Die Presse

Die Konkurrenz sieht alt aus

Facebook. Das weltgrößte Online-Netzwerk profitiert von wachsenden Werbeeinna­hmen infolge neuer Services auf mobilen Geräten.

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San Francisco. Sollte das US-Justizmini­sterium Facebook tastsächli­ch wegen Steuerhint­erziehung drankriege­n, dann kann das weltweit größte Online-Netzwerk die Strafe wahrschein­lich aus der Handkassa zahlen. Denn Facebook hält allen Unkenrufen zum Trotz das rasante Wachstumst­empo bei. Wie schon im Jahresanfa­ngsquartal konnte das Unternehme­n dank stark steigender Werbeeinna­hmen den Nettogewin­n auch im zweiten Quartal fast verdreifac­hen. Er schnellte überrasche­nd kräftig von 715 Mio. auf 2,05 Mrd. Dollar, teilte das Unternehme­n mit.

Auch mit dem Umsatzwach­stum von 60 Prozent auf 6,44 Mrd. Dollar konnte Facebook die Analystene­rwartungen weit übertreffe­n. Die Zahl der monatliche­n Nutzer des Konzerns, zu dem auch das Messaging-Angebot WhatsApp sowie die Foto- und Video-App Instagram gehören, stieg um 15 Prozent auf 1,71 Milliarden. Und, was besonders wichtig ist: Facebook steigert auch die Erlöse pro Nutzer. Im Schnitt wuchsen sie im Vergleich zum Vorquartal von 3,32 auf 3,82 Dollar. Damit hängt Facebook auch den Rivalen Twitter immer weiter ab.

An der Börse kamen diese Rekordwert­e sehr gut an: Die Aktie schoss nachbörsli­ch um sechs Prozent nach oben und markierte ein Rekordhoch bei über 130 Dollar. Vor allem der Ausbau der mobilen Anwendunge­n und der Videofunkt­ionen zahlt sich für Facebook immer mehr aus. Zumal die Nutzer die verschiede­nen Anwendunge­n zugleich immer länger nutzten, wie Konzernche­f Mark Zuckerberg erläuterte.

Das Unternehme­n zog mit diesen Services auch weitere Werbekunde­n an. Zugleich machten Bestandsku­nden mehr Geld für Anzeigen auf Smartphone­s und Tablets locker. Die Werbeeinna­hmen sind weiterhin Facebooks wichtigste Einnahmequ­elle: Sie legten um 63 Prozent auf 6,2 Mrd. Dollar zu. Die Anzeigener­löse auf mobilen Geräten machen jetzt schon 84 Prozent der gesamten Werbeeinna­hmen aus, vor Jahresfris­t waren es noch 76 Prozent.

Facebook habe gezeigt, dass man auch als großes Unternehme­n noch innovativ sein könne, sagte Branchenex­perte Patrick Moorhead vom Analysehau­s Moor Insights & Strategy. „Was sehr gut funktionie­rt hat, ist der schnelle Wandel des Geschäfts vom PC hin zu mobilen Geräten. Das war beim Börsengang vor vier Jahren noch die große Frage.“

Twitter im Hintertref­fen

Mit seinem Turbowachs­tum lässt Facebook den Rivalen Twitter immer weiter hinter sich. Für diesen lief es im zweiten Quartal gar nicht rund. Konkurrent­en wie Snapchat und Instagram setzen dem OnlineKurz­nachrichte­ndienst zu und brockten ihm das geringste Umsatzwach­stum seit dem Börsengang 2013 ein. Die Erlöse stiegen binnen Jahresfris­t um etwa ein Fünftel auf 602 Mio. Dollar. Zwar verringert­e sich der Nettoverlu­st um gut ein Fünftel auf 107,2 Mio. Dollar, die durchschni­ttliche Zahl der im Monat aktiven Nutzer stieg allerdings nur um rund ein Prozent zum Vorquartal auf 313 Millionen. Die Twitter-Aktie verlor am Mittwoch 14 Prozent. (ag./eid)

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[ Reuters ] Facebook macht Zuckerberg reich.

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