Wenn Designer Geschichten erzählen
Grafikdesign. Die Arbeit von Grafikern ist vielfältiger und gleichzeitig spezialisierter als früher. Werbegrafiker müssen multimedial gestalten und ihre Idee in eine Story verpacken können.
Dass heute kaum mehr von Grafikern, sondern von Grafikdesignern die Rede ist, zeigt, wie sehr sich das Berufsbild wandelt. Der synonym gebrauchte Begriff Kommunikationsdesigner weist zudem darauf hin, dass sich der Schwerpunkt zumindest bei der angewandten Kunst in Richtung Medienarbeit verschiebt: Grafikdesigner arbeiten heute vorwiegend am Computer.
Storytelling
Diesem Umstand trägt die Werbeakademie (Tochtergesellschaft des Wifi Wien) mit einem kompakten Weiterbildungsformat Rechnung. Vom zweisemestrigen Diplomlehrgang Design und Narration sollen vor allem Personen profitieren, die bereits Erfahrungen in Grafikdesign, Marketing und visueller Kommunikation mitbringen. Im Mittelpunkt steht der Begriff Storytelling, der unter Grafikern noch nicht so gängig ist wie bei Textern. Gemeint ist damit die Kunst, Inhalte in gut erzählte Geschichten zu verpacken und sie über die ideal passenden Medien zu kommunizieren.
In welchen Situationen sind Grafiker damit konfrontiert, gut erzählen zu müssen? Lehrgangsleiterin Barbara Rechbach nennt als Beispiel eine Pitch-Situation, also die Präsentation einer Agentur, die sich um den Werbeetat eines potenziellen Kunden bewirbt. „Eine Geschichte mit dem richtigen Einsatz von Medien hilft mir, diese verständlich zu machen, emotional rüberzubringen, weg vom Verkaufen, hin zum Erzählen.“Im Lehr- gang gehe es darum, das Wesen einer solchen „guten Story“zu vermitteln – den roten Faden der Geschichte, der die Bedürfnisse des Kunden, des Users und des Markts zusammenhalte.
Die Werbeakademie bietet auch ein Bachelor-Aufbauprogramm, das in Kooperation mit der englischen Staffordshire University entwickelt wurde und deren Curriculum folgt. Unterrichtssprache ist Englisch, englischsprachig sind auch die Zeugnisse und der am Ende verliehene Bachelor-Degree BA (Hons) Graphic Design. Es wendet sich an Absolventen der zweijährigen Fachausbildung für Grafikdesign der Werbeakademie und an Bewerber mit einer vergleichbaren Ausbildung (beispielsweise der Grafischen in Wien oder den Werbedesignakademien Salzburg und Innsbruck).
Mediendesign
An der FH Joanneum in Graz wird der Masterstudiengang Communication, Media and Interaction Design angeboten, der die Richtungen Kommunikation, Medien und Interaction Design sowie seit 2014 auch Sound Design – in Kooperation mit der Kunstuniversität Graz – vermittelt. Laut Studiengangsleiter Josef Gründler wird das Programm vor allem von Studierenden mit Designhintergrund besucht. „Sie kommen entweder aus einem Studium wie Architektur, Kunstgeschichte oder Ähnlichem oder aus dem Berufsleben, arbeiten also selbstständig oder in Agenturen“, sagt Gründler. Ein geringer Prozentsatz habe einen rein künstlerischen Hintergrund.
Zulassungsvoraussetzung ist der Abschluss eines facheinschlägigen Bachelors oder bestimmter technischer, künstlerischer oder geisteswissenschaftlicher Studien. Grafiker ohne akademischen Abschluss werden an einen Bachelorstudiengang (etwa den DesignStudiengang der FH Joanneum) verwiesen, von wo meistens ein Quereinstieg in einem höheren Semester möglich ist – und danach der Masterstudiengang.
Für berufstätige Grafiker eignet sich auch der zweisemestrige berufsbegleitende Universitätslehrgang Buchgestaltung an der Privatuniversität St. Pölten New Design University (NDU). Hier beschäftigt man sich mit allen Stadien des Buchdesigns und der -produktion. „Dabei sind nicht nur Fachleute aus dem grafisch-gestalterischen Bereich willkommen, sondern auch aus der LiteraturEcke, Journalisten, Marketingfachleute, Architekten, Kunsthistoriker und Kulturmanager“, so Gabriele Lenz, Lehrgangsleiterin und selbst vielfach prämierte Buchdesignerin. Sie freut sich darüber, dass der interdisziplinäre Ansatz schon im ersten Jahrgang umgesetzt werden konnte. „Alle haben sich den Herausforderungen in Grafikdesign, Typografie, Designtheorie, Projektmanagement und Bildkompetenz gestellt und realisieren jeweils ein Buchprojekt in Form eines Prototyps“, sagt Lenz. „Das Büchermachen gehört zu den komplexeren Aufgaben und bildet sich in der Konzeption, Herausgeberschaft und Gestaltung in den Bereichen Architektur, Fotografie, Kunst und Literatur ab.“
Wer die Möglichkeit zu einer längeren Auszeit vom Beruf hat, kann auch ein Vollzeitstudium ins Auge fassen. Gabriele Lenz empfiehlt etwa das Bachelorstudium der NDU Grafik- und Informationsdesign für Personen, die von Graphic Novels (Comics im Buchformat, oft für Erwachsene), Letterpress (Schöndruck) und Vervielfältigungstechniken fasziniert sind. Um ein besonderes Interesse an Illustration weiterzuverfolgen, eigne sich das Masterstudium Visuelle Kommunikation an der Kunstuniversität Linz. Eine weitere Möglichkeit: das NDU-Masterstudium Raum- und Informationsdesign. Es ist als Weiterbildung für Grafiker wie Architekten konzipiert, sodass beide Berufsgruppen voneinander lernen können. Berufsverband der Grafikdesigner, Illustratoren und Produktdesigner: