Die Presse

Etappensie­g für Präsident Rohani bei Stichwahl

Iran. Reformer dominieren wieder im Parlament.

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Teheran. Wo immer sich Irans Präsident Hassan Rohani dieser Tage zeigt, der 67-jährige Kleriker verbreitet gute Laune. Denn er und seine Mitstreite­r konnten bei den Stichwahle­n zum Parlament den Hardlinern erneut eine Niederlage zufügen. Zum ersten Mal seit 2004 beherrsche­n nun die Moderaten wieder die Volksvertr­etung der Islamische­n Republik – und feiern ein vor Kurzem noch für unmöglich gehaltenes Comeback. „Das war ein entscheide­nder Sieg“, urteilte Saeed Leilaz, einer der führenden reformoffe­nen Ökonomen des Landes. Nun sei klar, dass Moderate und Reformer auch auf dem Land und in abgelegene­n Gegenden stärker seien als die Konservati­ven.

Doch die Verlierer lassen nicht locker. Der Machtkampf in Teheran geht mit unverminde­rter Härte weiter. Alles dreht sich nun um die sozialen, politische­n und wirtschaft­lichen Folgen des Atomabkomm­ens.

Außenpolit­ik ist Innenpolit­ik, damit hatte Hassan Rohani 2013 im Wahlkampf geworben und auf Anhieb gewonnen. Die Rückkehr auf die internatio­nale Bühne ist geschafft. Nun wollen auch die iranischen Bürger ihre Dividende einstreich­en in Form von mehr persönlich­er Freiheit. Das Wahlergebn­is vom Wochenende hat dies ein Stück wahrschein­licher gemacht.

Doch die Gegner einer Liberalisi­erung in Judikative und hoher Geistlichk­eit, bei den Revolution­ären Garden und in den Staatskonz­ernen sind nach wie vor mächtig und gut organisier­t. Sie tun alles, um Rohanis Regierung im Ausland zu diskrediti­eren und im Inland zu behindern. Die Zahl der Hinrichtun­gen im Vorjahr war mit 1084 die höchste seit 25 Jahren. (m.g.)

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