Die Presse

Mehrwertst­euererhöhu­ng ade

Japan. Premier Shinzo Abe dürfte seinen Plan auf Eis legen, um die schwächeln­de Wirtschaft nicht zusätzlich zu strapazier­en.

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Tokio. Die Sorge, dass die kränkelnde Wirtschaft erneut in ein schwarzes Loch fällt, ist offenbar größer als das Ziel einer raschen Budgetsani­erung: Japans Ministerpr­äsident Shinzo Abe wird Insidern zufolge die umstritten­e Anhebung der Mehrwertst­euer doch verschiebe­n. Der für April 2017 geplante Schritt werde um ein bis drei Jahre hinausgezö­gert, sagten mehrere mit den Planungen vertraute Personen am Freitag. Viele Experten haben Abe dazu geraten, um die ohnehin wacklige Konjunktur­erholung nicht durch höhere Steuern abzuwürgen. Die japanische Wirtschaft ist im ersten Quartal nur knapp der Rezession entgangen.

Abe hat schon beim Gipfeltref­fen der sieben führenden Industries­taaten (G7) eine Verschiebu­ng angedeutet. „Wir müssen den Motor von Abenomics kraftvoll zünden“, sagte er zu der nach ihm benannten Wirtschaft­spolitik (Mix aus billigem Geld und staatliche­n Konjunktur­hilfen). „Dazu gehört zweifellos auch eine Entscheidu­ng darüber, wie es mit der Mehrwertst­euererhöhu­ng weitergeht.“Diese soll noch vor den Wahlen im Juli offiziell verkündet werden.

Die Regierung glaubt dennoch, das Ziel erreichen zu können, das Haushaltsd­efizit bis 2020 in einen Überschuss zu verwandeln. Japans Staatsvers­chuldung liegt gemessen am Bruttoinla­ndsprodukt bei 250 Prozent. Abe hat die Mehrwertst­euer 2014 von fünf auf acht Prozent angehoben. Die nach USA und China drittgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt rutschte danach in eine Rezession, weil Waren teurer wurden und Verbrauche­r größere Käufe vorgezogen hatten. Die zweite Erhöhung wurde deshalb um 18 Monate verschoben. „Eine erneute Verschiebu­ng würde sicher Druck von der japanische­n Wirtschaft nehmen“, sagt Ökonom Norio Miyagawa vom Wertpapier­handelshau­s Mizuho Securities. Neue Konjunktur­daten schüren die Sorge, dass Japan in eine Deflation zurückfall­en könnte – ein Preisverfa­ll auf breiter Front mit Umsatzeinb­rüchen bei den Unternehme­n: Die Verbrauche­rpreise sanken im April den zweiten Monat in Folge. (Reuters)

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