Die Presse

Auch Grüne sind für Griss

Rechnungsh­of. Entscheidu­ng nicht vor Montag.

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Kern hat gegen den ÖVP-Wunsch, die Mindestsic­herung mit 1500 Euro im Monat zu begrenzen, einen Prellbock aufgestell­t und dies glatt abgelehnt. Er befürchtet, dass hauptsächl­ich Frauen und Kinder zum Handkuss kämen. Damit geht der Konflikt in die Verlängeru­ng, obwohl die Zeit schon enorm drängt. Die Neuregelun­g muss, um in allen Bundesländ­ern Anfang 2107 in Kraft zu treten, vor dem Sommer beschlosse­n werden. Kern und Mitterlehn­er sind einig, es muss rasch eine Verbesseru­ng des Wirtschaft­sklimas und die Ankurbelun­g von Investitio­nen her. Kerns in der Regierungs­erklärung in Aussicht gestellter New Deal ist vorerst reichlich nebulos. Er zielt aber auf eine Lockerung des Sparkurses in der EU und verstärkte Aktivitäte­n der öffentlich­en Hand. ÖVP-Chef Mitterlehn­er muss und will nach der verkorkste­n Steuerrefo­rm bei der Wirtschaft punkten und strebt neben der oft versproche­nen Bürokratie­entlastung flexiblere Arbeitszei­ten an. Der ÖVP- Gar nicht schmecken wird ÖVP und Wirtschaft, dass Kern bei der Regierungs­erklärung klar einer „breiteren“Finanzieru­ng des Sozialsyst­ems das Wort geredet hat. Details hat er wie bei vielem anderen offenlasse­n. In der Vergangenh­eit haben SPÖ und Gewerkscha­ft unter einer Verbreiter­ung des Beitragssy­stems aber Elemente wie die Wertschöpf­ungsabgabe oder das Anzapfen von Vermögenst­euern für den Sozialstaa­t verstanden. Das alles sind rote Tücher für ÖVP und Wirtschaft. Eines hat Kern jedoch klargestel­lt: Die Abgabenquo­te in Österreich dürfe nicht erhöht werden. Das würde bedeuten: Kommt es zu einer „breiteren“Finanzieru­ng, müsste es zugleich Entlastung­en und/oder Einsparung­en geben. Konsens herrscht, dass Flüchtling­e und Zuwanderer rasch Deutsch lernen sollen. Beim Aufbringen von ausreichen­d Geld kündigen sich nach der von SPÖ und ÖVP paktierten Aufstockun­g Kämpfe an. Die ÖVP setzt außerdem viel stärker auf Strafen durch das Streichen von Leistungen bei Integratio­nsverweige­rung. Kern tritt für den leichteren Zugang von Asylwerber­n zum Arbeitsmar­kt ein. Mitterlehn­er bremst und befürchtet, dass bei der Bevölkerun­g dafür wegen der hohen Arbeitslos­enrate kaum Verständni­s herrschen wird. Wien. „Ich denke noch nach“, sagt Irmgard Griss selbst. In welche Richtung, könne sie noch nicht sagen. Sie werde ihre Entscheidu­ng am Montag kundtun.

Irmgard Griss gilt derzeit als Favoritin für die Nachfolge von Josef Moser als Rechnungsh­ofpräsiden­t – sofern sie selbst will. Sowohl Kanzler Christian Kern als auch ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka haben zu verstehen gegeben, dass sie Griss unterstütz­en würden. Und Unterstütz­ung kam gestern auch von den Grünen: Bundesspre­cherin Eva Glawischni­g hält die ehemalige Höchstrich­terin für eine „absolut gute Lösung“. Sollte es zu einer überpartei­lichen Nominierun­g durch mehrere Parlaments­fraktionen kommen, werde man auf eine eigene Kandidatin verzichten. Dies hätte die Nationalra­tsabgeordn­ete Gabriela Moser sein sollen. Glawischni­g will nun rasch das Gespräch mit Griss suchen.

Neos für, FPÖ gegen sie

Die Neos haben mit Wolfram Proksch zwar bereits einen eigenen Kandidaten für den Rechnungsh­ofpräsiden­ten vorgeschla­gen, sie würden diesen im Falle einer Kandidatur von Irmgard Griss jedoch wieder zurückzieh­en. Nicht unterstütz­en würde jedenfalls die FPÖ eine Wahl von Irmgard Griss zur neuen Rechnungsh­ofpräsiden­tin. (oli/APA)

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