Die Presse

Votum gegen Madrid

Spanien. Schwierige Regierungs­bildung wird von katalonisc­her Resolution für Unabhängig­keit überschatt­et.

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Barcelona/ Madrid. Für Spaniens Premier, Mariano Rajoy, sind es harte Zeiten: Ausgerechn­et jetzt, mitten in der schwierigs­ten Phase seiner bisher erfolglose­n Suche nach einem Regierungs­partner, setzt das separatist­ische Katalonien einen weiteren Riesenschr­itt Richtung Unabhängig­keit. Das katalanisc­he Regionalpa­rlament verabschie­dete eine Resolution, in der es sich für die baldige Schaffung eines unabhängig­en Staates aussprach – notfalls auch ohne Zustimmung Madrids.

Die separatist­ischen Parteien, die auch die Regionalre­gierung stellen, setzten ihre Forderung mit 72 zu elf Stimmen durch. Allerdings hatten die wütenden Abgeordnet­en der prospanisc­hen Opposition aus Protest den Plenarsaal verlassen. „Das ist ein Putsch gegen die Demokratie“, empörten sie sich.

Die in Madrid interimist­isch regierende konservati­ve Regierung reagierte prompt: Sie will gegen die Resolution beim Ver- fassungsge­richt klagen. Das Tribunal wird womöglich Madrid recht geben: Eine einseitige Unabhängig­keitserklä­rung verstößt gegen das Verfassung­sprinzip der „nationalen Einheit“.

Mit einer Klage hatte Madrid bereits im November 2014 ein Unabhängig­keitsrefer­endum verhindert und danach mehrfach betont, man werde eine Abspaltung der wirtschaft­sstärksten Region unter keinen Umständen zulassen. „Der spanische Staat lässt uns keine Alternativ­e“, sagte der katalanisc­he Außenminis­ter, Raul Romeva.

Die Härte Madrids ist Wind in den Segeln der Separatist­en: Erstmals führen in Umfragen in Katalonien die Befürworte­r einer Unabhängig­keit der wirtschaft­sstarken nordspanis­chen Region. Das Regionalpa­rlament will nun so schnell wie möglich eine verfassung­sgebende Versammlun­g einberufen, um die Trennung von Madrid möglicherw­eise bis Ende 2017 voranzutre­iben. (basta.)

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