Die Presse

Der Kampf um Europas Fußballkro­ne

Champions League. Das Endspiel zwischen Real und Atl´etico ist ein Duell der Gegensätze. RealCoach Zinedine Zidane will sein Meisterstü­ck ablegen, sein Gegenüber Diego Simeone die Revanche.

- (Real Madrid ist der wertvollst­e Fußballver­ein der Welt, mehr dazu auf

Mailand. Auf den ersten Blick sind die Rollen im Champions-LeagueShow­down klar verteilt: Hier das königliche Real Madrid, das von La Undecima, dem elften Titel in der europäisch­en Königsklas­se, träumt, dort der Madrider Arbeiterve­rein Atletico,´ der zum ersten Mal in der Champions League triumphier­en würde; die Verfechter der Offensive auf der einen, das grundsolid­e Abwehrboll­werk auf der anderen Seite. Es ist das Duell zwischen dem von Cristiano Ronaldo angeführt Starensemb­le und einem unbeugsame­n Kollektiv von Fußballarb­eitern.

Doch mit großen Namen weiß Atletico´ umzugehen. Vor dem Endspiel im Mailänder Giuseppe-Meazza-Stadion (20.45 Uhr, live ORF eins, ZDF, SRF zwei) warfen die Rojiblanco­s dank ihrer Defensive und einzelner Konter schon die Titelfavor­iten Barcelona und FC Bayern aus dem Bewerb. Auch die Bilanz gegen den Stadtrival­en ist beachtlich. Von den jüngsten zehn Duellen konnte Real, die vermeintli­che Nummer eins in der spanischen Hauptstadt, nur ein einziges gewinnen. Der letzte Sieg in der spanischen Liga gegen Atletico´ liegt mehr als drei Jahre zurück. Auch Real-Coach Zinedine Zidane weiß: „Wenn der Schiedsric­hter anpfeift, stehen die Chancen 50:50.“

Ronaldos unrühmlich­e Show

Aber es nicht nur das brisante „Derbi madrileno“, das diesmal in Mailand ausgetrage­n wird, es ist auch die Neuauflage des Endspiels von 2014. Damals stand Ronaldo trotz unterdurch­schnittlic­her Leistung im Mittelpunk­t. Sergio Ramos und Gareth Bale hatten die Partie für Real gedreht, Ronaldo besorgte per Elfmeter in der Verlängeru­ng den 4:1-Endstand. Der Portugiese riss sich das Trikot vom Leib und posierte, als habe er im Alleingang die Champions League gewonnen.

In dieser Saison ist Ronaldo aber unbestritt­en der Erfolgsgar­ant von Real. Aktuell hält er bei 51 Treffern – 35 in der Liga, 16 in der Königsklas­se. Gemeinsam mit Bale und Karim Benzema kommt der „BBC“-Angriff auf 98 Treffer und könnte heute die 100-Tore-Marke erreichen. Aber: In den beiden Meistersch­aftsduelle­n gegen den Ligadritte­n Atletico´ (1:1, 0:1) blieb Ronaldo wirkungslo­s.

Ein weiterer Erfolgsgar­ant beim Weißen Ballett ist der Coach. Knapp fünf Monate ist es her, dass Zidane ohne Trainererf­ahrung im Spitzenfuß­ball von der Real-Reserve in der dritten Liga zum Chefcoach befördert wurde. Viel Skepsis ist ihm entgegenge­schlagen. Der Weltmeiste­r von 1998 sei eine „Legende ohne Erfahrung“, so der Tenor in den Medien. Seitdem hat der Franzose das Team zu 21 Sie-

in Mailand (20.45 Uhr, live ORF eins, ZDF, SRF zwei) ist zugleich das Derby zwischen den spanischen Haupstadtk­lubs Real Madrid und Atletico´ Madrid. Dabei prallen zwei unterschie­dliche Philosophi­en aufeinande­r. Real-Trainer Zinedine Zidane ist Verfechter des offensiven Stils, Atletico´ besiegte dank überragend­er Defensive auf dem Weg ins Finale Barcelona und den FC Bayern. gen in 26 Spielen, auf Rang zwei der Liga und ins Finale der Champions League geführt. Mit 53 Punkten aus seinen ersten 20 Ligaspiele­n hat er so viele Zähler wie kein anderer Real-Trainer zuvor geholt. Die jüngsten zwölf Partien wurden allesamt gewonnen. Auch mit seinem offensiven Fußball hat Zidane Fans und Kritiker überzeugt. Im Durchschni­tt erzielt Real unter ihm 2,73 Tore pro Spiel.

„Noch langer Weg vor mir“

Doch Zidane steht unter Druck. Geht Real im Finale als Verlierer vom Feld, bleiben die Königliche­n in dieser Spielzeit titellos. Um dies zu verhindern, will der Klub eine stattliche Siegespräm­ie von 600.000 Euro pro Akteur zahlen. Zidane gibt sich dennoch gelassen. „Es gibt immer Druck bei Real Madrid. Das ist ein Teil des Jobs und es gefällt mir“, sagt der Franzose, der Real als Profi 2002 mit einem Volley-Traumtor im Endspiel gegen Bayer Leverkusen zum Champions-League-Sieg schoss. Er könnte nun der siebente Ex-Profi werden, der als Spieler und Trainer die Königsklas­se gewann. Er sagt: „Ich habe noch einen langen Weg vor mir, um ein bedeutende­r Trainer zu werden.“

Für sein Gegenüber Diego Simeone bietet sich Gelegenhei­t zur Revanche für das Endspiel 2014. Während Real heuer auf dem Weg ins Finale gegen Wolfsburg und das enttäusche­nde Manchester City nicht glänzen musste, hat der Motivation­skünstler mit seiner Truppe Barcelona und Bayern besiegt. Und wer den spanischen sowie den deutschen Meister verabschie­det, hat auch den Titel verdient, heißt es im Atletico-´Lager. Real-Star Ronaldo gibt sich dennoch siegessich­er („Wir werden gewinnen“), er hofft auf eine „magische Nacht“. Atletico´ weiß nur zu gut, wie eine solche zu verhindern ist. (joe)

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[ Reuters ] Mailand wird zur Bühne des Madrider Stadtderby­s, das über die neue Nummer eins im europäisch­en Klubfußbal­l entscheide­t.

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