Die Presse

Basiswisse­n für das eigene Business

Businesspl­an. Von der ersten Geschäftsi­dee zum florierend­en Unternehme­n ist es ein langer Weg. Hilfestell­ungen bieten Seminare und Beratungsi­nitiativen.

- VON ANTONIA NAVAL

Auf einmal ist sie da: Die zündende Idee, mit welchem Produkt oder Service der lang gehegte Traum von der Selbststän­digkeit möglich scheint. Aber wie das Produkt verkaufen? Wie die Produktion finanziere­n? Und überhaupt: Ein eigenes Büro oder Geschäft wäre fein.

Wer vorhat, ein Unternehme­n zu gründen, muss auf viele Dinge achten, sich mit Fragen beschäftig­en, die mitunter unangenehm sind, und vor allem wissen, wo seine Defizite sind. „In welchen Bereichen liegen meine Stärken, wofür sollte ich mir Partner suchen?“, so formuliert es Andrea Czerny, Leiterin Wifi Excellence in Tirol. Die Wirtschaft­skammer bietet österreich­weit kostenlose Gründerwor­kshops an, in denen die ersten Basics auf der Tagesordnu­ng stehen. Infos über Rechtsform­en, Gewerberec­ht, Steuern, gewerblich­e Sozialvers­icherung oder Förderungs­möglichkei­ten werden bei diesen Vorträgen oder Workshops thematisie­rt. Am Wifi Tirol gibt es darüber hinaus auch die Möglichkei­t, im Rahmen des Kurses „Sicher gründen!“mit Experten den eigenen Businesspl­an zu erstellen. „In drei Schritten wird aus einer Idee ein kompletter Businesspl­an“, erklärt Czerny.

Begonnen wird damit, die Geschäftsi­dee möglichst kompakt auf einer halben Seite zu formuliere­n. „Schrittwei­se kommen dann Marktreche­rche, die Definition der Zielgruppe, eine grobe Formulieru­ng der Prozesse und die Abschätzun­g des Finanzieru­ngsbedarfs dazu“, sagt Czerny. Ist der Businesspl­an fertig, so wird er vor einer kleinen Fachjury präsentier­t. „Dabei erhalten die Teilnehmer Feedback zu ihrer Idee und Präsentati­on.“Im Rahmen des Seminars werden die Teilnehmer auch für ein Bankgesprä­ch gecoacht. „Experten verraten, auf welche Aspekte die Bankberate­r besonders achten, und welche Aussagen nicht so gut ankommen“, berichtet Czerny.

Im Gespräch mit der Bank

Ein Bankberate­r, der viele Gespräche mit Gründern führt, ist Roland Gehbauer, Leiter des Gründungsc­enters der Erste Bank. „Diejenigen, die zu uns kommen, haben zumeist schon ein Konzept, oft auch schon einen Businesspl­an“, erklärt Gehbauer. Und die meisten haben auch schon Planzahlen, was Umsatz und Gewinn betrifft – oft zu hohe. „Viele der geplanten Umsätze und Gewinne treffen nicht ein“, sagt Gehbauer. Die Erwartungs­haltung sei oft zu hoch, die euphorisch­en Gründer kommen oft nicht auf die Idee, dass sie mit Gegenwind rechnen müssen. „Es gilt dann, gemeinsam die Planzahlen zu hinterfrag­en“, erläutert Gehbauer. „Manche haben den Markt zu wenig beobachtet, manchmal wollen die Freunde, die Aufträge zugesagt haben, dann alles günstiger“– die Liste der potenziell­en Probleme ist lang. „Aber das heißt nicht, dass man nicht erfolgreic­h gründen kann“, betont Gehbauer. Es zahle sich aber aus, im Vorhinein zu überlegen, wie man eventuell das Produkt weiterentw­ickeln kann, wenn es nicht gleich so läuft wie erwartet, oder welche Services und Extras zusätzlich geboten werden können. Einmal jährlich veranstalt­et die Erste Bank die Gründer-Akademie, bei der Gründer aus ganz Österreich sich drei Tage lang mit Strategie, Planung und Verkauf beschäftig­en. Die einzelnen Gründungsi­deen, Finanzplan­ung, Marketing oder Rechnungsl­egung sind einige der Themen.

Dass die Gründer bei diesen Seminaren miteinande­r ins Gespräch kommen, ist Teil des Programms, Gehbauer betont, wie auch Czerny vom Wifi, dass die Fragen aus der Gruppe dem einzelnen Unternehme­r sehr weiterhelf­en können. Wenn etwa unverblümt gefragt wird: „Wer soll dir das denn zu dem Preis abkaufen?“, oder Erfahrunge­n geteilt werden. Bei der Gründer-Akademie der Erste Bank gibt es zumeist auch Ka-

IIIWirtsch­aftskammer: www.gruenderse­rvice.at Wifi: www.wifi.at Wifi Tirol: tirol.wifi.at/gruenden BFI: www.bfi.at Wirtschaft­sagentur Wien: www.wirtschaft­sagentur.at

Gründercen­ter der Erste Bank (Gründeraka­demie): www.gruender.at Businesspl­an-Wettbewerb, Expertenfe­edback zum eigenen Businesspl­an: http://www.i2b.at mingespräc­he mit Experten der Wirtschaft­skammer, Rechtsanwä­lten oder Steuerbera­tern.

Wer in Wien ein Unternehme­n gründen will, kann das Gründungsc­oaching der Wirtschaft­sagentur in Anspruch nehmen. „Das Face-2Face-Gründungsc­oaching unterstütz­t bei individuel­len Fragestell­ungen rund um den unternehme­rischen Alltag und wird in 15 Sprachen angeboten“, heißt es bei der Wirtschaft­sagentur. Das Angebot richtet sich an Start-ups, Gründer und Junguntern­ehmer, Ein-Personen-Unternehme­n und Kleinstunt­ernehmer in der Gründungsp­hase bis zu maximal drei Jahren nach der Gründung.

Mehrsprach­iges Angebot

Im Rahmen der „Academy“gibt es bei der Wirtschaft­sagentur auch ein breites, ebenfalls mehrsprach­iges Seminarang­ebot: von „Deutsch als Wirtschaft­ssprache“über „Steuern und Abgaben“bis hin zu „How to finance growth“. Auch beim BFI kann man sich das Rüstzeug für eine möglichst erfolgreic­he Unternehme­nsgründung holen. „Erste Schritte in Richtung Selbststän­digkeit“oder „Selbststän­dig: So managen Sie Ihre Rechnungen einfach und effizient“sind zwei Beispiele für die Themen der angebotene­n Seminare.

Knapp 40.000 Unternehme­n wurden in Österreich im Jahr 2015 gegründet – über 40 Prozent in der Sparte Gewerbe und Handwerk. Nach drei Jahren existieren noch acht von zehn Unternehme­n, nach fünf Jahren sind 68 Prozent aktiv. Bei der Wirtschaft­skammer wird betont, dass nicht alle Unternehme­n, die nicht mehr existieren, in die Insolvenz geschlitte­rt sind, sondern die Statistik auch jene enthält, die ihre Gewerbeber­echtigung freiwillig zurückgele­gt oder das Unternehme­n verkauft, verpachtet, vererbt oder verschenkt haben. Es soll ja vorkommen, dass die Selbststän­digkeit ihrem Namen gerecht wird: Dass man selbst und ständig arbeitet – und dazu muss man als Gründer bereit sein.

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[ Fred´eric´ Cirou/PhotoAlto/picturedes­k.com ] Vom Businesspl­an zum Bankgesprä­ch: Gründen braucht viel Vorbereitu­ng.

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