittes Mal leugnete Petrus, Jesus zu kennen, und gleich darauf krähte ein Hahn.
Unsere Polizisten und Nachbarn sind in bester Gesellschaft. Immerhin vertraut Jesus die Leitung seines Werkes dem an, der ihn verleugnet hat. Petrus ging hinaus und weinte bitterlich, berichtet der Evangelist Matthäus. Ich frage mich, wann unserem Freund Iulian die Augen aufgehen.
Vielleicht hört er die Kinder, die Ionuz nachweinen, weil sie jetzt niemanden mehr haben, der mit ihnen singt, der ihre Stimmen für den Chor stark macht, der ihnen Selbstbewusstsein gibt und sie spüren lässt, wie schön sie sind. Immerhin, in der kleinen Maria hat Ionuz eine Freundin, die ihm die Treue hält. Es braucht den Hahnenschrei, der uns aus der Ängstlichkeit rettet. Der uns in die Freundschaft zurückführt und sie vertieft.
Hörst du den Hahn krähen? Wie viele Freunde hast du, wenn du in Schwierigkeiten bist?