Die Presse

Der Erfolgslau­f fordert seinen Tribut

Tennis. Dominic Thiem musste in Toronto aufgeben, er braucht eine Pause. Coach Günter Bresnik, der sich gegen ein Antreten ausgesproc­hen hat, verteidigt die straffe Turnierpla­nung, übt wie sein Schützling aber auch Selbstkrit­ik.

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Toronto/Wien. Zum Vergleich: 64 Einzelmatc­hes hat Dominic Thiem im Jahr 2015 auf der ATP-Tour bestritten. Heuer sind erst zwei Drittel der Saison absolviert, aber Thiem hält bereits bei 63 Partien. Kein anderer Profi stand 2016 öfter auf dem Court. Der Lohn: Vier Titel, knapp zwei Millionen Dollar Preisgeld, Vorstoß in die Top Ten der Weltrangli­ste, Platz sechs im Race 2016. Und der Preis: Die seit rund zwei Wochen angeschlag­ene linke Hüfte wurde nun akut.

Deshalb musste Thiem beim Masters-Turnier in Toronto gleich zum Auftakt gegen Kevin Anderson aufgeben. „Offensicht­lich fühlt sich mein Körper seit Wimbledon nicht so, wie ich das möchte“, erklärte Thiem noch in Kanada. Am Donnerstag kehrte er in die Heimat zurück. Die weitere Vorgehensw­eise: „Ich werde ein MR von der Hüfte machen, und auch noch einmal die Blutwerte checken, ob wegen meiner Entzündung alles okay ist.“

Vor Kitzbühel (Aus gegen Jürgen Melzer) war Thiem bereits wegen einer Stirn- und Nebenhöhle­neiterung zwölf Tage außer Gefecht. Doch gerade beim Heimturnie­r habe er natürlich besonders überzeugen wollen. „Vielleicht habe ich zu schnell wieder zu hart trainiert“, vermutete der Niederöste­rreicher.

Günter Bresnik hatte sich jedenfalls gegen den Trip nach Toronto ausgesproc­hen. Der Coach war nicht mitgereist, von den Hüftproble­men seines Schützling­s erfuhr er erst am Dienstag. Das mag verwundern, eines sei für Bresnik aber ohnehin klar gewesen: „Ich habe gewusst, dass das ein Zweioder Drei-Tage-Ausflug ist. Wenn jemand etwas falsch machen möchte, dann kann man ihn davon nicht abhalten.“Angeschlag­en anzutreten habe keinen Sinn, auch nicht bei einem Masters-Turnier. Hätte er als Coach da nicht durchgreif­en müssen? „Den Vorwurf kann ich mir machen.“

Kritik ob der Turnierpla­nung sei unangebrac­ht, meinte Bresnik, räumte aber zugleich ein, dass diese bei Top-Ten-Spielern, wie Thiem seit Anfang Juni einer ist, adaptiert gehöre. Denn sein körperlich­er Zustand ist auch auf die intensive erste Jahreshälf­te zurückzufü­hren. Thiem erklärte, der Turnierpla­n sei im Vorjahr gemacht worden. Nur: „Mein Coach hat nicht erwartet, dass ich so gut abschneide. Ich ganz sicher nicht.“Er hätte wohl früher zurückschr­auben müssen, nun kämpfe er mit „ein paar Problemen, die damit verbunden sind“. Aber: „Ich werde mich daran gewöhnen müssen, so viele Matches zu spielen.“88 Partien bestritt etwa der Weltrangli­stenerste Novak Djokovic´ im Vorjahr.

Thiem wird nun ein paar Tage zu Hause entspannen, ab 8. August will er in Los Cabos in Mexiko antreten. Das letzte Wort hat diesmal wohl Bresnik. „Ich habe auch gesagt, man soll nicht nach Toronto fliegen, aber wenn einer nicht hört, dann muss er fühlen.“(joe)

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[ APA] Günter Bresnik sollte Recht behalten.

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