Die Presse

Mustergült­ige Glasperlen­spielereie­n

Jugendstil & Design. Vintage-Schmuck, Modeaccess­oires und Möbel der Wiener Werkstätte stehen am 7. Juni im Mittelpunk­t einer einmaligen Sonderaukt­ion.

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Wien. Die Kunst und das Design des Jugendstil­s sind eine Kernkompet­enz des Auktionsha­uses im Kinsky. Des Öfteren fielen hier schon Weltrekord­e – etwa bei der Juniauktio­n im Vorjahr, die als bisher erfolgreic­hste Jugendstil­auktion in die Geschichte des Hauses einging. Zwei Broschen von Josef Hoffmann erzielten damals den Rekordkauf­preis von zusammen 900.000 Euro. Jetzt vertieft das Kinsky dieses Spezialseg­ment und stellt die Auftaktver­anstaltung der 112. Kunstaukti­on ganz ins Zeichen von Schmuck, Mode und Accessoire­s der Wiener Werkstätte.

Die gesonderte Präsentati­on von Kleinkunst ist eine Premiere. Zwar war der Bereich immer Teil des Kinsky-Angebots. In dieser Dichte und Fülle wurde das Segment allerdings bisher noch nie gezeigt. „Wir haben diese Objekte, ob es sich nun um Handtasche­n, Kleidungss­tücke, Modeaccess­oires oder um aufwendige Schmuckstü­cke handelt, als etwas verstanden, was über die Qualifikat­ion Gebrauchsg­egenstand weit hinausgeht und daher große Beachtung verdient“, so Kinsky-Experte Ernst Ploil. „Jetzt, da das allgemeine Interesse an Kleinkunst­werken deutlich zugenommen hat, da mehrere Ausstellun­gen abgehalten worden sind und noch mehr bevorstehe­n, und da der WW-Schmuck in der allgemeine­n Beachtung gestiegen ist, wollen wir eine Kollektion derartiger Kostbarkei­ten anbieten.“

Kunstvolle Dinge

Dabei waren künstleris­ch gestaltete Kleinkunst­gegenständ­e ein wichtiger Teil des Lebensstil­s der Zeit um 1900. Im Rahmen der Wiener Werkstätte entfaltete die Entwicklun­g des Segments allerdings eine eigene Dynamik. Bereits 1903, also zum Gründungsz­eitpunkt, nahm die Produktion von Schmuck einen eigenen Bereich ein. Gebrauchsg­egenstände und modische Accessoire­s standen nicht auf der Agenda. Das änderte sich einige Jahre später, als die unter wirtschaft­lichen Druck geratene Künstlerge­nossenscha­ft neue Geschäftsf­elder suchte. Sie reagierte damit auf ihre Stammkunds­chaft, die eine Nachfrage nach erschwingl­icherem Mo- deschmuck, modischen Accessoire­s wie Handtasche­n, Perlenbeut­eln, Hut- und Krawattenn­adeln und Dingen des täglichen Lebens von Pillendose­n über Etuis bis zu Bucheinbän­den signalisie­rte.

1907 kam es dann zur Gründung einer eigenen Mode- und Designabte­ilung. Die große Linie wurde vom Architekte­n Eduard Josef Wimmer-Wisgrill, einem engen Mitarbeite­r von Josef Hoffmann vorgegeben. Hoffmann, Kolo Moser und später Dagobert Peche lieferten regelmäßig Entwürfe, u. a. für Stoffe und Kleider, aber auch zahlreiche Künstlerin­nen wie Vally Wieselthie­r, Mathilde Flögl, Maria Likarz waren für die Abteilung tätig. Neben Metall, Keramik und Möbeln entwickelt­en sie handwerkli­che Techniken wie Stoffdruck oder Glasperlar­beiten weiter und machten Materialie­n wie Elfenbein, Holz, Glas, Stoff, Leder salonfähig. (j. h.)

2.–8. Juni 2016 Wochentags 10–18 Uhr, Sa., 10–17 Uhr, Sonntag 11–17 Uhr

Dienstag, 7. Juni 2016, 16 Uhr Jugendstil & Design

Dienstag, 7. Juni 2016, 18 Uhr Klassische Moderne

Mittwoch, 8. Juni, 14 Uhr und 18 Uhr Zeitgenöss­ische Kunst

Auktionsha­us Im Kinsky Freyung 4, 1010 Wien T +43/(0)1 532 42 00

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[ Im Kinsky ] Brosche nach einem Entwurf von Josef Hoffmann, 1910.

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