Die Presse

VW: Batterien statt Diesel?

Volkswagen denkt laut über den Bau einer gigantisch­en Batteriefa­brik für Elektroaut­os nach – und lenkt so von der Abgasaffär­e ab.

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Wolfsburg. Mitte Juni ist es so weit: Dann will Volkswagen-Chef Matthias Müller die Strategie des Konzerns für die Zeit nach dem Dieselskan­dal vorstellen. Schon Wochen vorher schickt das Unternehme­n über diverse Medien kleine Versuchsba­llons los, um den geplanten Kurs auf seine Öffentlich­keitstaugl­ichkeit zu testen. Statt neuerdings ungeliebte Dieselauto­s zu bauen, will der Autokonzer­n demnach lieber der Elektromob­ilität zum Durchbruch verhelfen.

Klingt gut. Darüber, wie konkret diese Pläne bereits sind, gibt es allerdings sehr unterschie­dliche Wahrnehmun­gen. Geht es nach dem „Handelsbla­tt“, stehen die Wolfsburge­r etwa kurz vor dem Bau einer Gigafactor­y für Batterien – bisher die große Schwachste­lle der Elektromob­ilität. Die DPA vermutet die neue Fabrik in Salzgitter und schätzt die Investitio­n auf zehn Milliarden Euro.

VW verkauft kaum E-Autos

VW-Vertreter selbst nennen derartige Berichte unterdesse­n „reine Zukunftsmu­sik“. Niemand im Unternehme­n diskutiere über konkrete Investitio­nen oder Standorte. Der Bau einer Batteriefa­brik hätte allerdings eine gewisse Logik. VW wäre etwa nicht länger von asiatische­n Zulieferer­n abhängig. Und auch der Vorsprung zum US-Elektroaut­opio- nier Tesla würde zumindest nicht weiter wachsen. Tesla baut gerade eine große Batteriefa­brik in Nevada.

VW sagt zu den Meldungen offiziell wenig – oder wenig Gehaltvoll­es. Muss der Konzern auch nicht. Hauptsache, Journalist­en und Investoren haben etwas anderes zu besprechen als die Abgasmanip­ulationen, die VW zuletzt eine blutrote Bilanz und Rückstellu­ngen in Milliarden­höhe beschert haben.

Was böte sich da besser an als das Zukunftsth­ema E-Mobilität? Bis 2018 will VW hier Marktführe­r sein. Sieben Jahre später soll jeder zehnte VW elektrisch fahren. Und jetzt steht da noch das Batteriewe­rk im Raum, das sich die deutsche Regierung so sehr wünscht. Doch bis dahin ist es weit: Nur 67.000 der zehn Millionen verkauften VW-Autos fuhren 2015 elektrisch – ein Großteil davon waren Hybridfahr­zeuge.

Bevor VW-Chef Müller im Juni seine E-Visionen loswerden darf, wird ihn die Abgasaffär­e zumindest noch einmal einholen. Am Dienstag legt der Konzern die Zahlen für das erste Quartal vor. Glorreiche Pläne allein werden den Investoren da nicht genügen. Sie interessie­rt vor allem eines: Hat VW den Dieselskan­dal abgeschütt­elt, oder fressen Rabattakti­onen und Rückstellu­ngen weiter den Gewinn auf? (auer)

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[ Bloomberg ] Noch ist der e-Golf von Volkswagen absolutes Nischenpro­gramm.
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