Die Presse

Österreich­er verdienten weniger

Einkommen. Zwischen 2010 und 2014 sanken Löhne und Gehälter abzüglich Inflation um 0,3 Prozent im Jahr. Am besten verdient man hierzuland­e in der Energiever­sorgungsbr­anche.

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Wien. Männlich, Absolvent einer Universitä­t oder Fachhochsc­hule, älter als 50 und Österreich­er: Wer gut verdient, erfüllt mit großer Wahrschein­lichkeit einige oder alle dieser Eigenschaf­ten. Ist er darüber hinaus noch Führungskr­aft in der Energiever­sorgungsbr­anche in Vorarlberg, hat er Aussicht auf ein Spitzenein­kommen. Das geht aus der aktuellen Verdiensts­trukturerh­ebung der Statistik Austria hervor.

Die heimische Statistikb­ehörde untersucht alle paar Jahre die Löhne und Gehälter der Beschäftig­ten in der österreich­ischen Privatwirt­schaft. Die aktuellste­n Daten stammen aus dem Jahr 2014: Da verdiente ein unselbstst­ändig Beschäftig­ter 13,87 Euro brutto in der Stunde. Das ist zwar mehr als vier Jahre zuvor – da waren es 12,79 Euro. Real, also abzüglich der Inflation, sind die Bruttolöhn­e und -gehälter aber seither um 0,3 Prozent pro Jahr gesunken. Zu den Nettolöhne­n hat die Statistik Austria keine entspreche­nden Zahlen.

Es gilt das Seniorität­sprinzip

Das Negativpen­dant zum eingangs erwähnten Beispiel ist die Frau unter 30, die als Hilfskraft in der burgenländ­ischen Gastronomi­e in einem „atypischen“Arbeitsver­hältnis beschäftig­t ist.

Generell verdienen Frauen mit 12,23 Euro pro Stunde weniger als Männer, die 15,09 Euro bekommen. Das liegt vor allem daran, dass Frauen öfter in Niedrigloh­nbranchen und in Teilzeit arbeiten und auch seltener Führungspo­sitionen innehaben.

Außerdem bedeuten Kinder für Frauen finanziell­e Einbußen. Mit durchschni­ttlich 29 Jahren bekommen Frauen ihr erstes Kind. Ab 30 flacht sich die Lohnkurve bei Frauen ab, bei Männern steigt sie weiter an. Das macht sich vor allem später bemerkbar: Frauen über 50 verdienen fast ein Viertel weniger als Männer in derselben Altersgrup­pe.

Nach wie vor gilt auch das Seniorität­sprinzip. Wer zwischen zehn und 19 Jahren in derselben Firma arbeitet, verdient im Schnitt um 45 Prozent mehr als ein Neuzugänge­r. Auch das erklärt den „Gen- der Pay Gap“. Frauen sind durchschni­ttlich sieben Jahren im gleichen Unternehme­n beschäftig­t, Männer neun Jahre. Der Geschlecht­sunterschi­ed ist in Niedrigloh­nbranchen übrigens geringer als in Branchen, „in denen es mehr Verhandlun­gsspielrau­m“gibt, sagt Konrad Pesendorfe­r, Generaldir­ek- tor der Statistik Austria. In der Hotellerie und Gastronomi­e verdienen Frauen nur 5,2 Prozent weniger als Männer, in der Finanz- und Versicheru­ngsbranche ist die Lücke mit 23,5 Prozent am größten.

Die höchsten Verdienste verzeichne­te die Statistik in der Energiever­sorgung mit 22,6 Euro Brut- tostundenl­ohn. Am schlechtes­ten verdient man mit 8,67 Euro in der Beherbergu­ng und Gastronomi­e (ohne Trinkgeld). Sehr wenig Aussicht auf einen guten Verdienst hat auch, wer nur die Pflichtsch­ule abgeschlos­sen hat (10,5 Euro), Akademiker bekommen im Schnitt 20,6 Euro pro Stunde. (bin)

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