Die Presse

Schützen, Schnaps und Blasmusik: Das Schaulaufe­n hat begonnen

Salzburger Festspiele. Die Eröffnung ist ein Ritual – für die, die in die Felsenreit­schule gehen, und die, die draußen bleiben. Heuer wurde das Ritual verändert.

- VON CLAUDIA LAGLER

Es ist ein bisschen anders als sonst: Auf dem Residenzpl­atz spielt nicht die Militärmus­ik, sondern die Trachtenmu­sikkapelle Golling. Statt der Ehrenkompa­nie des Bundesheer­es sind die Historisch­en Strubersch­ützen Golling vom Festspielh­aus zum Residenzpl­atz marschiert, um die Ehrengäste zu empfangen. Der Grund für die kleine Änderung im sonst sehr traditione­llen Protokoll rund um die Eröffnung der Festspiele: Der Empfang mit militärisc­hen Ehren anlässlich des Auftakts des Festivals ist dem Bundespräs­identen vorbehalte­n. Für Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures, die die offizielle Eröffnung in der Felsenreit­schule vornimmt, gibt es Schützen und Blasmusik.

Bundespräs­ident außer Dienst Heinz Fischer und seine Frau Margit – von Festspielp­räsidentin Helga RablStadle­r als „First Couple“begrüßt – sind trotzdem da. Sie spazieren wie eh und je händeschüt­telnd an den Schaulusti­gen vorbei, die in der Hofstallga­sse das traditione­lle Spalier gebildet haben. „Ich bin jedes Jahr da. Ich schaue, wer kommt und was sie anhaben“, erzählt eine ältere Dame aus Salzburg. Als sie von einem Besucher eine übrige Karte für den Festakt angeboten bekommt, lehnt sie ab. „Ich bin dafür nicht schön genug angezogen.“Auch ihre Nachbarin bleibt lieber draußen und sieht sich die mehr oder weniger Prominente­n vom Straßenran­d aus an.

Zum ersten Mal in neuer Funktion dabei: Bundeskanz­ler Christian Kern. Auf dem Residenzpl­atz nimmt er tapfer den obligaten Ehrenschna­ps der Marketende­rinnen, dann spaziert er gemeinsam mit seiner Frau Evelyn, den Regierungs­kollegen Reinhold Mitterlehn­er, Thomas Drozda, Andrä Rupprechte­r, Sophie Karmasin und Harald Mahrer sowie Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer durch die Altstadt zum Festspielh­aus. Es ist ein ständiges Händeschüt­teln, Winken und Stehenblei­ben, um ein paar Worte zu wechseln.

Diese Ungezwunge­nheit macht einen Teil des Charmes des Eröffnungs­rituals aus – auch wenn das Polizeiauf­gebot im Festspielb­ezirk angesichts der Attentate in Deutschlan­d und Frankreich sichtlich größer ist als in den Jahren zuvor. Unter den Gästen des Festakts sind auch Erbprinz Alois und Sophie von und zu Liechtenst­ein, die am Freitag eine Ausstellun­g mit Meisterwer­ken ihrer Kunstsamml­ung im Domquartie­r eröffnen.

Sowohl für die rote als auch für die schwarze Reichshälf­te hat das Salzburger Eröffnungs­programm schon am Mittwochab­end begonnen: Landes- hauptmann Wilfried Haslauer hat als Präsident der Internatio­nal Salzburg Associatio­n (ISA) zum traditione­llen Galadiner ins Schloss Leopoldskr­on gebeten. Der Aperitif konnte gerade noch auf der Terrasse des Schlosses stattfinde­n, ehe sich angesichts des herannahen­den Sommergewi­tters alle Gäste ins Innere retteten. Unter den Gästen waren auch Festspielp­räsidentin Rabl-Stadler, der künftige Festspieli­ntendant Markus Hinterhäus­er, Galerist Thaddaeus Ropac, Opernstar Anna Netrebko, ihr Mann Yusif Eyvazov und die 97-jährige „Mamarazza“Fürstin Manni Sayn-Wittgenste­in-Sayn, die wie immer fleißig fotografie­rte. Die Wirtschaft war etwa mit Elisabeth Schaeffler, den Media-Markt-Gründern Helga und Ernst Kellerhals sowie SacherChef­in Elisabeth Gürtler vertreten.

Ansturm auf den Kanzler

Die SPÖ hatte wenige hundert Meter entfernt die Stiegl-Brauwelt gebucht, um SP-Chef Kern den Genossen zu präsentier­en. Mit diesem Ansturm hat die Salzburger SPÖ nicht gerechnet: Mehr als 1000 Menschen wollten den Kanzler sehen. Viel Betrieb im Festspielb­ezirk gibt es auch in den nächsten Tagen: Am Freitag stehen neben der Premiere von „Cos`ı fan tutte“der Empfang der Salzburger Industriel­lenvereini­gung im M32, die Audi Night und die Verleihung des Österreich­ischen Staatsprei­ses für europäisch­e Literatur an den polnischen Autor Andrzej Stasiuk auf dem Programm.

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[ APA] Bundeskanz­ler Christian Kern, Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er und Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures mit Schnaps auf dem Domplatz.

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